Er hat die Seiten gewechselt
Regionalliga Am Freitag trifft der SSV Ulm 1846 Fußball auf die TSG Balingen.
Für Spatzen-verteidiger Cedric Guarino ist es ein ganz besonderes Duell
Ulm Nein, an Ulm hat er eigentlich keine guten Erinnerungen. In der vergangenen Saison traf Cedric Guarino mit der TSG Balingen drei Mal auf die Spatzen. Drei Mal gab es krachende Niederlagen: 0:3 und 0:4 in der Regionalliga und eine weitere 0:3-Abfuhr im Finale des württembergischen Verbandspokals Ende Mai. „Es war alles recht eindeutig. Wir hatten keine Chance“, sagt der 23-Jährige. Am Freitag (19 Uhr) stehen sich der SSV Ulm 1846 Fußball und die TSG Balingen im Donaustadion erneut gegenüber. An der Rollenverteilung dürfte sich nichts geändert haben. Das Team aus dem Zollernalbkreis ist Vorletzter, die Hausherren Tabellenzweiter. Für Guarino ist es trotzdem ein besonderes Spiel, denn der Linksverteidiger hat im Sommer die Seiten gewechselt, spielt jetzt bei den Spatzen und hat sich dort in kürzester Zeit einen Stammplatz erkämpft.
Guarino weiß noch nicht so recht, wo genau auf der persönlichen Skala der Emotionen er diese Partie einordnen soll. Da sind einerseits die Mitspieler und Wegbegleiter von früher, auf die er sich freut. „Aber es ist längst nicht mehr die Mannschaft, in der ich gespielt habe. Es sind einige Spieler gegangen, andere neu dazugekommen. Spätestens, wenn wir auf dem Platz stehen, wird all das, was mal war, vergessen sein. Eigentlich ist es ein ganz normales Regionalliga-spiel“, sagt er.
Wirklich? Die TSG Balingen war für den 23-Jährigen eine Art Sprungbrett. Für diesen Klub hat er das erste Viertliga-spiel seiner jungen Laufbahn bestritten. Aber es ging für die TSG immer nur ums sportliche Überleben. Für einen ehrgeizigen Kicker wie Guarino war das eben irgendwann zu wenig. Er wagte den Schritt zu den Ulmern, die er bis dato von seinen Stationen bei den Stuttgarter Kickers, beim VFB Stuttgart, dem 1. FC Heidenheim und den Balingern nur als große Konkurrenten kannte. Jetzt steht er regelmäßig in der Startelf der Spatzen – und staunt manchmal selbst darüber, wie schnell er sich an das neue Umfeld und das höhere Pensum gewöhnt hat.
„In Balingen haben wir weniger trainiert und ich habe nebenher noch mein Studium gemacht. Ich bin ohne große Ansprüche nach Ulm gewechselt. Es gab auch noch ein paar Fragezeichen. Wie zum Beispiel reagiert der Körper auf mehr Training? Wie werde ich mich einfügen? Es hat alles recht schnell und gut funktioniert. Darüber bin ich glücklich und genieße den Moment“, sagt der Verteidiger.
Auf der Wunschliste manches namhaften Vereins stand der 23-Jährige schon länger. Seinen Fokus legte er in den vergangenen Jahren aber erst einmal auf das Studium. Die letzten dreieinhalb Jahre hat er fleißig gepaukt, inzwischen seine Bwl-bachelorarbeit erfolgreich gemeistert. „Es war schon eine große Herausforderung, das alles neben dem Fußball-alltag noch zu managen. Da gibt’s die Prüfungsphase, in der man lernen muss und trotzdem Spiele hat. In den Semesterferien wird noch gekickt, in der Sommerpause läuft das Studium wieder“, erzählt er. Es sei ihm aber wichtig gewesen, diese berufliche Weiche so früh wie möglich zu stellen. „Weil das Fußballgeschäft so schnelllebig ist. So habe ich in der Hinterhand immer das Studium. Aber die volle Konzentration gilt jetzt erst einmal dem SSV Ulm 1846 Fußball“, meint Guarino.
Beim Treffen mit dem Ex-klub sei am Freitag wohl wieder Geduld gefordert. Der 23-Jährige glaubt: „Balingen wird sehr defensiv auftreten. Für uns ändert sich daher eigentlich nicht viel. Es wird wichtig sein, dass wir ein frühes Tor machen.“Ihm als Abwehrspieler ist auch eine Statistik wichtig: Seit drei Spielen haben die Ulmer kein Gegentor mehr kassiert. Guarino: „Wir stehen defensiv inzwischen deutlich besser. Die Serie wollen wir noch ein bisschen ausbauen.“