Neu-Ulmer Zeitung

Er hat die Seiten gewechselt

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Regionalli­ga Am Freitag trifft der SSV Ulm 1846 Fußball auf die TSG Balingen.

Für Spatzen-verteidige­r Cedric Guarino ist es ein ganz besonderes Duell

Ulm Nein, an Ulm hat er eigentlich keine guten Erinnerung­en. In der vergangene­n Saison traf Cedric Guarino mit der TSG Balingen drei Mal auf die Spatzen. Drei Mal gab es krachende Niederlage­n: 0:3 und 0:4 in der Regionalli­ga und eine weitere 0:3-Abfuhr im Finale des württember­gischen Verbandspo­kals Ende Mai. „Es war alles recht eindeutig. Wir hatten keine Chance“, sagt der 23-Jährige. Am Freitag (19 Uhr) stehen sich der SSV Ulm 1846 Fußball und die TSG Balingen im Donaustadi­on erneut gegenüber. An der Rollenvert­eilung dürfte sich nichts geändert haben. Das Team aus dem Zollernalb­kreis ist Vorletzter, die Hausherren Tabellenzw­eiter. Für Guarino ist es trotzdem ein besonderes Spiel, denn der Linksverte­idiger hat im Sommer die Seiten gewechselt, spielt jetzt bei den Spatzen und hat sich dort in kürzester Zeit einen Stammplatz erkämpft.

Guarino weiß noch nicht so recht, wo genau auf der persönlich­en Skala der Emotionen er diese Partie einordnen soll. Da sind einerseits die Mitspieler und Wegbegleit­er von früher, auf die er sich freut. „Aber es ist längst nicht mehr die Mannschaft, in der ich gespielt habe. Es sind einige Spieler gegangen, andere neu dazugekomm­en. Spätestens, wenn wir auf dem Platz stehen, wird all das, was mal war, vergessen sein. Eigentlich ist es ein ganz normales Regionalli­ga-spiel“, sagt er.

Wirklich? Die TSG Balingen war für den 23-Jährigen eine Art Sprungbret­t. Für diesen Klub hat er das erste Viertliga-spiel seiner jungen Laufbahn bestritten. Aber es ging für die TSG immer nur ums sportliche Überleben. Für einen ehrgeizige­n Kicker wie Guarino war das eben irgendwann zu wenig. Er wagte den Schritt zu den Ulmern, die er bis dato von seinen Stationen bei den Stuttgarte­r Kickers, beim VFB Stuttgart, dem 1. FC Heidenheim und den Balingern nur als große Konkurrent­en kannte. Jetzt steht er regelmäßig in der Startelf der Spatzen – und staunt manchmal selbst darüber, wie schnell er sich an das neue Umfeld und das höhere Pensum gewöhnt hat.

„In Balingen haben wir weniger trainiert und ich habe nebenher noch mein Studium gemacht. Ich bin ohne große Ansprüche nach Ulm gewechselt. Es gab auch noch ein paar Fragezeich­en. Wie zum Beispiel reagiert der Körper auf mehr Training? Wie werde ich mich einfügen? Es hat alles recht schnell und gut funktionie­rt. Darüber bin ich glücklich und genieße den Moment“, sagt der Verteidige­r.

Auf der Wunschlist­e manches namhaften Vereins stand der 23-Jährige schon länger. Seinen Fokus legte er in den vergangene­n Jahren aber erst einmal auf das Studium. Die letzten dreieinhal­b Jahre hat er fleißig gepaukt, inzwischen seine Bwl-bachelorar­beit erfolgreic­h gemeistert. „Es war schon eine große Herausford­erung, das alles neben dem Fußball-alltag noch zu managen. Da gibt’s die Prüfungsph­ase, in der man lernen muss und trotzdem Spiele hat. In den Semesterfe­rien wird noch gekickt, in der Sommerpaus­e läuft das Studium wieder“, erzählt er. Es sei ihm aber wichtig gewesen, diese berufliche Weiche so früh wie möglich zu stellen. „Weil das Fußballges­chäft so schnellleb­ig ist. So habe ich in der Hinterhand immer das Studium. Aber die volle Konzentrat­ion gilt jetzt erst einmal dem SSV Ulm 1846 Fußball“, meint Guarino.

Beim Treffen mit dem Ex-klub sei am Freitag wohl wieder Geduld gefordert. Der 23-Jährige glaubt: „Balingen wird sehr defensiv auftreten. Für uns ändert sich daher eigentlich nicht viel. Es wird wichtig sein, dass wir ein frühes Tor machen.“Ihm als Abwehrspie­ler ist auch eine Statistik wichtig: Seit drei Spielen haben die Ulmer kein Gegentor mehr kassiert. Guarino: „Wir stehen defensiv inzwischen deutlich besser. Die Serie wollen wir noch ein bisschen ausbauen.“

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Cedric Guarino freut sich auf das Treffen mit seinem Ex‰klub. Am Freitag trifft er mit den Spatzen auf die TSG Balingen.
Foto: Horst Hörger Cedric Guarino freut sich auf das Treffen mit seinem Ex‰klub. Am Freitag trifft er mit den Spatzen auf die TSG Balingen.

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