Klare Kante
Neuvorstellung In der dritten Generation tritt der Nissan Qashqai jetzt deutlich markanter auf. Was an dem Bestseller sonst noch neu ist
Erfolg macht nicht einsam, sondern schafft einem jede Menge Konkurrenz auf den Hals. So erging es den japanischen Autobauern von Nissan anno 2007, als sie mit dem Qashqai eine völlig neue Fahrzeug-kreuzung auf den Markt brachten. Der Cross-over war eigentlich eine Limousine – aber in der Gestalt eines SUV. Schon im ersten Jahr wurden von dem Auto mit dem unaussprechlichen Namen 300 000 Exemplare verkauft. In Europa avancierte der Qashqai sogar zum wichtigsten Produkt. Bis heute wurde drei Millionen von dem in England entwickelten CUV (SUV im C-segment) abgesetzt, weltweit darf man noch mal zwei Millionen drauflegen.
Dazu passt der Name. Qashqai ist zwar laut Nissan eine Anlehnung an das gleichnamige Nomadenvolk im Süden Irans, das für die besondere Qualität seiner Teppiche berühmt ist, hört sich auf Englisch aber verdächtig nach Cash Cow an. Die Bezeichnung für ein Produkt, das sich besonders gut verkauft – und deshalb viel Cash, also Bargeld in die Kassen einer Firma spült.
Von daher dürfte die Motivation hoch gewesen sein, mit der neuen, dritten Generation einen großen Wurf hinzulegen. Zumindest bei den Dimensionen ist das gelungen, denn der Qashqai hat bei Länge, Höhe und Breite überall zugelegt – der Innenraum ist sichtlich und merklich gewachsen. Auffällig ist auch das Design, das zwar das Erimmer wieder zitiert, insgesamt tritt dieser Nissan jetzt jedoch kantiger und markanter auf: Über den Kühler zieht sich eine V-förmige doppelte Chromspange. V für Victory (Sieg) – das ist der Anspruch. Das Interieur des Japaners ist zeitgemäß. Zentrales Display, digitaler Tacho – und Gott sei Dank hat man bei Nissan nicht alle Knöpfe verbannt. Digitales Cockpit – aber mit K(n)öpfchen. So kann man die Klimaanlage mit einem Dreh regulieren, das Scrollen auf dem Navi funktioniert ebenfalls mit einem Knöpfchen, und dass man die Lautstärke ebenfalls noch analog regeln kann, verdient Applaus. Gut funktioniert das teilautonome Fahren, also der Abstandstempomat, allerfolgsmodell dings will die Lenkung schon relativ schnell spüren, dass da noch jemand am Steuer sitzt und rebelliert mit entsprechendem Alarm, wenn die Hand zu lange weg ist.
Ausgemustert hat Nissan bei den Motoren den Diesel. Stattdessen gibt es nur noch zwei Antriebe, wovon die Hybrid-variante erst im nächsten Jahr auf den Markt kommt. Der Qashqai ist in aller Regel mit einem 1,3 Liter großen Benziner ausgestattet, allerdings als Mild-hybrid. Das heißt, hier wird dem Vierzylinder mit einer E-maschine geholfen, die Power bezieht er aus einer kleinen Batterie, die sich beim Fahren auflädt. Das System gibt es entweder mit 140 oder etwas stärker mit 158 PS.
Außerdem kann der geneigte Käufer zwischen zwei Antriebsarten wählen: Als Fronttriebler mit Automatik und Handschalter. Oder als Allrad-qashqai mit der intelligenten Automatik Xtronic, die das Drehmoment zwischen den Achsen verschiebt, je nach Fahrsituation. Mehr Power von vorne, wenn es die Stabilität verlangt, etwa bei Regen oder Schnee. Mehr Kraft von hinten, wenn es um die Beschleunigung geht. Hier bietet der Allradqashqai, den wir auf unseren Testfahrten hatten, allerdings nur Schonkost. Knapp unter zehn Sekunden von 0 auf Tempo 100 – das ist etwas für die gemütliche Fahrerfraktion. Wobei man zugestehen muss: Die Beschleunigung fühlt sich tatsächlich besser an, vor allem weil das Drehmoment bei 1800 Umdrehung schon frühzeitig ansetzt. So richtig Spaß macht jedoch das Fahrwerk, das beachtlich agil ist.