Neu-Ulmer Zeitung

Den Adler durchs Dorf getrieben

- VON MICHAEL POHL

Unionsnach­wuchs übt mit „The Republic“Kampagnen-machen

Berlin Über das Ausmaß des Medienecho­s können sich die Macher von „The Republic“nicht beschweren. „Wir stoppen den politische­n Linksdrift in Deutschlan­d“, verspricht die Plattform und will die „Kampagnenf­ähigkeit der liberalkon­servativen Kräfte“steigern. Die viel gestellte Frage, wer hinter dem Projekt steckt, ist leicht beantworte­t: Der frühere Kommunikat­ionsrefere­nt der Csu-landesgrup­pe Armin Petschner, der es vor zwei Jahren zu kurzer, aber schräger Berühmthei­t gebracht hat.

Mit gruselig blond gefärbtem Haupthaar startete der junge Csureferen­t eine Art Gegenangri­ff auf den blaubehaar­ten Youtuber Rezo, nachdem dieser die Union mit seinem Video „Die Zerstörung der CDU“in Nöte brachte. Anders als Rezo erntete Petschner mit seinen bis zur Lächerlich­keit auf jugendlich getrimmten „Csyou“-videos Spott und Mitleid. Nach zwei Dutzend Folgen verschwand das Projekt, das vielen in der CSU peinlich wurde.

Nun versucht Petschner, mit seiner „The Republic Gmbh“einem anderen Vorbild aus dem linken Lager nachzueife­rn: Die Kampagnenp­lattform „Campact“macht mit Protestakt­ionen gegen die Regierungs­politik zweistelli­ge Millionenu­msätze. „Campact“erregt dabei auch wegen bezahlter Demonstran­ten Schlagzeil­en. Fraglich, ob der 32-jährige Petschner und Jungeunion-mitstreite­nde wie Caroline Bosbach und Jan Stausberg samt 200000 Euro Startkapit­al den „Campact“-profis je das Wasser reichen können: Die ersten Kampagnen, die „Republic“als Sau durchs konservati­ve Dorf jagen möchte, wirken wie eine Fortsetzun­g des „Csyou“-stils. Protest lösen sie vor allem im eigenen Lager aus: Der Unionswahl­kämpfer und Sicherheit­sexperte Peter Neumann nannte die ersten „Republic“-kampagnen gegen „Gender-ideologie“und den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk „Afd-affiner Ramsch“. Mehrere Unionspoli­tiker dementiere­n, dass sie „Republic“unterstütz­en.

Der Grünen-innenpolit­iker Konstantin von Notz spottet auf Twitter über den englischen Namen und das „Republic“-logo mit Us-adler: „Ist mir nicht bürgerlich genug!“

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