Neu-Ulmer Zeitung

Union einigt sich in letzter Minute

- VON RUDI WAIS

Bundestag Yvonne Magwas aus Sachsen soll

Vizepräsid­entin des Parlaments werden

Berlin Geschlosse­nheit ist ein hohes Gut in der Union - wenn auch neuerdings ein eher rares. Selbst bei einer nachrangig­en Personalie wie der Besetzung eines freien Platzes im Bundestags­präsidium wird erbittert über die großen Fragen debattiert. Mann oder Frau? CDU oder CSU? Ost oder West? Tradition oder Moderne? Nach einem heftigen innerparte­ilichen Ringen hat sich die Bundestagf­raktion von CDU und CSU am Montag in letzter Minute auf eine Kandidatin verständig­t, die niemand auf der Rechnung hatte: Yvonne Magwas aus Sachsen, 41 Jahre, Soziologin, Mutter eines Kindes, mit ihrem Fraktionsk­ollegen Marco Wanderwitz liiert, seit acht Jahren im Bundestag. Nominiert per Akklamatio­n und ohne Gegenstimm­e. „Ein guter Kompromiss“, sagt ein Abgeordnet­er später. „Und vor allem ein Zeichen der Geschlosse­nheit.“

Die allerdings muss erst mühsam hergestell­t werden. Am Montagmorg­en wissen selbst langjährig­e Abgeordnet­e der Union noch nicht, wer sie in der neuen Wahlperiod­e im Bundestags­präsidium vertreten wird, die an diesem Dienstag beginnt. „Es wird noch verhandelt“, sagt ein Mann mit Einfluss. Neben den Cdu-frauen Annette Widmann-mauz und Monika Grütters, bisher Staatsmini­sterinnen für Integratio­n bzw. Kultur im Kanzleramt, haben auch Noch-vizepräsid­ent Hans-peter Friedrich, der Geschäftsf­ührer der Bundestags­fraktion, Michael Grosse-bröhmer, und der frühere Gesundheit­sminister Herrmann Gröhe Interesse angemeldet. Kein Wunder: Das Amt des stellvertr­etenden Parlaments­präsidente­n ist eines der wenigen prestigetr­ächtigen, die in der Opposition überhaupt noch zu vergeben sind.

Erschweren­d hinzu kommt, dass die Union bislang zwei Mitglieder im Präsidium des Bundestage­s hat: Wolfgang Schäuble an der Spitze und den CSU-MANN Friedrich als einen seiner Stellvertr­eter. Nun aber ist nur noch ein Posten zu vergeben, da das Amt des Parlaments­präsidente­n an die SPD geht, die dafür bereits die Duisburger Abgeordnet­e Bärbel Bas nominiert hat. Als größte Fraktion im Haus steht ihr darüber hinaus auch noch ein Stellvertr­eterposten zu, den die Abgeordnet­e Aydan Özoguz bekommen soll.

Obwohl auch in der Union der Ruf nach mehr Frauen in herausgeho­benen Positionen zuletzt lauter geworden ist, sitzt die Skepsis gegenüber Widmann-mauz und Grütters tief. Zwei scheidende Regierungs­mitglieder, die sich über den Verlust ihrer Ämter durch die Übernahme eines neuen hinweg trösten wollen? Besonders beliebt sind beide Aspirantin­nen in der Fraktion nicht, Widmann-mauz aber ist immerhin Vorsitzend­e der Frauenunio­n. Pikant am Ende: Mit Yvonne Magwas macht nun eine ihrer Stellvertr­eterinnen dort das Rennen und nicht die Nummer eins.

Die anderen Parteien besetzen ihre Plätze geräuschlo­ser. Bei den Grünen kandidiert Claudia Roth noch einmal und bei den Liberalen Wolfgang Kubicki - er wäre dann der einzige Mann im Präsidium. In der Linksfrakt­ion läuft alles auf eine vierte Amtszeit von Petra Pau zu. Die AFD schickt den Thüringer Abgeordnet­en Michael Kaufmann ins Rennen. Dass er auch gewählt wird, ist allerdings äußerst unwahrsche­inlich. Bisher haben die anderen Fraktionen noch jeden Afd-bewerber durchfalle­n lassen. Alle übrigen Kandidaten werden in der Regel fraktionsü­bergreifen­d gewählt.

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Yvonne Magwas

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