Neu-Ulmer Zeitung

Auf die Pisten, Maske, fertig, los!

- VON HANS‰WERNER RODRIAN UND DORIS WEGNER

Skisaison 3G oder 2G? Hauptsache, es staubt. Skiurlaube­r hoffen sehnsüchti­g auf die neue Winterspor­tsaison,

nachdem die vergangene fast komplett ausfiel

Pisten, Pulver, Skivergnüg­en: Urlauber und Urlauberin­nen mussten darauf lange warten. Die meisten standen im März 2020 das letzte Mal auf Skiern, denn der vergangene Winter war aus Corona-gründen für die allermeist­en ein Totalausfa­ll. Ob die bevorstehe­nde Saison wieder so mager ausfällt? Wir haben Bergbahnen und Tourismusv­erbände gefragt, wie sie die kommende Skisaison wieder zum entspannte­n Genuss machen wollen…

● Wie ist die Buchungsla­ge für den Winterurla­ub?

Die Nachfrage ist hoch. Außerdem haben viele ihren ausgefalle­nen Urlaub der letzten Saison gleich in den 2021/22 geschoben, erklärt Oliver Schwarz, Geschäftsf­ührer von Ötztal Tourismus. Für ganz Tirol sei ein deutlicher Nachholeff­ekt zu spüren. „Die Nachfrage für Winterurla­ub, speziell für Weihnachte­n, Silvester und Fasching, ist ungebroche­n“, sagt auch Max Hillmeier, Tourismusd­irektor von Hindelang Tourismus. Auffällig sei, dass sich die Gäste wesentlich früher um Unterkünft­e bemüht hätten. Die Nachfrage sei jedoch in etwa gleich stark wie in der Saison 2019/20.

● Wie sehen die Vorschrift­en aus? Derzeit sieht es so aus, dass dem Winterurla­ub nichts im Wege steht. Ungeimpfte müssen allerdings vielerorts mit Hinderniss­en rechnen. In Deutschlan­d, Österreich und Italien werde das „3G“-prinzip (geimpft, genesen, getestet) in Seilbahnen sowie Maskenpfli­cht gelten. In der Schweiz reicht eine Maske, Tests sind Stand Oktober nicht nötig.

Die Details variieren: Bei weniger als 20 Prozent Intensivbe­ttenbelegu­ng darf man sich in Österreich selbst testen („Wohnzimmer­tests“). Die Kontrolle erfolgt dann am Ticketscha­lter. Für die Seilbahnen entfallen Kapazitäts­beschränku­ngen und Abstandsre­geln. Es besteht Ffp2-maskenpfli­cht. Ob es Gratistest­s für ungeimpfte Touristen und Touristinn­en geben wird, ist noch unklar.

In Italien herrscht Green-passpflich­t (3G) für die Benutzung von geschlosse­nen Liften (Seilbahnen, Kabinenbah­nen und Sessellift­en mit Schutzkupp­el). Gratistest­s gibt es nicht mehr.

Frankreich fordert für alle ab zwölf Jahren den „Pass Sanitaire“(3G) an „bestimmten Orten und Einrichtun­gen“, darunter Seilbahnen. Ein Antigentes­t kostet 25 Euro, ein PCR-TEST 44 Euro.

In Deutschlan­d gelten die Regeln der Bundesländ­er. In Bayern, dem wichtigste­n Skiurlaubs­land, wird 3G gelten und ab einer 35er-inzidenz medizinisc­he Maskenpfli­cht. Im Schwarzwal­d plant man sogar eine „2G-plus“-regel: Erwachsene, die auf die Feldberg-pisten wollen, müssen demnach geimpft oder genesen sein. Für Kinder reicht der Schüleraus­weis. Dieser komme „einem negativen Test gleich“, sagt eine Sprecherin der Liftbetrei­ber.

Die Schweiz hat für den Winter ein Schutzkonz­ept erarbeitet, das noch mit dem Bundesamt für Gesundheit in Bern abgestimmt wird. Es soll sich möglichst wenig ändern gegenüber dem Sommerkonz­ept der Schweizer Seilbahnen: Da gilt ein Mund-nasen-schutz als ausreichen­d, von 3G ist nicht die Rede.

● Welche Hygienekon­zepte gibt es? Im Prinzip gilt meist als Grundlage das Hygienekon­zept vom Vorjahr. „Da hatten wir ja bereits eines“, sagt Zugspitzba­hn-sprecherin Verena Altenhofen. Abstand, Desinfekti­on, Besucherle­nkung, das ist die Basis. Maskenpfli­cht und offene Fenster sind ohnehin selbstvers­tändlich. Unterschie­de zum Vorjahr: Buffs und Schals sind nicht mehr erlaubt, es müssen jetzt medizinisc­he Masken sein. Und der Mindestabs­tand ist nicht mehr so wichtig wie im vergangene­n Jahr.

Sehr unglücklic­h sind viele Bergbahnen mit den strengen Kontrollpf­lichten. Die liegen in der alleinigen Verantwort­ung der Betreiber, stöhnt Bernhard Hain vom Skizentrum Mitterdorf im Bayerische­n Wald. Das bedeutet: Stress mit Maskenverw­eigerern. Die Bahnen in Tirol haben ihre Mitarbeite­r vorsichtsh­alber im richtigen Kundenumga­ng schult.

Besonders aktiv war Ischgl, der viel gescholten­e Corona-hotspot vom Frühjahr 2020: Dort hat man 700000 Euro in Hygienemaß­nahmen investiert. Alle Seilbahnen werden mit Kaltverneb­elungsgerä­ten desinfizie­rt, ebenso Skibusse, Sportshops und Wc-anlagen.

● Gibt es Limits bei der Belegung?

In den meisten Alpenlände­rn dürfen die Kabinen wieder komplett gefüllt werden. Nur Italien sieht eine Begrenzung geschlosse­ner Lifte auf 80 Prozent vor. Die Fenster müssen offenbleib­en und die Gäste Schutzmask­e tragen, falls sie nicht eine Familie sind.

In Deutschlan­d gibt es keine Kapazitäts­beschränku­ng, teilt der Verband Deutscher Seilbahnen VDS mit. Einige Unternehme­n lassen in Großkabine­n aber freiwillig nur noch 80 Prozent der Gäste. Auf der Zugspitze soll der Kartenverk­auf gestoppt werden, wenn der Andrang zu groß ist. In Österreich sind keine Kapazitäts­beschränku­ngen vorgesehen. Diese lösen, so die Tirol Werbung, das Gegenteil von dem aus, was man erreichen will: Durch die Beschränku­ngen kam es im Vorwinter zu langen Warteschla­ngen. Um dem entgegenzu­wirken, hat etwa die Schmittenh­öhe über Zell am See ein Auslastung­sbarometer auf ihrer Webseite zur Informatio­n über die aktuellen Wartezeite­n.

● Skipasskau­f online oder an der Kasse?

Der Online-kartenkauf war vor Corona der Stolz der Bergbahnen. Jetzt wurde viel davon abgeschalt­et, damit die Leute an der Kasse Test oder Impfung vorweisen. Am Feldberg aber sollen die Liftkarten online gebucht und mit der Buchung die 2G-nachweise online erbracht werden. Die anderen deutschen Bergbahnen schauen gespannt, wie das funktionie­ren soll. Die Zugspitze beispielsw­eise erlaubt momentan nur drei Tage vorab Onlinetick­ets. Und um zu stornieren, reicht aktuell ein Hinweis aufs schlechte Wetter.

In Südtirol hat der Skiverbund Dolomiti Superski viel Geld und Aufwand in den Online-verkauf gesteckt. Sprecher Diego Clara kündigt an: „Es können alle Skipasstyp­en online gekauft werden.“Altersund Familienra­batt werden ebenfalls online geprüft. Damit werde es möglich, „ohne Menschenko­ntakt Skifahren zu gehen“.

● Wird es Après‰ski geben?

Davon leben viele Täler, also soll das Feiern wieder möglich sein: „Für Geimpfte und Genesene wird es kaum noch Einschränk­ungen geben“, sagt die zuständige österreich­ische Ministerin Elisabeth Köstinger. Ungeimpfte brauchen einen negativen PCR-TEST. Orte können frühere Sperrstund­en, etwa 18 Uhr, vorschreib­en und danach nur noch Restaurant­s öffnen. In Ischgl z.b. wird es ein Alkoholver­bot auf den öffentlich­en Plätzen geben. Einen anderen Weg geht Zell am See: Dort ist jetzt „Après Chill“angesagt, ein gemütliche­s Beisammens­ein nach dem Skifahren mit ruhiger Musik und passenden Getränken. Auch im Schwarzwal­d soll Après-ski möglich sein, aber die Angebote waren auch in der Vergangenh­eit nicht mit den

Alpen-hotspots zu vergleiche­n. Momentan werden verstärkt Angebote im Freien vorbereite­t. Manche Events finden auch schlicht nicht mehr statt. Am Feldberg wird es keine Weltcups geben, in Ischgl nur noch einen „sanften“Saisonauft­akt am 29. November mit klassische­r Musik. Und in St. Anton am Arlberg dürfen Besucher vom 3. bis 5. Dezember kostenlos neue Ski- und Board-modelle auf der Piste testen.

● Wurde für diesen Winter weniger investiert?

Vermutlich ja. Der Branchenve­rband Bergbahnen Graubünden geht davon aus, dass „die eine oder andere Modernisie­rung verschoben oder zurückgest­ellt“wurde. Ähnlich sieht es die Tirol Werbung. Die Bergbahnen Hochfügen etwa haben „alle geplanten Investitio­nen in Lift- und Schneeanla­gen zurückgest­ellt“. Umgekehrt, so der Verband Deutscher Seilbahnen, haben Bahnen wie die Nebelhorn- und Söllereckb­ahn im Allgäu im Lockdown Umbauten vorgezogen. Diego Clara von Dolomiti Superski erwartet den eigentlich­en Einbruch bei den Modernisie­rungen im kommenden Winter, „wenn die neue Saison nicht super läuft oder die versproche­nen Ausgleichs­zahlungen des Staates an die Liftgesell­schaften ausbleiben“.

● Wie hat sich die Pandemie auf die Skipasspre­ise ausgewirkt?

Die Tageskarte in Oberstdorf verteuert sich von 51 auf 52,50 Euro, in Garmisch von 50 auf 51 Euro, am Arlberg von 59 auf 61 Euro. Das bewegt sich im Rahmen der Vorjahre. Dolomiti Superski hat die übliche Preisanpas­sung von 2 bis 3 Prozent pro Winter vorgenomme­n. Für den übernächst­en Winter könnte es allerdings mehr werden, bei Strompreis­steigerung­en von 40 Prozent. Die Skiregion Schladming will „die Balance halten zwischen wirtschaft­lichen Zwängen und den Erwartunge­n der Skigäste“. Es wird die Option geprüft, „dass es zu bestimmten Saisonzeit­en rund um Schladming flexible Tageskarte­npreise geben wird“. Dynamische Skipasspre­ise gibt es in der Schweiz längst. Auch in Hochgurgl/obergurgl sollen nun, wie in Davos oder Laax, die Skipasspre­ise der Nachfrage angepasst werden. Es soll aber besondere Angebote für Familien geben. Denn in den Ferien oder am Wochenende sei die Nachfrage stets hoch.

● Was müssen Touristen zu Storno‰ bedingunge­n wissen?

Was geschieht, wenn ein Skigebiet tatsächlic­h geschlosse­n werden muss? Graubünden kündigt für solche Fälle an, dass gekaufte Skipässe nicht rückvergüt­et werden, sondern es nur eine Gutschrift gibt – z. B. für die Engadincar­d365 in St. Moritz. In Südtirol dagegen gibt es von Dolomiti Superski Geld zurück – allerdings nur, wenn kein einziger Lift im Gültigkeit­sbereich fahren darf.

Um noch mehr Geld als beim Skipass geht es bei der Unterkunft: Unter der Aktion „Sorgenfrei buchen“bieten Betriebe in Zell am See kostenfrei­e Stornierun­gs- und Umbuchungs­möglichkei­ten bis 48 Stunden vor Anreise. Und wer auf der Seite www.schwarzwal­d-tourismus.info eine Unterkunft sucht, der kann sich bei den Suchkriter­ien auch nur Angebote mit „kostenfrei­er Stornierun­g“zeigen lassen. Schwarzwal­d-sprecher Wolfgang Weiler: „Bei telefonisc­her Buchung empfiehlt es sich, direkt die Stornobedi­ngungen auszuhande­ln und sich diese per Mail bestätigen zu lassen.“Er hat aber auch festgestel­lt: „Da die Gäste immer kurzfristi­ger buchen, oft nur ein bis zwei Tage im Voraus, stellt sich die Frage nach Stornofris­ten oft gar nicht.“

Das hat auch Tanja Maruschke von der Olympiareg­ion Seefeld in Tirol bemerkt: „Durch die Unsicherhe­it warten viele ab“– nicht immer zu ihrem Vorteil. „Momentan steigen die Preise bei kurzfristi­gen Buchungen an.“Sie geht von einer ähnlichen Entwicklun­g im Winter aus.

 ?? Foto: Drpixel, stock.adobe.com ?? Diese Saison soll in den Alpen wieder Skiurlaub möglich sein. Die Hygienekon­zepte stehen seit dem letzten Jahr. Diesen Winter sieht es so aus, als ob die Lifte laufen könnten.
Foto: Drpixel, stock.adobe.com Diese Saison soll in den Alpen wieder Skiurlaub möglich sein. Die Hygienekon­zepte stehen seit dem letzten Jahr. Diesen Winter sieht es so aus, als ob die Lifte laufen könnten.

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