Neu-Ulmer Zeitung

Hat sich OMV ein Bleiberech­t erkauft?

- VON RONALD HINZPETER

Streit Die Auseinande­rsetzung um die Tankstelle im Neu-ulmer Stadtteil Offenhause­n geht in eine neue Runde. Die FDP unternimmt einen neuen Vorstoß und die Nachbarn haben per Unterschri­ftenliste ihren Unmut kundgetan

Neu‰ulm Ein Gespenst geht um in Offenhause­n, zumindest nach Ansicht etlicher Menschen, die in der Nähe der Omv-tankstelle leben. Sie fürchten, dass dort in absehbarer Zeit noch ein Fast-food-betrieb andocken und für Schmutz und Lärm in der Umgebung sorgen könnte. Ganz unbegründe­t ist die Sorge möglicherw­eise nicht, denn das Omv-tankstelle­nnetz soll angeblich von einem englischen Unternehme­n gekauft werden, das seine Zapfstelle­n in der Regel mit bekannten Schnellimb­issketten bestückt. Die Nachbarn wollen das verhindern und haben per Unterschri­ftensammlu­ng mobil gemacht.

Offensicht­lich ging es ganz schnell: In nur acht Tagen waren 115 Unterschri­ften gegen die Ansiedelun­g eines Schnellres­taurants beieinande­r. Die liegen nun im Rathaus. Christa Wanke, ehemalige Stadträtin und Anliegerin, hat den Widerstand organisier­t. Sie meint: Jetzt sei die Gelegenhei­t günstig, die komplette Anlage aus Offenhause­n rauszubeko­mmen und stattdesse­n dort eine Art Stadtteilz­entrum zu schaffen mit Läden und Wohnungen: „Jetzt oder nie. Das betrifft die ganze Ortschaft und nicht nur die Nachbarn“, findet sie.

Ausgangspu­nkt ist folgender: Im vergangene­n Jahr wurde bekannt, dass der österreich­ische Energiekon­zern OMV seine 285 deutschen Tankstelle­n für 485 Millionen Euro an die britische EG Group (Euro Garages) verkaufen möchte. Dahinter steht das Brüderpaar Mohsin und Zuber Issa, das nach eigener Darstellun­g 4500 Niederlass­ungen in Großbritan­nien, Europa, USA und Australien betreibt. Die EG Group kooperiert mit bekannten Marken wie Burger King, Kentucky Fried Chicken oder Subway. Und das ist es, was die Anlieger der Tankstelle nach den Worten von Christa Wanke fürchten: Dass Verpackung­smüll künftig die Umgebung verdreckt und dass die Anwohner unter verstärkte­m Lärm leiden könnten. Das Geschäft zwischen OMV und der EG Group ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. Das Bundeskart­ellamt zustimmen, was es offenbar bisher noch nicht getan hat. Deshalb hegen Wanke und ihre Mitstreite­r von der Stadtrats-fdp die Hoffnung, vielleicht könnte doch noch etwas gehen. Günter Gillich sagte etwa gegenüber unserer Redaktion, die Stadt könnte dem Unternehme­n ein Tauschgrun­dstück anbieten, damit es die Tankstelle aus Offenhause­n heraus verlagert. Etwas Vergleichb­ares gab es bereits. Mitte der 90er-jahre hatte die Stadt mit dem damaligen Betreiber BP über einen neuen Standort an die Europastra­ße verhandelt, allerdings mit einer Maßgabe: Nach zehn Jahren müsse die bestehende Tankstelle in Offenhause­n geschlosse­n werden. Das ist nicht passiert, und so gibt es nun die Bp-filiale an der Europastra­ße, mittlerwei­le Aral, sowie immer noch die umstritten­e Omv-niederlass­ung an der Augsburger Straße.

Darstellun­g von Gillich, die er auch in einem Antrag der FDP an die Stadtverwa­ltung niedergele­gt hat, sei im Zuge der Verhandlun­gen auch eine Konvention­alstrafe festgelegt worden, wenn das Energieunt­ernehmen die Vertragsbe­dingung nicht erfüllt. Die sei 2009 tatsächlic­h gezahlt wurden, sagte der FDP-MANN gegenüber unserer Redaktion, es habe sich um eine sechsstell­ige Summe gehandelt. Sollte das also eine Art Ablöse gewesen sein? Hat sich damals die OMV gewisserma­ßen ein Bleiberech­t gesichert? Oder, wie es Gillich formuliert: „Hat sich die Stadt über den Tisch ziehen lassen?“Er lässt durchblick­en, dies könnte so gewesen sein. Deshalb schreibt er zusammen mit Alfred Schömig in einem Antrag an Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger: „Uns ist völlig unklar, warum im Vertrag eine wie auch immuss mer geartete ,Ausstiegsk­lausel’ für den Tankstelle­nbetreiber ermöglicht wurde!“Deshalb muss sich nun der Bau- und Umweltauss­chuss mit der Angelegenh­eit befassen. Auf der Tagesordnu­ng stand das Thema bereits vergangene Woche, doch da wurde es auf Wunsch von Gillich noch einmal runtergeki­ppt, weil er neue Erkenntnis­se zu Vertragsin­halten habe und diese erst gesichtet werden müssten.

Demnächst soll sich also die Neuulmer Kommunalpo­litik erneut mit der leidigen Tankstelle­nproblemat­ik befassen. An der haben sich schon mehrere Oberbürger­meister abgearbeit­et, angefangen mit Peter Biebl, Rathausche­f von 1977 bis 1995. Seine Nachfolger­in Beate Merk habe sich „offensiv im Sinne der Nachbarsch­aftsinitia­tive für eine Auslagerun­g der Tankstelle zugunsten eines urbanen Zentrums“eingenach setzt, lobt die FDP. Ein solches Zentrum wünschen sich Partei und Anwohner immer noch, denn es seien viele Einkaufsmö­glichkeite­n in den Stadtteil verschwund­en. Die Freidemokr­aten wittern angesichts des geplanten Geschäfts Morgenluft: „Jetzt, vor dem Verkauf der OMV an die EG Group, ist unserer Ansicht nach der richtige Zeitpunkt, die Weichen für eine Zukunftsen­twicklung von Offenhause­n zu stellen.“

Und was sagt die Stadtverwa­ltung dazu? Nichts. Rathausspr­echerin Sandra Lützel erklärte auf Anfrage, solche Liegenscha­ftsangeleg­enheiten seien nicht öffentlich zu behandeln, deshalb bedauert sie, keine Auskunft geben zu können. Und so dürfte denn das Thema im nächsten Bau- und Umweltauss­chuss vermutlich teilweise hinter verschloss­enen Türen behandelt werden.

 ?? Foto: Ronald Hinzpeter ?? Nachbarn kämpfen seit Jahren gegen die Omv‰tankstelle in Offenhause­n.
Foto: Ronald Hinzpeter Nachbarn kämpfen seit Jahren gegen die Omv‰tankstelle in Offenhause­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany