Was Menschen von Bienen lernen können
Theater Im Ulmer Roxy spielt die integrative Gruppe Heyoka eine Hommage an die Biene
Ulm Eine Acht hat das Heyokatheater auf den Bühnenboden des Ulmer Roxy gekreidet. Dies ist genau jene Bahn, die alle Bienen fliegen, wenn sie ihren Schwänzeltanz vollführen. Und so dreht sich auch das neue Stück der Theatergruppe um diese Kreise – und vor allem um das Insekt. Auf der Bühne viel Getümmel in liebevollen Kostümen, mit Flügelhüten und in Bienenschwarz-gelb. Doch was spielerisch wirkt, bietet tatsächlich Wissen und dringt auch in Seelentiefen: Gemeinsam forscht der bunte Heyoka-bühnenschwarm nach dem Wesen des Tiers – danach, was Mensch von Biene lernen kann, und was sie für uns so unersetzlich lebenswichtig macht.
„Wir sind ja auch eine Art Bienenschwarm“– erklärt das Ulmer Ensemble zur Begrüßung. Weil Heyoka eine wimmelnde, lebendige Gemeinschaft ist, von sehr jungen Darstellerinnen bis zum Senior, von Menschen mit und ohne Behinderung. In diesem Stück gelingt der Gruppe um Regisseurin Eva Ellerkamp dann ein Kunststück: Sie verbindet das Wissen aus einer Bio-unterrichtsstunde – sonst nicht gerade pollensüß, meist staubtrocken – mit Theaterzauber.
Szenen aus dem Bienendasein erklärt das Ensemble nicht nur, es spielt die Lebensstationen: Streit bricht aus um das Gelée Royale, geflügelte Prinzessinnen verstecken sich in ihren Waben, im Bienenstübchen. Und wussten Sie, dass Drohnen im Bienenstock eher die Machorolle
pflegen? Eine drollige Truppe von Bienenmännern marschiert auf, mit baumelnden Fühlern – um sich erst einmal zu setzen. Puh, Verschnaufpause. Die fleißigen Arbeiterinnen versuchen, sie mit Besen aufzuscheuchen, aber vergebens. Ulkige Szenen – sehr poetisch wird dann allerdings der seltene Flug der Bienenkönigin beschrieben. Die Stärke dieses Stücks liegt nämlich in seinen vielfarbigen Stimmungen, meditativ, zart, dann sehr amüsant. Da steckt viel Laune und Witz im Spiel. Zum Beispiel, als es an die Rollen-verteilung geht, da ruft eine Darstellerin in die Runde: „Ich bin das Honigbrot!“
Zu jedem Heyoka-stück gehört Musik. Im kleinen Roxy-studio spielt eine Band und Martin Gah legt einen zauberhaften Auftritt hin: Als Schlagerbarde in Glitzerjacke gibt er den Karel Gott und schmettert die „Biene Maja“– und bringt den Schwarm dazu, „Let me tell ya ‘bout the birds and the bees“zu singen.
Doch lyrisch wird es, als eine andere Figur zum Lied anstimmt: „Summend schwoll der Bienen goldener Schwarm und der verwandelte insgeheim all meinen bitteren Harm in weiches Wachs und Honigseim.“Was dieses Stück lehrt: Wie im Bienenstock übernehmen auch wir Rollen, Aufgaben, Berufe in unserer Gesellschaft. Und: „Ein Bienchen allein kann sich nicht wärmen.“(veli)
Info Weitere Vorstellungen am 26. und 27. Oktober, 20 Uhr.