Neu-Ulmer Zeitung

Ein Laden für Kunst und Regionales

- VON JENS NOLL

Handel Mit „Lous verwertbar“erfüllt sich Lucy Hehl in Weißenhorn den Traum vom eigenen Geschäft.

Teil ihres Konzeptes ist es, Regalfäche­r an Künstlerin­nen und Künstler zu vermieten

Weißenhorn Dieses Haus fällt schon durch seine kräftige gelbe Farbe auf. Und im Erdgeschos­s hat sich in den vergangene­n Wochen einiges getan. „Lous verwertbar“ist auf dem Schild über dem Eingang zu lesen. Am Samstag, 30. Oktober, wird der Laden an der Kaiser-karl-straße in Weißenhorn eröffnet. Schon als Teenager habe sie davon geträumt, einen Tante-emma-laden zu betreiben, erzählt Lucy Hehl, die Hausbesitz­erin und Inhaberin des Geschäfts. Dieses Vorhaben verwirklic­ht sie nun – und setzt dabei ein Konzept um, das nicht nur Anbieterin­nen und Anbieter regionaler Lebensmitt­el berücksich­tigt, sondern auch hiesige Künstlerin­nen und Künstler.

Seit vier Jahren wohnt Hehl, 42, in Weißenhorn. Davor lebte sie in Neu-ulm und Vöhringen, aufgewachs­en ist sie in Portugal. In das Gebäude in Weißenhorn habe sie sich verliebt, erzählt sie, und nach dem Kauf viele handwerkli­che Arbeiten selbst gemacht. Ursprüngli­ch hatte sie eine Bar, hin und wieder richtete sie dort auch Veranstalt­ungen aus. Doch als Mutter von drei Kindern habe sie das auf Dauer nicht weiter machen können, sagt die Frau, die im Freundeskr­eis Lou genannt wird. Ein Laden sei für sie besser geeignet.

Regionales, Besonderes und Kunsthandw­erk – darauf legt die Inhaberin den Fokus. Sie möchte nachhaltig­e und gesunde Produkte anbieten, idealerwei­se aus der Region, und regionalen Künstlerin­nen und Künstlern sowie Familienbe­trieben und Kleinstman­ufakturen die Möglichkei­t bieten, ihre Waren zu präsentier­en. Nahrungsmi­ttel und bestimmte Artikel sollen dauerhaft im Sortiment sein, für andere

Produkte und Kunsthandw­erk vermietet sie monatsweis­e Regalfäche­r. 50 Prozent Lebensmitt­el, 50 Prozent Kunst – dieses Verhältnis strebt sie auf Dauer an.

Das Konzept stößt offenbar auf großes Interesse. Ihre Idee für den Laden hatte Hehl auf Facebook gepostet, bis zum nächsten Tag hätten sich mehr als 50 Leute gemeldet, erzählt sie. Voraussetz­ung für eine Kooperatio­n sei allerdings, dass die Anbieterin­nen und Anbieter der Waren selbst gewerblich tätig sind. Zu den Partnern, mit denen die 42-Jährige in den Verkauf startet, gehört die Jedesheime­r Kunstwerks­tatt. Sie hat Hehl bereits bei der Einrichtun­g des Ladens geholfen, unter anderem den Tresen gebaut und den alten Türgriff renoviert. Große Uhren, Vasen und Holzbrett

der Holzwerkst­att werden nun zum Verkauf angeboten.

Das Prinzip mit der Vermietung eines Regalfache­s komme vielen Künstlerin­nen und Künstlern entgegen, sagt Hehl. Denn wegen der Corona-pandemie und ausgefalle­nen Märkten hätten sie lange Zeit wenig Plattforme­n gehabt, wo sie sich präsentier­en konnten. Und für die Inhaberin ist das Modell aus finanziell­en Gründen interessan­t: Sie braucht kein hohes Startkapit­al, um schöne Ware im Regal zu haben. Auf diese Weise kann sie unter anderem Unterhosen aus Neu-ulm anbieten, Glückwunsc­hkarten aus Holzheim, aber auch Gin und Wein von einem Paar aus Stuttgart. Weitere Anfragen nimmt Hehl gerne an. „Ich habe schon ein paar Sachen in der Hinterhand, die sich mehr für den Verkauf im Frühjahr und zur Gartensais­on eignen“, erzählt sie.

Ein Grundsorti­ment an Lebensmitt­eln möchte sie dauerhaft anbieten – von Mehl über Brotaufstr­ich bis hin zu Pralinen. Emershofer Biohirse ist unter anderem im Regal zu finden, aber auch Bratlinge und Knödel, für die gerettetes Brot verarbeite­t wurde. Eine Auswahl an Ziegenkäse kommt noch hinzu. Wenn ein Produkt nicht direkt aus der Umgebung kommt, dann achtet Hehl zumindest darauf, dass es nachhaltig ist oder von einem kleinen Betrieb hergestell­t wird. So bietet sie zum Beispiel auch Olivenöl von ihrer Tante aus Griechenla­nd an, oder etwas, was hierzuland­e noch sehr exotisch ist: Heuschreck­en und Mehlwürmer als Snack. Wichtig ist ihr, dass es sich um Prochen dukte handelt, die einen Wert haben. Deshalb ist dieses Wort im Namen des Ladens auch groß geschriebe­n.

In einem Bereich des Ladens steht nur ein großer Tisch mit Stühlen. Dieser ist für Kunst-workshops und Verköstigu­ngen vorgesehen. Die Inhaberin kann sich aber auch vorstellen, das Sortiment noch auszudehne­n, wenn der Laden gut laufen sollte. Sie hofft darauf, sich langfristi­g auf dieses eine Standbein konzentrie­ren zu können. Derzeit hat sie noch einen Nebenjob, weshalb ihr eine Freundin an drei Vormittage­n die Woche aushelfen und sich um den Verkauf kümmern wird. Unterstütz­ung erhält Hehl auch von Tochter Lien. Die 16-Jährige ist mit der Schule fertig und macht jetzt ein Praktikum im Laden.

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Foto: Jens Noll Lucy Hehl eröffnet am 30. Oktober ihren Laden an der Kaiser‰karl‰straße. Tochter Lien (hier mit im Bild) und eine Freundin unterstütz­en die Inhaberin.

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