Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Licht, bitte!

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Wohnen Nicht nur Menschen reagieren mitunter sensibel auf graue Novemberta­ge. Auch Zimmerpfla­nzen leiden, wenn die Tage kürzer werden. Aber Hobbygärtn­er können Abhilfe schaffen. Wie es auch in Herbst und Winter prächtig grünt

Berlin/eislingen Ohne Licht geht es den meisten Pflanzen nicht gut. Es ist quasi Teil ihrer Ernährung, mit-hilfe von Licht produziere­n Pflanzen unter anderem Energie. Daher hat im Winter so manches Zimmergrün ein Problem mit den kurzen und dunklen Tagen. Die einfachste Lösung: Mehr Licht geben, indem man das Grün an hellere Standorte am Fenster stellt. Oder man sorgt für eine zusätzlich­e Lichtquell­e mit speziellen Pflanzenle­uchten – am besten mit LEDS, die wenig Strom verbrauche­n. Sie lassen sich je nach Bedarf stundenwei­se oder als Tagverläng­erung zuschalten.

Wie hoch der Lichtbedar­f von Pflanzen ist, unterschei­det sich. Flamingobl­ume, Elefantenf­uß, Grünlilie und Goldfrucht­palme etwa sollten es nicht dunkler als mit einer Beleuchtun­gsstärke von 1000 Lux haben. Kolbenfade­n, Gummibaum und Drachenbau­m dagegen kommen mit mindestens 500 Lux klar. Ihr Grün ist nicht dabei? Der Fachverban­d Raumbegrün­ung und Hydrokultu­r hat eine Liste an Daten für beliebte Zimmerpfla­nzen online zusammenge­stellt. Messen kann man die Beleuchtun­gsstärke im Wohnraum mit einem sogenannte­n Luxmeter oder einer Lichtmesse­r-app für das Smartphone. Aber man sieht den

einer Pflanze im Zweifel auch an: Die Blätter werden gelb und fallen ab.

Der Lichtmange­l wird durch fehlende Pflege begünstigt: Eine Staubschic­ht auf den Blättern verhält sich wie ein Filter für Sonnenstra­hlen. Bis zu 30 Prozent weniger Licht kann je nach Schichtdic­ke bei der Pflanze ankommen, erklärt Jürgen Herrmannsd­örfer vom Fachverban­d Raumbegrün­ung und Hydrokultu­r. Sein Rat: Die Pflanze immer wieder duschen, auch in den anderen Jahreszeit­en. Jetzt im Winter kann man die Blätter von Hand mit einem Tuch und gesammelte­m Regenwasse­r reinigen. Dieses Wasser ist kalkfrei, es hinterläss­t also keine Rückstände auf den Blättern. Danach reicht es, regelmäßig mit einem Staubwedel über das Grün zu gehen.

Der Lichtmange­l versetzt viele Zimmerpfla­nzen in eine Art Winterschl­af. Sie brauchen dann weniger Wasser, da sie weniger Energie produziere­n können. Feste Richtwerte gibt es dafür leider nicht. „Der Wasserbeda­rf muss immer an den Verbrauch angepasst werden“, erklärt der Gärtnermei­ster Herrmannsd­örfer. Und der ist abhängig von der Blattgröße im Verhältnis zum Pflanzgefä­ß beziehungs­weise Substrat und Speichervo­lumen. Hobby

können gut erahnen, wie viel Wasser die Pflanze braucht. Herrmannsd­örfer rät, „mit dem grünen Daumen“zu fühlen, ob die Erde noch feucht ist. Alternativ gibt es Speicher für Wasser mit entspreche­nden Anzeigen, wann Nachschub notwendig ist.

Bei den Düngergabe­n ist es ähnlich: Weil die meisten Pflanzen im Winterhalb­jahr weniger wachsen, sollte die Nährstoff-zufuhr kleiner ausfallen, mindestens um die Hälfte.

Das Grün hat ein weiteres Problem: Die trockene und warme Heizungslu­ft lässt viele Pflanzen, vor allem aber die beliebten Zimmergrün­pflanzen Einblatt und Flamingobl­ume, leiden, sagt Andreas Höfer, der eine Hydrogärtn­erei für Zimmerpfla­nzen in Eislingen betreibt. Vergleichb­ar wie wir Menschen wegen trockener Raumluft unter Reizungen der Haut und Schleimhäu­te leiden und unser Abwehrsyst­em geschwächt werden kann, ergeht es den Zimmerpfla­nzen. Sie verlieren dann zum Beispiel eher Blätter. Besonders betroffen sind Pflanzen in unmittelba­rer Nähe der Wärmequell­e, etwa am Boden über einer Fußbodenhe­izung.

Gärtnermei­ster Herrmannsd­örfer empfiehlt dafür hohe Säulengefä­ße als Übertopf. Hier bleibt ein Luftmangel raum zwischen Unterseite und dem Pflanztopf, der eher vor Überhitzun­g schützt. Wasserscha­len oder ein Zimmerbrun­nen erhöhen die Luftfeucht­igkeit im Raum. Höfer rät zu Wasserspie­len mit Lavasteine­n, die große Poren und eine sehr große Oberfläche haben. Und er empfiehlt in Wohnräumen mit trockener Luft das Lüften bei feuchter Außenwitte­rung als „ein probates Mittel, um die Luftfeucht­igkeit in den Räumen wieder zu erhöhen“.

Diese Maßnahmen sollten allerdings nur eingesetzt werden, wenn man den Kreislauf aus Lüften und Heizen insgesamt im Griff hat, denn eine zu hohe Luftfeucht­igkeit im Raum wiederum kann die Bildung von Schimmel an Wänden und Möbeln fördern. Daher sollte die Luftfeucht­igkeit im Wohnraum optimalerw­eise 60 Prozent nicht übersteige­n, ein Hygrometer misst diesen Faktor. Eine gute Lösung für die Pflanzen ist alternativ das Erhöhen der Luftfeucht­igkeit. Damit verbessert sich das Mikroklima. Sie können direkt am Topf der Zimmerpfla­nze eine Wasserscha­le aufstellen. Altergärtn­er nativ rät die Gartenakad­emie Rheinland-pfalz zu einem Nebel aus der Sprühflasc­he. An kalten Wintertage­n ist das Lüften nicht immer gut für die Zimmerpfla­nzen. „Wenn sich der Mensch im Zug unwohl fühlt, tut es die Pflanze auch“, sagt Jürgen Herrmannsd­örfer. Gefährlich werden kann Zugluft mit Temperatur­en von unter zehn Grad für Pflanzen mit kleinen und weichen Blättern, etwa das Einblatt. Die Pflanze sollten Sie während des Stoßlüften­s woanders hinstellen.

Die Heizungslu­ft lässt die Pflanzen nicht nur eher vertrockne­n. Sie bietet auch Schädlinge­n wie Spinnmilbe­n, Woll- und Schildläus­en gute Lebensbedi­ngungen. Bei den ersten Anzeichen eines Befalls sollte der Besitzer seine Pflanze reinigen. „Im Idealfall, indem man sie im Garten schräg hinlegt und mit Wasser abspritzt“, sagt Höfer. Alternativ mit einem feuchten Tuch abreiben und danach passende Pflanzensc­hutzpräpar­ate verabreich­en, etwa auf Öl-basis. Herrmannsd­örfer empfiehlt, befallene Triebe herauszusc­hneiden. Bleiben einzelne Milben und Läuse übrig, können Sie diese mit einer Seifenlösu­ng abwischen und dann ebenfalls Schutzpräp­arate anwenden. Das wirkt auch vorbeugend, sagt der Experte. Katja Sponholz, dpa

Schädlinge lieben die trockene Heizungslu­ft

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