Widerstand gegen Amazon am Airport
Logistik Das Versandunternehmen will in Memmingen nicht nur ein Verteilzentrum bauen, sondern plant offenbar auch Frachtflüge. Gemeinden, Firmen und Naturschützer protestieren
Memmingen Der Online-händler Amazon will am Allgäu-airport bei Memmingen ein Verteilzentrum betreiben. Einen Bauantrag hat die Unterallgäuer Firma Airport Energy Management Gmbh, die das Projekt für Amazon umsetzen soll, beim Landratsamt in Mindelheim eingereicht. Zusätzlich geplant ist offenbar, den Flughafen auch für Frachtflüge zu nutzen – von zusätzlich zehn pro Woche ist die Rede ab der Flugplanperiode 2028/29. Das geht aus einer Stellungnahme des Unterallgäuer Kreisausschusses hervor. Das politische Gremium des Landkreises hat in seiner jüngsten Sitzung zur Umgestaltung des südlichen Flughafengeländes Stellung bezogen.
Amazon will das geplante Frachtverteilzentrum für mindestens 15 Jahre mieten und dort mindestens 140 Arbeitsplätze schaffen. Die direkt betroffene Gemeinde Memmingerberg hat allerdings bereits Bedenken geäußert. „Wir lehnen das Projekt ab, weil es deutliche Abweichungen von den bisherigen Festlegungen für das Gebiet gibt“, argumentierte Bürgermeister Alwin Lichtensteiger. Aus Sicht seiner Gemeinde würden zum Beispiel Baugrenzen nicht eingehalten. Zudem sei das bisher vorgelegte Verkehrskonzept „mangelhaft“. Lichtensteiger kritisiert vor allem, dass Lastwagen und Kleintransporter, die das Verteilzentrum beliefern oder dort Pakete abholen, den stark frequentierten Kreisverkehr nahe der A96 zunehmend belasten und für Rückstaus sorgen würden.
Nun erhebt auch der Kreis Einwendungen. Dabei geht es um die Belastung von Kreisstraßen, Auswirkungen auf das Unterallgäu als Gesundheits- und Tourismusregion sowie eventuelle zusätzliche Kosten.
Kritik an dem Amazon-projekt gibt es auch seitens des BUND Naturschutz. „Waren mit dem Flugzeug zu transportieren, ist die mit Abstand umweltschädlichste Form des Gütertransports“, sagt der Landeschef Richard Mergner. „Daher lehnen wir die Pläne eines Amazonfrachtverteilzentrums am Allgäuairport ab. Wenn wir die Klimaziele von Paris erreichen wollen, müssen wir jetzt den Güterverkehr auf die Schiene verlagern.“Der BUND Naturschutz forderte das Luftamt Südbayern auf, die Pläne am Allgäuairport nicht zu genehmigen. Sollte es zur Genehmigung kommen, prüfe der BUND rechtliche Mittel. Die Anhörung der Träger öffentlicher
Belange läuft noch bis Ende November. Ursprünglich hatte Amazon geplant, sein Verteilzentrum 2022 in Betrieb zu nehmen.
Amazon plane für das Ausliefern eine Zusammenarbeit mit bis zu 15 Logistikfirmen aus der Region, hatte das Unternehmen vor rund einem Jahr mitgeteilt. Die Waren würden nachts von Lastwagen zum Verteilzentrum gebracht. Demnach wären circa 27 Lkw pro Nacht unterwegs.
Das jetzt angepeilte Areal gehört dem Airport. Ein ursprünglich auf einem benachbarten Gelände der Gewerbepark am Allgäu Airport Gmbh geplanter Bau war am Widerstand einiger Mitgesellschafter gescheitert, zu denen die Kreise Ober-, Unter- und Ostallgäu, Lindau und Neu-ulm sowie die Städte Memmingen, Kempten und Kaufbeuren sowie Sparkassen gehören.
„Das ist für uns alles sehr undurchsichtig“, kritisiert Bürgermeister Lichtensteiger. Amazon würde keine Wertschöpfung für die Region bringen. Diese Kritik kommt auch aus der Wirtschaft. „Amazon ist kein innovativer Betrieb und passt nicht hierher“, sagte jüngst zum Beispiel Xaver Fackler. Er ist Inhaber der Firma Fakt-motion, die am Airport ein Testzentrum für autonomes Fahren betreibt.