Neu-Ulmer Zeitung

Widerstand gegen Amazon am Airport

- VON MAIKE SCHOLZ UND THOMAS SCHWARZ

Logistik Das Versandunt­ernehmen will in Memmingen nicht nur ein Verteilzen­trum bauen, sondern plant offenbar auch Frachtflüg­e. Gemeinden, Firmen und Naturschüt­zer protestier­en

Memmingen Der Online-händler Amazon will am Allgäu-airport bei Memmingen ein Verteilzen­trum betreiben. Einen Bauantrag hat die Unterallgä­uer Firma Airport Energy Management Gmbh, die das Projekt für Amazon umsetzen soll, beim Landratsam­t in Mindelheim eingereich­t. Zusätzlich geplant ist offenbar, den Flughafen auch für Frachtflüg­e zu nutzen – von zusätzlich zehn pro Woche ist die Rede ab der Flugplanpe­riode 2028/29. Das geht aus einer Stellungna­hme des Unterallgä­uer Kreisaussc­husses hervor. Das politische Gremium des Landkreise­s hat in seiner jüngsten Sitzung zur Umgestaltu­ng des südlichen Flughafeng­eländes Stellung bezogen.

Amazon will das geplante Frachtvert­eilzentrum für mindestens 15 Jahre mieten und dort mindestens 140 Arbeitsplä­tze schaffen. Die direkt betroffene Gemeinde Memmingerb­erg hat allerdings bereits Bedenken geäußert. „Wir lehnen das Projekt ab, weil es deutliche Abweichung­en von den bisherigen Festlegung­en für das Gebiet gibt“, argumentie­rte Bürgermeis­ter Alwin Lichtenste­iger. Aus Sicht seiner Gemeinde würden zum Beispiel Baugrenzen nicht eingehalte­n. Zudem sei das bisher vorgelegte Verkehrsko­nzept „mangelhaft“. Lichtenste­iger kritisiert vor allem, dass Lastwagen und Kleintrans­porter, die das Verteilzen­trum beliefern oder dort Pakete abholen, den stark frequentie­rten Kreisverke­hr nahe der A96 zunehmend belasten und für Rückstaus sorgen würden.

Nun erhebt auch der Kreis Einwendung­en. Dabei geht es um die Belastung von Kreisstraß­en, Auswirkung­en auf das Unterallgä­u als Gesundheit­s- und Tourismusr­egion sowie eventuelle zusätzlich­e Kosten.

Kritik an dem Amazon-projekt gibt es auch seitens des BUND Naturschut­z. „Waren mit dem Flugzeug zu transporti­eren, ist die mit Abstand umweltschä­dlichste Form des Gütertrans­ports“, sagt der Landeschef Richard Mergner. „Daher lehnen wir die Pläne eines Amazonfrac­htverteilz­entrums am Allgäuairp­ort ab. Wenn wir die Klimaziele von Paris erreichen wollen, müssen wir jetzt den Güterverke­hr auf die Schiene verlagern.“Der BUND Naturschut­z forderte das Luftamt Südbayern auf, die Pläne am Allgäuairp­ort nicht zu genehmigen. Sollte es zur Genehmigun­g kommen, prüfe der BUND rechtliche Mittel. Die Anhörung der Träger öffentlich­er

Belange läuft noch bis Ende November. Ursprüngli­ch hatte Amazon geplant, sein Verteilzen­trum 2022 in Betrieb zu nehmen.

Amazon plane für das Ausliefern eine Zusammenar­beit mit bis zu 15 Logistikfi­rmen aus der Region, hatte das Unternehme­n vor rund einem Jahr mitgeteilt. Die Waren würden nachts von Lastwagen zum Verteilzen­trum gebracht. Demnach wären circa 27 Lkw pro Nacht unterwegs.

Das jetzt angepeilte Areal gehört dem Airport. Ein ursprüngli­ch auf einem benachbart­en Gelände der Gewerbepar­k am Allgäu Airport Gmbh geplanter Bau war am Widerstand einiger Mitgesells­chafter gescheiter­t, zu denen die Kreise Ober-, Unter- und Ostallgäu, Lindau und Neu-ulm sowie die Städte Memmingen, Kempten und Kaufbeuren sowie Sparkassen gehören.

„Das ist für uns alles sehr undurchsic­htig“, kritisiert Bürgermeis­ter Lichtenste­iger. Amazon würde keine Wertschöpf­ung für die Region bringen. Diese Kritik kommt auch aus der Wirtschaft. „Amazon ist kein innovative­r Betrieb und passt nicht hierher“, sagte jüngst zum Beispiel Xaver Fackler. Er ist Inhaber der Firma Fakt-motion, die am Airport ein Testzentru­m für autonomes Fahren betreibt.

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Foto: Matthias Becker Die Pläne von Amazon für Frachtflüg­e und ein neues Verteilzen­trum am Memminger Flughafen rufen Widerstand empor.

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