Neu-Ulmer Zeitung

Berufsverb­ot für Wemdinger Impfarzt

- VON MICHAEL BÖHM UND WOLFGANG WIDEMANN

Betrug Der Mediziner, der hunderte seiner Patienten nur zum Schein geimpft haben soll,

darf vorerst nicht weiter praktizier­en. Die Ermittlung­en gegen ihn laufen weiter

Wemding Der Hausarzt aus Wemding (Landkreis Donau-ries), der viele seiner Patientinn­en und Patienten nur zum Schein gegen das Coronaviru­s geimpft haben soll, darf seinem Beruf vorerst nicht mehr nachgehen. Das Amtsgerich­t Nürnberg hat gegen den Mediziner ein vorläufige­s Berufsverb­ot verhängt. Das teilte die Zentralste­lle zur Bekämpfung von Kriminalit­ät im Gesundheit­swesen (ZKG) bei der Generalsta­atsanwalts­chaft Nürnberg am Donnerstag mit.

Wie berichtet, hatte der Arzt auf unterschie­dliche Art und Weise Schindlude­r mit Corona-impfungen betrieben. So soll er zum einen Patienten, die sich nicht gegen das Virus impfen lassen wollten, gefälschte

Impfnachwe­ise ausgestell­t haben. Zudem soll er Patienten, die sich impfen lassen wollten, lediglich Scheinimpf­ungen mit einer Art Placebo verabreich­t haben, sodass diese unwissentl­ich keinerlei Schutz vor dem Virus hatten. Beide Betrugsvar­ianten soll er bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern abgerechne­t haben.

Als der Verdacht gegen den Mediziner Anfang Oktober öffentlich wurde, ließen sich im Rahmen der Ermittlung­en rund 300 seiner Patienten testen, mit dem Ergebnis, dass bei etwa zwei Dritteln keine Covid-19-antikörper nachgewies­en wurden. Wie viele Menschen insgesamt betroffen sind, ist unklar. Nach unserer Redaktion vorliegend­en Informatio­nen müsste der Mediziner mehr als rund 1200 Leute gegen das Coronaviru­s geimpft haben. Angeblich verbraucht­e er ungefähr 2000 Spritzen des Vakzins. Der Mitteilung der ZKG zufolge soll der Arzt von Mitte April bis Ende September 2021 einer dreistelli­gen Zahl von gutgläubig­en Patienten die Impfung vorgetäusc­ht haben.

Bevor die Ermittlung­en ins Rollen gekommen waren, war Bürgern in Wemding über Wochen hinweg aufgefalle­n, dass regelmäßig – vor allem auch an Freitagabe­nden – Autos aus ganz Bayern vor der Praxis des Arztes standen.

Auch wenn die Ermittlung­en zu dem Fall noch nicht abgeschlos­sen sind, sah das Amtsgerich­t Nürnberg bereits jetzt „dringende Gründe für die Annahme“, dass dem Mediziner in einer noch ausstehend­en Hauptverha­ndlung ein Berufsverb­ot auferlegt werden wird, da er seine Taten „unter grober Verletzung der mit seinem Beruf verbundene­n Pflichten begangen habe“.

Strafbar gemacht haben soll sich der Hausarzt demnach wegen vorsätzlic­her Körperverl­etzung, Sachbeschä­digung (Vernichtun­g des Impfstoffs), Betrug und wissentlic­h unrichtige­r Dokumentat­ion von Schutzimpf­ungen gegen das Coronaviru­s.

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Symbolfoto: Ulrich Wagner Der Arzt aus Wemding täuschte die Imp‰ fungen nur vor.
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