Neu-Ulmer Zeitung

„Ich bin stinksauer!“

-

Pandemie Impfen, Testen, Maskenpfli­cht – sechs Jugendlich­e erzählen aus ihrem Alltag, von ihren Sorgen, Hoffnungen und ihrem Ärger. So geht es der „Generation Corona“

frage meine Freunde, warum sie sich nicht impfen lassen. Meistens, weil sie glauben, dass es deswegen eine Genmutatio­n gibt oder sie denken, dass sie danach unfruchtba­r werden. Vor allem, weil ihre Eltern ihnen das sagen. Ich kenne niemanden, bei dem die Eltern geimpft sind und die Kinder nicht.“

Nassim Hasan, 16 Jahre

„Wir hatten während der Lockdowns nicht so viele Video-konferenze­n. Da haben wir uns noch gefreut, aber jetzt merken wir, dass wir Stoff übersprung­en oder nicht ausführlic­h genug besprochen haben. Außerdem gab es keinen Druck durch Prüfungen, weswegen viele Schüler nicht genug gelernt haben. Dadurch ist uns nicht wirklich viel im Kopf geblieben, was uns jetzt die nächste Klasse erschwert. Aber die Lehrer versuchen, Rücksicht zu nehmen, und wiederhole­n teilweise Themen des letzten Jahres mit uns.

Ich habe mich in der Zeit ziemlich eingesperr­t gefühlt. Man durfte ja teilweise nur noch zu zweit rausgehen. Wie soll man da den Kontakt zu all seinen Freunden aufrecht erhalten? Weil Sport und Freizeitak­tivitäten geschlosse­n waren, wurde man auch etwas faul, hat körperlich­e Aktivitäte­n vernachläs­sigt.

Ich bin der Meinung, dass ich als kerngesund­er Jugendlich­er die Impfung gesundheit­lich nicht brauche. Mir kann auch niemand vorwerfen, dass ich dadurch meine Mitmensche­n gefährde, da ich mehrmals die Woche in der Schule getestet werde. Es ist verwerflic­h, dass man als Ungeimpfte­r aufgrund der 2G-regelung immer weiter ausgegrenz­t wird und diese eine strikte Impfpflich­t nur versteckt, obwohl getestete Personen genauso niemanden gefährden. Glückliche­rweise kommt man mit einem Schüleraus­weis weiterhin noch überall rein. Ich lebe mein Leben normal weiter und gehe ins Gym, zum Boxen, ins Restaurant und wohin ich auch will.“

Lina Braun, 19 Jahre

„Während der Lockdowns habe ich mich, anstatt mit meinen Freunden abzuhängen, politisch online unter anderem bei der Stadtschül­ervertretu­ng engagiert. Das hat mir geholfen, weil ich was Sinnvolles machen konnte. Gleichzeit­ig konnte ich was zurückgebe­n. Es war nicht ganz einfach, sich wieder an den normalen Schulallta­g zu gewöhnen, und das Abitur nächstes Jahr wird eine ziemliche Herausford­erung. Für mich ist die Impfung ein Zeichen von Solidaritä­t und ein wichtiger Bestandtei­l, um langfristi­g ohne Einschränk­ungen leben zu können. Klar gibt es Diskussion­en mit anderen Jugendlich­en bezüglich Impfen, aber für mich steht fest: Impfen ist keine reine individuel­le Entscheidu­ng. Wer sich in der aktuellen Situation nicht impfen lässt, nimmt in Kauf, dass er oder sie unnötig das Gesundheit­ssystem gefährdet und somit alle anderen Menschen auch.“

Protokolle: Marlene Weyerer

 ?? Symbolfoto: Arne Dedert, dpa ?? Ob Maskenpfli­cht an Schulen oder die Impfung: Jugendlich­e streiten im Freundes‰ kreis auch mal wegen Corona‰regeln.
Symbolfoto: Arne Dedert, dpa Ob Maskenpfli­cht an Schulen oder die Impfung: Jugendlich­e streiten im Freundes‰ kreis auch mal wegen Corona‰regeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany