Warum die Bauarbeiten im Exgoldentulip ruhen
Umbau Von einer Eröffnung ist das zukünftige Parkhotel der kleinen „Stays“-kette noch weit entfernt. Der Investor
schweigt, Mitarbeiter strahlen Zuversicht aus. Gastronom Riedmüller signalisiert weiter Interesse an einem Kauf
Neuulm Die Veränderungen im ehemaligen Golden Tulip Hotel in Neu-ulm am Donau-ufer sind offensichtlich: Die Lobby wurde total entkernt und ein neues, modernes Konzept ist erkennbar: Inmitten des großen Raums im Erdgeschoss befindet sich eine multifunktionale Bar. Diese dient als Rezeption, Bar und auch Frühstücksbuffet. Dominierende Farben sind schwarz und dunkelblau, auch an den Decken. Beleuchtet wird indirekt über eine zehn Meter lange ovale, weiße Aussparung. Nachdem der Immobilieninhaber schweigt, bekam unsere Redaktion über inoffizielle Kanäle Einblicke in das Projekt.
Auch wenn die Anter-gruppe (selbst nennt sie sich Anter-group) mit Sitz in Düsseldorf mehrfache Anfragen unserer Redaktion ignoriert, gibt es Menschen im ehemaligen Golden Tulip Hotel, die bewusst eine Botschaft an die Öffentlichkeit senden wollen: Im „Parkhotel by Stays“wurde und wird ernsthaft an einer Wiedereröffnung gearbeitet. Wobei Aussagen, die bei einer Führung für Neu-ulmer Stadträte getroffen wurden, die eine Neu-eröffnung in wenigen Wochen in Aussicht stellen, missverständlich gewesen seien. Zumal derzeit die Arbeiten in großen Teilen ruhen würden. Denn Lieferschwierigkeiten in allerlei Gewerken würden auch die Baustelle am Donau-ufer treffen. Die Mitarbeiterschaft vor Ort ist gegenüber unserer Redaktion bemüht, jegliche in der Öffentlichkeit kursierenden Zweifel an einer kommenden Eröffnung auszuräumen. Einer ausbleibenden Öffentlichkeitsarbeit des Investors zum Trotz. Der Tenor: Es wird „richtig Geld“in die Hand genommen. Etwa in Form einer top-modernen Rezeption, die per Knopfdruck in der (Frühstücks-) Bar versinken könne. Der Check-in werde sowohl persönlich als auch komplett digital möglich sein. Auch auf den Zimmern tut sich etwas: Fast alles scheint neu. Hier dominieren dunkle Töne, viel Lack glänzt auf dunklen Möbeln und eine ausgeklügelte, dimmbare indirekte Beleuchtung soll für Atmosphäre sorgen. Noch in Plastikfolie verpackte Matratzen stapeln sich in den Gängen.
Die neuen Fußböden sind zur Schonung noch abgedeckt, von den Decken hängen Kabel. Die Neuin
einer Klimaanlage auf allen Stockwerken in alle Zimmer sei keine Kleinigkeit. Schmunzeln kann die Mitarbeiterschaft über Schlagzeilen von Erotik-zimmern und Stundenhotel-style. Richtig sei, dass es an anderen Standorten Themenzimmer mit bewusst erotischer Anspielung wie „Fifty Shades of Stay“gebe. Aber nicht als durchgängiges Konzept. Es gebe auch Themenzimmer zu Borussia Dortmund, Indien oder Musik. Dies diene nicht dazu eine bestimmte, fragwürdige Klientel zu bedienen, sondern sich vom Wettbewerb zu unterscheiden. So werde es künftig auch in Neu-ulm einzelne Themenzimmer mit Whirlpool geben. „Wellness-zimmer“genannt. Was aber nichts Anrüchiges sei. Hinter vorgehaltener Hand wundern sich Mitarbeiter über die Kommunikationsstrategie der Anter-gruppe. Statt offen die Konzepte von Dortmund zu erklären und zu erläutern, was in Neu-ulm geplant ist, werde in Düsseldorf einfach geschwiegen, was die Gerüchteküche weiter befeuere. Niemand aus der Belegschaft will vor dem Hintergrund der Kritik am eigenen Chef seinen Namen in der Zeitung lesen.
Diese wird auch durch Hoteliers der Region beliefert. Klar ist: Die Anter-gruppe sucht nicht den Kontakt zu Branchenvertretern, wie Johann Britsch, Bezirksvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), sagt. Über die Pläne der Gruppe mit dem Hotel oder gar etwaige Kooperationen sei nicht gesprochen worden.
Beschrieben wird die Firma von anderen Hotellerie-insidern, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, ohnehin primär nicht als Hotel-marke. Vielmehr sei die Anter-gruppe ein Immobilienspekulant, der in Neu-ulm bereits sehr erfolgreich war: Denn nur etwa sieben Millionen Euro zahlte die Gruppe einst an den Vorbesitzer des früheren Mövenpick-hotels, eine verschachtelte Hotelgesellschaft. Online wurde das 1979 erbaute Hotel mit seinen 132 Zimmern und drei Junior-suiten für 14 Millionen Euro angeboten. Und wer 10,5 Millionen Euro ablehnte, die der Ulm/neustallation
Ulmer Gastronom Eberhard „Ebbo“Riedmüller bereit war zu zahlen, kann keine Geldsorgen haben. Das sei auch der Grund, dass es die Gruppe nicht eilig mit einer Eröffnung habe. Der Immobilienspekulant habe offenbar genug Geld. Dass der Neustart sorgenfrei verläuft, sei davon unabhängig alles andere als selbstverständlich: Denn der Markt in Sachen Hotels gilt in Ulm/neu-ulm als hart umkämpft.
Allein die Eröffnung von Motelone auf dem Münsterplatz mit 157 Zimmern werde jedem Hotel in der Region zu schaffen machen. Experten sind sich auch einig, dass das künftige Stays am Neu-ulmer Donau-ufer erst gegenüber dem nagelneuen „Me And All“-hotel bei den Sedelhöfen oder dem Leonardo am Blaubeurer Ring bestehen müsse, um Erfolg zu haben. Eine Summe ist in der Branche zu hören: Mindestens sechs Millionen Euro müsse die Anter-gruppe in die Hand nehmen, um das Ex-golden-tulip auf die Höhe der Zeit zu bringen. In Ulm sind in den vergangenen zehn Jahren nach Expertenschätzung fast 500 zusätzliche Hotelzimmer entstanden. Da werde es schwierig mit einem Bau aus den 1970ern bestehen können. „Wenn die Voraussetzungen stimmen, ist mein Interesse nach wie vor da“, sagt Riedmüller. Allerdings sei er nicht bereit, 13,5 Millionen Euro zu bezahlen. „Unser Konzept mit Brauhaus und Biergarten wäre ein völlig anderes“, sagt Riedmüller, der, so seine Worte, einen „Traum von einem Hotel“bauen würde. Wichtig sei eine Kooperation mit der Stadt Neu-ulm. Denn im Gegensatz zur Antergruppe würde Riedmüller das sich im Besitz der Stadt Neu-ulm befindliche Restaurant Edwin`s sowie das Tagungszentrum Edwinscharf-haus in seine Pläne mit einbeziehen. Etwa drei Millionen Euro standen (und stehen) einer Lösung im Wege, bei der auch die Stadt Neu-ulm eine Sorge weniger hätte. Der Zug sei abgefahren, heißt es hinter vorgehaltener Hand aus der Anter-gruppe. Bereits eingestellte Mitarbeiter des Stays sind sich sicher, dass alle Zweifler der Lüge gestraft werden.