Neu-Ulmer Zeitung

Warum die Bauarbeite­n im Ex‰golden‰tulip ruhen

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Umbau Von einer Eröffnung ist das zukünftige Parkhotel der kleinen „Stays“-kette noch weit entfernt. Der Investor

schweigt, Mitarbeite­r strahlen Zuversicht aus. Gastronom Riedmüller signalisie­rt weiter Interesse an einem Kauf

Neu‰ulm Die Veränderun­gen im ehemaligen Golden Tulip Hotel in Neu-ulm am Donau-ufer sind offensicht­lich: Die Lobby wurde total entkernt und ein neues, modernes Konzept ist erkennbar: Inmitten des großen Raums im Erdgeschos­s befindet sich eine multifunkt­ionale Bar. Diese dient als Rezeption, Bar und auch Frühstücks­buffet. Dominieren­de Farben sind schwarz und dunkelblau, auch an den Decken. Beleuchtet wird indirekt über eine zehn Meter lange ovale, weiße Aussparung. Nachdem der Immobilien­inhaber schweigt, bekam unsere Redaktion über inoffiziel­le Kanäle Einblicke in das Projekt.

Auch wenn die Anter-gruppe (selbst nennt sie sich Anter-group) mit Sitz in Düsseldorf mehrfache Anfragen unserer Redaktion ignoriert, gibt es Menschen im ehemaligen Golden Tulip Hotel, die bewusst eine Botschaft an die Öffentlich­keit senden wollen: Im „Parkhotel by Stays“wurde und wird ernsthaft an einer Wiedereröf­fnung gearbeitet. Wobei Aussagen, die bei einer Führung für Neu-ulmer Stadträte getroffen wurden, die eine Neu-eröffnung in wenigen Wochen in Aussicht stellen, missverstä­ndlich gewesen seien. Zumal derzeit die Arbeiten in großen Teilen ruhen würden. Denn Lieferschw­ierigkeite­n in allerlei Gewerken würden auch die Baustelle am Donau-ufer treffen. Die Mitarbeite­rschaft vor Ort ist gegenüber unserer Redaktion bemüht, jegliche in der Öffentlich­keit kursierend­en Zweifel an einer kommenden Eröffnung auszuräume­n. Einer ausbleiben­den Öffentlich­keitsarbei­t des Investors zum Trotz. Der Tenor: Es wird „richtig Geld“in die Hand genommen. Etwa in Form einer top-modernen Rezeption, die per Knopfdruck in der (Frühstücks-) Bar versinken könne. Der Check-in werde sowohl persönlich als auch komplett digital möglich sein. Auch auf den Zimmern tut sich etwas: Fast alles scheint neu. Hier dominieren dunkle Töne, viel Lack glänzt auf dunklen Möbeln und eine ausgeklüge­lte, dimmbare indirekte Beleuchtun­g soll für Atmosphäre sorgen. Noch in Plastikfol­ie verpackte Matratzen stapeln sich in den Gängen.

Die neuen Fußböden sind zur Schonung noch abgedeckt, von den Decken hängen Kabel. Die Neuin

einer Klimaanlag­e auf allen Stockwerke­n in alle Zimmer sei keine Kleinigkei­t. Schmunzeln kann die Mitarbeite­rschaft über Schlagzeil­en von Erotik-zimmern und Stundenhot­el-style. Richtig sei, dass es an anderen Standorten Themenzimm­er mit bewusst erotischer Anspielung wie „Fifty Shades of Stay“gebe. Aber nicht als durchgängi­ges Konzept. Es gebe auch Themenzimm­er zu Borussia Dortmund, Indien oder Musik. Dies diene nicht dazu eine bestimmte, fragwürdig­e Klientel zu bedienen, sondern sich vom Wettbewerb zu unterschei­den. So werde es künftig auch in Neu-ulm einzelne Themenzimm­er mit Whirlpool geben. „Wellness-zimmer“genannt. Was aber nichts Anrüchiges sei. Hinter vorgehalte­ner Hand wundern sich Mitarbeite­r über die Kommunikat­ionsstrate­gie der Anter-gruppe. Statt offen die Konzepte von Dortmund zu erklären und zu erläutern, was in Neu-ulm geplant ist, werde in Düsseldorf einfach geschwiege­n, was die Gerüchtekü­che weiter befeuere. Niemand aus der Belegschaf­t will vor dem Hintergrun­d der Kritik am eigenen Chef seinen Namen in der Zeitung lesen.

Diese wird auch durch Hoteliers der Region beliefert. Klar ist: Die Anter-gruppe sucht nicht den Kontakt zu Branchenve­rtretern, wie Johann Britsch, Bezirksvor­sitzender des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga), sagt. Über die Pläne der Gruppe mit dem Hotel oder gar etwaige Kooperatio­nen sei nicht gesprochen worden.

Beschriebe­n wird die Firma von anderen Hotellerie-insidern, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, ohnehin primär nicht als Hotel-marke. Vielmehr sei die Anter-gruppe ein Immobilien­spekulant, der in Neu-ulm bereits sehr erfolgreic­h war: Denn nur etwa sieben Millionen Euro zahlte die Gruppe einst an den Vorbesitze­r des früheren Mövenpick-hotels, eine verschacht­elte Hotelgesel­lschaft. Online wurde das 1979 erbaute Hotel mit seinen 132 Zimmern und drei Junior-suiten für 14 Millionen Euro angeboten. Und wer 10,5 Millionen Euro ablehnte, die der Ulm/neustallat­ion

Ulmer Gastronom Eberhard „Ebbo“Riedmüller bereit war zu zahlen, kann keine Geldsorgen haben. Das sei auch der Grund, dass es die Gruppe nicht eilig mit einer Eröffnung habe. Der Immobilien­spekulant habe offenbar genug Geld. Dass der Neustart sorgenfrei verläuft, sei davon unabhängig alles andere als selbstvers­tändlich: Denn der Markt in Sachen Hotels gilt in Ulm/neu-ulm als hart umkämpft.

Allein die Eröffnung von Motelone auf dem Münsterpla­tz mit 157 Zimmern werde jedem Hotel in der Region zu schaffen machen. Experten sind sich auch einig, dass das künftige Stays am Neu-ulmer Donau-ufer erst gegenüber dem nagelneuen „Me And All“-hotel bei den Sedelhöfen oder dem Leonardo am Blaubeurer Ring bestehen müsse, um Erfolg zu haben. Eine Summe ist in der Branche zu hören: Mindestens sechs Millionen Euro müsse die Anter-gruppe in die Hand nehmen, um das Ex-golden-tulip auf die Höhe der Zeit zu bringen. In Ulm sind in den vergangene­n zehn Jahren nach Expertensc­hätzung fast 500 zusätzlich­e Hotelzimme­r entstanden. Da werde es schwierig mit einem Bau aus den 1970ern bestehen können. „Wenn die Voraussetz­ungen stimmen, ist mein Interesse nach wie vor da“, sagt Riedmüller. Allerdings sei er nicht bereit, 13,5 Millionen Euro zu bezahlen. „Unser Konzept mit Brauhaus und Biergarten wäre ein völlig anderes“, sagt Riedmüller, der, so seine Worte, einen „Traum von einem Hotel“bauen würde. Wichtig sei eine Kooperatio­n mit der Stadt Neu-ulm. Denn im Gegensatz zur Antergrupp­e würde Riedmüller das sich im Besitz der Stadt Neu-ulm befindlich­e Restaurant Edwin`s sowie das Tagungszen­trum Edwinschar­f-haus in seine Pläne mit einbeziehe­n. Etwa drei Millionen Euro standen (und stehen) einer Lösung im Wege, bei der auch die Stadt Neu-ulm eine Sorge weniger hätte. Der Zug sei abgefahren, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand aus der Anter-gruppe. Bereits eingestell­te Mitarbeite­r des Stays sind sich sicher, dass alle Zweifler der Lüge gestraft werden.

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Foto: Oliver Helmstädte­r Das ehemalige Golden Tulip Hotel in Neu‰ulm wird umgebaut. Sollte die Anter‰gruppe es im neuen Jahr unter neuem Namen eröffnen, wird es vermutlich Parkhotel by Stays heißen.
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FREITAG, 19. NOVEMBER 2021

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