Neu-Ulmer Zeitung

Schafft die Stadt Ulm Bauwagen für Obdachlose an?

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Soziales Die als Erfrierung­sschutz für Obdachlose gedachten Schlafkaps­eln reichen

nicht, sagt ein Stadtrat. Er macht einen neuen Vorschlag. Wie der funktionie­rt

Ulm Hans-walter Roth, sozial engagierte­r Ulmer Stadtrat, rechnet in den Wintermona­ten aufgrund der allgemeine­n Situation – auch der an der polnischen und vielleicht bald an der ukrainisch­en Grenze – mit zunehmende­r Wohnungsno­t. Sind Bauwagen eine Lösung?

Obdachlosi­gkeit ist in der Stadt schon länger ein Thema. Deshalb hat Roth am Donnerstag einen Antrag beim Ulmer Oberbürger­meister Gunter Czisch eingebrach­t, den er in den Haushaltsb­eratungen platzieren will: „Obdach auf Rädern“, ein Obdachlose­nhilfsproj­ekt der Ulmer Firma Zawo, soll vom Gemeindera­t und der Stadtverwa­ltung in

Wirtschaft­lichkeit und Eignung überprüft werden und es soll erwogen werden, einige dieser bauwagenar­tigen Unterkünft­e anzuschaff­en.

Sie sind neu, nachhaltig aus Holz gebaut, innen gemütlich mit Schlafplat­z, Mini-küche und Miniwohnbe­reich, Dusche und WC ausgestatt­et, und sie erinnern an „Tiny Houses“: Die „Obdach auf Rädern“-wagen, von denen das „Zentrum für ambulant betreutes Wohnen“(Zawo) drei besitzt, sind ein heizbares und mit Wasser versorgtes Ein-personen-obdach, das vom Zawo in Zukunft für Menschen genutzt wird, die zum Beispiel aufgrund von psychische­r Behinderun­g schwer eine Wohnmöglic­hkeit finden und die ambulant betreutes Wohnen benötigen.

Maximal ein halbes Jahr dürfen die mobilen Unterkünft­e, die zwischen 20.000 und 25.000 Euro kosten, von einer Person als Übergangso­der Kurzzeitwo­hnung genutzt werden, als Schnittste­lle nach einer stationäre­n Therapie beispielsw­eise, und mindestens einmal pro Woche werden sie kontrollie­rt, der Wassertank wird befüllt und das Abwasser entsorgt, erklärt Zawogeschä­ftsführer Frank Hörger.

Auch wirtschaft­liche Notlagen zwingen Menschen dazu, ihre Wohnungen zu verlassen, so Roth. „Unsere Hilfsorgan­isationen suchen im Schultersc­hluss mit der Stadtverwa­ltung nach Möglichkei­ten, Obseiner dachlose unterzubri­ngen, doch wir wissen, gerade in den kommenden Wintertage­n wird es wieder in unserer Stadt an warmen Schlafplät­zen fehlen“, argumentie­rt er. Die beiden Schlafkaps­eln aus Holz und

Stahlblech, die die Stadt Ulm im Winter 2019/20 für etwa 35.000 Euro angeschaff­t hat und die im Winter am Karlsplatz und am Alten Friedhof aufgestell­t sind, reichen niemals aus, so Roth. Ulm solle, seit dem Mittelalte­r als soziale bekannte Stadt, mehrere solcher Wagen anschaffen.

Ihm gefalle nicht nur die Ausstattun­g, die ein Leben in Würde ermöglicht, sondern auch die Mobilität – im Notfall ließen sich solche Wagen zur Unterbring­ung von Menschen, die Haus und Hof verloren haben, auch von Ulm aus in Katastroph­engebiete – wie jetzt in Ahrweiler – bringen, da sie in Notlagen auch sehr einfach zu transporti­eren sind.

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Foto: Dagmar Hub Ein bunter Bauwagen als Nothilfe: Schafft die Stadt Ulm solche Obdachlo‰ senunterkü­nfte an?

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