Darf ein neuer Pausenhof 1,8 Millionen kosten?
Sanierung Der Platz vor der Realschule und der Fuggerhalle ist alles andere als schön.
Nun soll er für viel Geld neu gestaltet werden. Das sorgt für Widerspruch bei Landkreispolitikern
Weißenhorn Nein, einladend ist der Platz vor der Weißenhorner Realschule und der Fuggerhalle nicht. Der Landschaftsarchitekt Ludwig Schegk findet ihn sogar trist. Er hat nun im Auftrag des Landkreises Neu-ulm einen Plan entwickelt, wie sich das Areal freundlicher und lebendiger gestalten ließe. Doch das hat seinen Preis – und den will der Landkreis in dieser Höhe nicht bezahlen. Außerdem ist er der Meinung, dass die Stadt Weißenhorn bei den Kosten stärker in die Pflicht genommen werden müsse.
Rund 10.000 Quadratmeter misst das Areal, das einerseits als Pausenhof dient, andererseits auch als Vorplatz für die Fuggerhalle. Dort stehen ein paar Bäume, aber ansonsten ist es weitgehend kahl und versiegelt. Im Sommer staut sich dort die Hitze, hat auch Kreisbaumeister Tobias Frieß festgestellt, als er das Gelände in Augenschein nahm: „Die Fläche heizt sich brutal auf.“Vernünftiger Schatten fällt kaum auf die Schülerinnen und Schüler. Das soll sich nach den Vorstellungen von Ludwig Schegk ändern. Der Landschaftsarchitekt aus Haimhausen im Landkreis Dachau hat einen Ideenwettbewerb zur Aufwertung des Platzes gewonnen und nun im Landkreis-ausschuss für Bildung, Kultur und Sport präsentiert.
Er möchte einen „Campus for future“schaffen und die Fläche erst einmal entsiegeln. Zudem sieht sein Vorschlag 16 neue Bäume und rund 80 Sträucher vor, ein begrüntes Dach für die Fahrradunterstellplätze sowie Hochbeete. Hinzu kämen Plätze zum Sitzen, die auch Unterricht im Freien ermöglichen. Bisher fließt das Regenwasser komplett ab, Schegk möchte es auf dem Gelände versickern lassen. Alles in allem würde nach der Umgestaltung ein deutlich besseres Aufenthaltsklima entstehen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass etwa für den Fahrradunterstand alte Bäume weichen müssen. Zehn Stück will der Architekt entfernen lassen, sodass lediglich sechs neue hinzukämen.
All diese Maßnahmen haben ihren Preis. Der beläuft sich nach Schegks Worten auf rund 1,85 Millionen Euro. Davon müsste der Landkreis den Löwenanteil von 1,4 Millionen tragen. Die Stadt Weißenhorn hat signalisiert, sie könnte 15 Prozent der Gesamtkosten übernehmen, also etwa 240.000 Euro. Eine knapp zwei Jahre alte Kostenschätzung, der allerdings kein konkreter Plan zugrunde lag, ging damals noch von 1,2 Millionen Euro aus. Nach den Sommerferien 2023 soll nach aktuellem Stand alles fertig gebaut sein.
Angesichts dieser Zahlen rang manches Ausschussmitglied sichtlich um Fassung. „So eine Summe tut schon weh“, sagte etwa Ewald Ott (CSU) und sein Fraktionskollege Herbert Pressl fordert: „Die Pausenhofgestaltung darf eine Million nicht überschreiten, alles andere wäre unverantwortlich.“Rosl Schäufele (SPD) meinte knapp: „Das ist zu teuer.“Ansgar Batzner (FDP) fragte, ob für „den Zuwachs von sechs Bäumen so viel Geld ausgegeben werden muss“. Er störte sich vor allem daran, dass keine zehn
Jahre nach Einweihung der Fuggerhalle die damals verlegten Platten auf dem Vorplatz wieder rausgerissen werden müssten. „Geht’s noch?“Allerdings bedecken die damals verlegten Platten nur den unmittelbaren Vorbereich der Halle, stellte Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) klar.
Was den Ausschussmitgliedern durch die Bank ebenfalls nicht gefiel, war die in Aussicht gestellte Kostenbeteiligung der Kommune Weißenhorn. Die ist offenbar vom Stadtrat noch nicht beschlossen worden. Aber den Kreispolitikern war das zu wenig. „Der Platz kommt ja auch der Stadt zugute, deswegen sollten wir da noch mal wegen der Kosten anklopfen“, empfahl Michael Obst (CSU). Das entschied denn auch der Ausschuss einstimmig. Er nahm die vorgetragenen Ideen zur Kenntnis und beauftragte den Landschaftsarchitekten damit, eine detaillierte Planung mit Auflistung sämtlicher Kosten zu erarbeiten – auch, um zu wissen, wo sich etwas wegstreichen ließe. Außerdem solle die „Schulfamilie“beteiligt werden. Wegen des als zu gering empfundenen Eigenanteils will die Landkreisverwaltung noch einmal mit der Stadt Weißenhorn verhandeln. Der Landrat versicherte dem Planer: „Wir haben hier kein grundsätzliches Problem, wir haben ein Kostenproblem.“