Ulms neue Trabantenstadt wächst und gedeiht
Wirtschaft Neue Impfstoffe und Medikamente werden bei Sartorius im Science Park III schon entwickelt.
Nun wurde der 30-Millionen-euro-pionier in einem aufstrebenden Viertel offiziell eröffnet
Ulm Es war der Spätsommer 2017, als mit dem Bau begonnen wurde. Damals wehten die Fahnen des Spatenstichs auf einem Feld im gefühlten Nirgendwo. Der börsennotierte Konzern Sartorius hatte anderthalb Jahre zuvor das vergleichsweise kleine Unternehmen Cellca aus Laupheim aufgekauft. Allein in dieser Zeit hatten sich Umsatz und Mitarbeiterzahl der Laupheimer verdreifacht. Mit dem Umzug nach Ulm samt 100 Festangestellten wurde weiteres, nachhaltiges Wachstum versprochen.
Dieses Versprechen wurde offenbar eingelöst, wie bei der durch Corona mehrfach verschobenen, offiziellen Eröffnung des 30-Millioneneuro-baus nun im November 2021 deutlich wurde. Inzwischen arbeiten 120 Menschen bei Sartorius in Ulm, was 20-prozentiges Wachstum bedeutet. Und zwölf neue Stellen sind ausgeschrieben. Der Weg soll weiter steil nach oben gehen: Hugo de Wit, Geschäftsführer des Ulmer Standorts, spricht von einem zukunftsträchtigen Markt. „Wir werden daher auch in Zukunft neue Mitarbeiter einstellen.“Weltweit gebe es bei Sartorius rund 1300 Vakanzen.
Der „Life-science-konzern“Sartorius hat mit 30 Millionen Euro ein 6000 Quadratmeter großes Gebäude mit Laboren für die Entwicklung von Zelllinien und die Optimierung von Zellkulturmedien errichtet. Als Zulieferer der biopharmazeutischen Forschung und Industrie entwickelt Sartorius in Ulm Zelllinien und Proteinproduktionsprozesse, lizenziert Technologien zur Herstellung von Proteinen und bietet Zellkulturmedien an. Die durch lebende Zellen hergestellten Proteine kommen in der Entwicklung und Produktion von biopharmazeutischen Medikamenten und Impfstoffen zum Einsatz.
Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch hat in dieser nördlichen Ecke von Ulm inzwischen Übung mit
zum Thema Multi-millionen-projekte. Schräg gegenüber wird an der wohl größten Investition in der Ulmer Wissenschaftsstadt seit dem Bau des Daimler-forschungszentrums gebaggert. Gebaut werden bis 2024 drei achtgeschossige Bürotürme. In „Universelle Ulm“entstehen über 35.000 Quadratmeter Bürofläche, darunter mehr als 10.000 Quadratmeter Fläche für Labore, Forschung und Entwicklung. Sie sollen ein „modernes Arbeitsumfeld für zukunftsorientierte Unternehmen“bieten, die in diesem forschungsgeprägten Umfeld aus Wissen und Know-how innovative Produkte entwickeln sollen.
Auch hier kommt der Investor dahinter aus dem Bereich Pharma: Ludwig Merckle ist der älteste Sohn von Adolf Merckle, dem unternehmerischen Tausendsassa und Gründer von Ratiopharm. Der Präsident der Universität Ulm, Professor MiWeber, betonte in seiner Ansprache, wie sehr die Pandemie die Bedeutung von Firmen wie Sartorius verdeutlicht habe. Die enge Verzahnung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft in Ulm führe letztlich zu derartigen Ansiedlungen und Arbeitsplätzen und würde so den Wohlstand der Region auch in langfristiger Perspektive sichern. Weber sprach von einem Weltklasse-standort, auf den er in Anbetracht der in großen Teilen 55 Jahre alten Uni Ulm „neidisch“sei.
Bei der Sartorius-eröffnung sprach Czisch von einem „zukunftsorientierten und inspirierenden Umfeld“, das sich in der Wissenschaftsstadt mit ihren inzwischen 8600 Beschäftigten gebildet habe. „Das Besondere an den Science Parks ist die enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft.“Innovative Unternehmen würden sich den wichtigen Zukunftsfragen stellen. Die Region zwischen Ulm, Bifestreden berach und dem Bodensee sei ein hervorragendes „Biotechnologiecluster“. Sartorius sei eine Bereicherung in diesem Bereich. Denn kein kleiner Name hat sich in der Marie-goeppert-mayer-straße anchael gesiedelt: Im Geschäftsjahr 2020 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 2,34 Milliarden Euro. Ende 2020 waren fast 11.000 Mitarbeiter an den rund 60 Produktionsund Vertriebsstandorten.