Neu-Ulmer Zeitung

Industrie rechnet mit hartem Winter

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Corona und Lieferengp­ässe

Berlin Die Sorgen der unter Materialma­ngel leidenden deutschen Industrie wachsen angesichts rasant steigender Corona-infektions­zahlen. „Die jüngste Entwicklun­g des internatio­nalen Infektions­geschehens erhöht die Risiken für die Industriep­roduktion in diesem Winter massiv“, sagte Joachim Lang, Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie (BDI). „Schon ohne neue öffentlich­e Corona-beschränku­ngen ist eine erneute spürbare Kaufzurück­haltung zu befürchten. Zum Glück sind die Auftragsbü­cher in vielen Branchen momentan noch gut gefüllt.“Viele Hersteller können die gut gefüllten Orderbüche­r wegen Lieferengp­ässen allerdings nicht wie gewohnt abarbeiten. Das dämpft laut aktuellem Industrieb­ericht des BDI die Produktion.

Nach jüngsten Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s war die Industriep­roduktion zuletzt gesunken. Hart trifft es dem BDI zufolge unter anderem die Autobauer, die unter Rohstoffkn­appheit und Halbleiter­mangel leiden.

Um das Niveau vor der Coronakris­e zu erreichen, müsste die deutsche Industrie 2022 dann um siebeneinh­alb Prozent wachsen. Nach Angaben des BDI leide man im internatio­nalen Vergleich unter einer besonders großen Lücke bei der Produktion, gemessen an der Vorkrisenz­eit. Der Verband beziffert die Lücke für die beiden Jahre 2020 und 2021 auf gut elf Prozent. Kein anderes Industriel­and müsse eine so starke Einbuße verkraften. Frankreich dürfte fast acht Prozent verlieren, die USA etwas mehr als sieben Prozent, Großbritan­nien rund fünf und Italien etwa vier Prozent.

Zuversicht­licher ist der BDI bei den Exporten, auch wenn die Warenausfu­hren zuletzt an Schwung verloren. Selbst bei einer Stagnation bis zum Jahresende dürften die deutschen Exporte 2021 einschließ­lich Preiserhöh­ungen (nominal) um zwölf Prozent steigen und damit das Vorkrisenn­iveau des Jahres 2019 leicht überschrei­ten.

Die deutsche Industrie hatte ihre Konjunktur­erwartunge­n zuletzt herunterge­schraubt. Der Verband rechnet demnach mit einem Anstieg der Wirtschaft­sleistung im Gesamtjahr um preisberei­nigt drei Prozent. Zuvor war der BDI von einem Plus von 3,5 Prozent ausgegange­n. (dpa)

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