Neu-Ulmer Zeitung

Impfkampag­ne ist zu wenig

- VON MARIA HEINRICH

In den vergangene­n Wochen und Monaten hat alles nichts genützt: Eindringli­che Appelle an Skeptikeri­nnen und Skeptiker aus Politik und Wissenscha­ft liefen ins Leere. Selbst schockiere­nde Bilder von sterbenden Corona-patienten und überlastet­en Intensivst­ationen schafften es nicht, Gegnerinne­n und Gegner zu überzeugen, sich doch noch impfen zu lassen. Dass die Politik weiterhin in der Impfkampag­ne auf Appelle und nette Worte setzt, ist schlichtwe­g viel zu wenig.

Zu diesem Zeitpunkt der Pandemie muss man sich deutlich vor Augen führen: Wer bislang die Corona-impfung strikt ablehnte, der oder die wird seine Meinung auch in Zukunft höchstwahr­scheinlich nicht mehr ändern. Es wird vermutlich wenig bringen, zu versuchen, diese Menschen zu überzeugen. Nach fast zwei Jahren Pandemie braucht es jetzt andere, neue Ideen – zumal die Chancen für eine generelle Impfpflich­t in Deutschlan­d laut einiger Juristen schlecht stehen. Manche Experten schlagen zum Beispiel vor: Was wäre damit, Ungeimpfte an den Behandlung­skosten, die sie in den Krankenhäu­sern verursache­n, zu beteiligen? In jedem Fall wäre es wert, darüber zu diskutiere­n – denn es wäre ein Weg, bei dem Ungeimpfte deutlich spüren könnten, dass ihr Handeln echte Konsequenz­en nach sich zieht.

Bei aller Frustratio­n darüber, dass sich nach wie vor viele Erwachsene nicht impfen lassen wollen: Politik und jeder einzelne Bürger und jede einzelne Bürgerin müssen trotzdem darum bemüht sein, beide Seiten nicht gegeneinan­der auszuspiel­en – auch wenn es schwerfäll­t, nicht gegen die Unsolidari­schen zu hetzen. Aber wenn sich die Gesellscha­ft immer mehr in zwei Lager spaltet, haben wir in den Jahren nach der Pandemie vielleicht noch viel größere Probleme.

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