Corona, Katar und tiefe Risse in der Bayern-welt
Die vierte Corona-welle hat nun auch im Profifußball voll eingeschlagen. Ein austariertes Hygienekonzept war lange Zeit eine funktionierende Schutzhülle – damit ist es nun vorbei, wie das Beispiel des FC Bayern München zeigt. Dem Klub stehen sieben Spieler nicht zur Verfügung, weil sie trotz Impfstatus UND vorheriger Erkrankung infiziert wurden (Süle, Stanisic) oder wegen ihres Status als ungeimpfte Kontaktpersonen in Quarantäne müssen. Dazu kommen zwei Mitarbeiter des Funktionsteams, die positiv getestet wurden.
Dabei zeigt das Beispiel Joshua Kimmich einmal mehr: Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, ist alles andere als eine reine Privatangelegenheit. Kimmich, der sich gegen eine Immunisierung entschieden hat, fehlt seinem Arbeitgeber FC Bayern nun schon seit zwei Wochen. Die Niederlage des FC Bayern gegen den FC Augsburg alleine mit seinem Fehlen und dem Trubel, der wegen dieser Personalie herrschte, zu erklären, wäre zu einfach. Dennoch wurde und wird Kimmich schmerzlich vermisst. Und das nicht nur deshalb, weil sein Ersatzmann Marcel Sabitzer schwach spielte.
Insofern ist es nachvollziehbar, dass der FC Bayern den Impfdruck auf sein Personal merklich erhöht. Ebenso wie jeder normale Angestellte, der sich nicht impfen lässt (wohlgemerkt: obwohl er es könnte), müssen die Fcb-profis nun Gehaltskürzungen hinnehmen, wenn sie in Quarantäne müssen. Der Schritt der Bayern-bosse ist aber auch mutig – denn der Erfolg des Rekordmeisters ist auch auf die mannschaftliche Geschlossenheit innerhalb des Teams zurückzuführen. Ein Spieler, der öffentlich abgestraft wird und sich potenziell ungerecht behandelt fühlt, bringt selten Topleistung.
Dennoch ist der Schritt der Bayern richtig. Denn ähnlich wie in der Gesamtgesellschaft leidet hier eine Mehrheit unter dem unsolidarischen Verhalten einer Minderheit. Während es bei den Bayern nur um Titel und Tore (also eigentlich nichts von echter Relevanz) geht, dreht es sich in den Intensivstationen um Leben und Tod der mehrheitlich Ungeimpften – und das öffentliche Leben muss wieder merklich heruntergefahren werden.
Im Vergleich zweitrangig, aber dennoch erwähnenswert ist das Verhalten des FC Bayern bezüglich eines Fan-antrags, in dem es um das fragwürdige Katar-sponsoring geht. Ein Vereinsmitglied hatte beantragt, künftig keine Deals mehr mit dem wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik stehenden Emirat einzugehen. Dass der FC Bayern den Antrag wegen fadenscheiniger Gründe nicht zur Jahreshauptversammlung zulassen will, ist ein Armutszeugnis. Das Verhalten der Vereinsführung ist nichts weiter als der Versuch, einer kritischen Stimme einen Maulkorb zu verpassen – und könnte als Bumerang auf die Vereinsführung zurückkommen.