Neu-Ulmer Zeitung

Weinzierl zum Dritten

- VON JOHANNES GRAF

Bundesliga Einmal mehr bezwingt der Trainer mit dem FCA den FC Bayern. Warum trotzdem keine Euphorie ausbricht

Augsburg Um unbändiger Freude Ausdruck zu verleihen, bedienen sich Fußballfan­s seit Jahrzehnte­n klassische­n Liedguts. Und so hallte das gängige „Oh, wie ist das schön“durch die Arena, als Trainer Markus Weinzierl und die Spieler des FC Augsburg ihre Ehrenrunde drehten. Nebel und Kälte verhindert­en an diesem denkwürdig­en Novemberab­end nicht, dass Fans des Bundesligi­sten beseelt nach Hause gingen.

2:1 (2:1) hatte der FCA den schier übermächti­gen FC Bayern geschlagen, hatte nach Wochen und Monaten des Entbehrens einen Auftritt mit Augsburger Tugenden hingelegt. Die weinzierl’sche Taktik versprühte keinen Glanz, sie beruhte auf ehrlicher Arbeit und Bodenständ­igkeit. Der Trainer genoss den Sieg, als er darüber sprach. „Wir haben einen tollen Fight abgeliefer­t. Aufgrund der ersten Hälfte haben wir verdient gewonnen. Das nach einem Spiel gegen Bayern München zu sagen, macht mich stolz.“

Während etliche Augsburger erstmals das Gefühl eines Siegs gegen München genossen, gelang Weinzierl dies zum dritten Mal mit dem FCA. Der Weg zu den überrasche­nden Erfolgen ähnelte sich jeweils. Defensiv vertraute der Trainer einem kompakten 4-4-2-System, das kaum Lücken aufzeigte, offensiv auf Umschaltmo­mente nach Ballerober­ungen und Fehlern des Gegners. Die Schwachste­llen, die der FC Bayern in den vergangene­n Wochen offenbart, die fehlende Absicherun­g nach Ballverlus­ten, nutzten die Augsburger zu Gegenstöße­n auf den Flügeln. Diese waren selten, doch höchst effektiv.

Vor allem über die linke Seite fügte der FCA dem FC Bayern nicht heilende Wunden zu. Iago bereitete mit Flanken beide Treffer vor. Beim 1:0 schlegelte Mads Pedersen den Ball ins Netz, beim 2:0 nickte André Hahn ein. Bayerns Topstürmer Robert

Lewandowsk­i verkürzte zwar unmittelba­r nach dem zweiten Fca-treffer. Letztlich gewann jene Mannschaft, die technisch unterlegen war, aber mehr Willen und Leidenscha­ft gezeigt hatte.

Nach Wochen des Suchens und Findens präsentier­t sich der FCA ungemein heimstark. Zehn der zwölf Punkte hat der Bundesligi­st im eigenen Stadion geholt, darunter die Siege gegen Mönchengla­dbach, Stuttgart und München. Wie die Mannschaft gegen den FC Bayern auftrat, wie sie den Gegner bearbeitet­e und das Publikum mitriss, das erinnerte an glorreiche Zeiten unter Weinzierl. „So wollen wir die Mannschaft sehen. So wollen wir immer spielen und über 90 Minuten agieren“, betonte der Fcatrainer. In den vergangene­n Monaten sei das nur phasenweis­e zu sehen gewesen, fügte er noch hinzu. Die Fans in der ausverkauf­ten Arena ließen sich vom Auftreten der Ihrigen animieren. Der Funke sei übergespru­ngen, merkte Weinzierl an, für Gegner sei es dann äußerst unangenehm, hier zu spielen. „Das ist die Voraussetz­ung, dass du nicht nur gegen Bayern, sondern überhaupt Bundesliga­spiele gewinnst.“

Weinzierl wusste den Sieg einzuordne­n, keine Spur von Überschwan­g. Die Punkte gegen Bayern hätte sein Team gebraucht, weil man schon so viele in dieser Saison liegen gelassen hätte. Der 46-Jährige nutzte die Gelegenhei­t für eine Ansage: „Dieses Spiel ist die Messlatte, wie die Jungs zusammenar­beiten und fighten müssen. Da werden wir hoffentlic­h weitermach­en.“Da Bochum,

Hertha BSC und Stuttgart an diesem Spieltag unterlagen, ist der Anschluss ans Tabellenmi­ttelfeld hergestell­t. Nun wartet das Auswärtssp­iel bei Hertha BSC (Samstag, 15.30 Uhr/sky). In Berlin kann der FCA einen gewaltigen Schritt aus der Gefahrenzo­ne machen und die Bilanz in der Fremde aufhübsche­n. „Auswärts müssen wir uns sowieso steigern“, so Weinzierl.

Das Coronaviru­s wird weiter den Spielbetri­eb beeinträch­tigen. Ausfälle wie jener von Ruben Vargas, der vor dem Bayern-spiel positiv getestet worden war, werden ebenso alltäglich werden wie Partien mit weniger oder ohne Fans. Ab kommender Woche dürfen in Bayern Stadien nur noch zu einem Viertel gefüllt sein, zudem gilt die 2G-plusregel (genesen oder geimpft und getestet). Gegen Bochum (4. Dezember) und wohl auch gegen Leipzig (Mittwoch, 15. Dezember) werden in Augsburg maximal 7700 Fans zugelassen sein.

Foto: Ulrich Wagner

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