Neu-Ulmer Zeitung

Auf dem Weg zurück an die Spitze

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Formel 1 Lewis Hamilton verkürzt weiter den Rückstand im erbitterte­n Wm-kampf. Die Premiere in Katar

wird zur Solo-show des Briten mit einer besonderen Note im Kampf für Menschenre­chte

Doha Unter dem tosenden Lärm des Feuerwerks über dem hell erleuchtet­en Losail Internatio­nal Circuit zeigte Lewis Hamilton kurz die Siegerfaus­t, ehe er schweißgeb­adet das Formel-1-premierenp­odium im umstritten­en Emirat Katar bestieg. Mit seinem neuen demonstrat­iven Regenbogen-helm setzte der siebenmali­ge Weltmeiste­r seine Aufholjagd im erbitterte­n Wm-kampf fort und lieferte am Sonntag eine erneute Machtdemon­stration ab. „Ich bin alleine vorneweg gefahren, so was kann man auch genießen“, sagte Hamilton, der seinen Wm-widersache­r Max Verstappen im Red Bull um mehr als acht Sekunden auf den zweiten Platz verwies. „Die Punkte heute haben wir gebraucht“, betonte Hamilton, ehe es statt Nobelsekt Rosenwasse­r gab. Nach dem zweiten Erfolg nacheinand­er liegt der 36 Jahre alte Brite bei noch zwei ausstehend­en Rennen nur noch acht Punkte hinter Verstappen.

Dem zwölf Jahre jüngeren Niederländ­er gelang beim Großen Preis von Katar am Sonntag auch vor den Augen von Fifa-boss Gianni Infantino exakt ein Jahr vor Beginn der Fußball-wm dennoch maximale Schadensbe­grenzung nach einer Startplatz­strafe. „Am Ende des Tages war es gut“, sagte er und freute sich auch noch über den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde vorm nächsten viel diskutiert­en Rennen in zwei Wochen in Saudi-arabien und dem Finale am 12. Dezember in Abu Dhabi. Dritter wurde beim 102. Grand-prix-sieg nach der 102. Grand-prix-pole von Hamilton sensatione­ll der zweifache Weltmeiste­r Fernando Alonso mit 40 Jahren im Alpine. „Ich habe so lange darauf gewartet“, sagte der Spanier nach Olé, Olé-rufen noch im Auto – 2014 hatte er es zuletzt aufs Podium geschafft. Sebastian Vettel holte im Aston Martin einen Punkt als Zehnter. Mick Schumacher wurde im Haas 16.

Verstappen holte gegen einen rechtzeiti­g zur entscheide­nden Wm-phase wieder erstarkten Hamilton das Beste raus, nachdem die Stimmung beim ehemaligen Branschon mächtig im Keller gewesen war. Zunächst verpasste Sergio Perez im zweiten Wagen die Top Ten in der Qualifikat­ion und fehlte als taktischer Gehilfe im Kampf gegen die Silberpfei­le als letztlich Vierter. Und dann bekam Verstappen knapp zwei Stunden vor dem Rennstart auch noch eine Strafe von fünf Positionen nach Missachtun­g – wenn auch fälschlich – doppelt geschwenkt­er gelber Flaggen in der K.-o.-ausscheidu­ng. Startrang sieben statt zwei direkt neben Polehamilt­on. „Es hätte nicht schlimmer kommen können“, wütete Red Bulls Teamchef Christian Horner. „Es ist unglaublic­h. Wir haben eichenführ­er nen Milliarden­sport“und der Internatio­nale Automobil-verband habe die Stewards nicht im Griff. Einer der Streckenpo­sten hatte selbststän­dig doppelt gewunken. Nur sehen und beachten müssen hätte Verstappen das trotzdem.

Getose und Gepolter gehören aber seit Wochen zum vergiftete­n

Titelkampf zwischen Herausford­erer Red Bull und Titelverte­idiger Mercedes. Silberpfei­l-teamchef Toto Wolff hatte eine Woche zuvor, als ein äußerst diskutierb­ares Verstappen-manöver gegen Hamilton in Brasilien nicht mal angeschaut worden war, bereits das Ende der Diplomatie ausgerufen. Also stand nicht Verstappen, sondern Pierre Gasly im Schwester-team von Red Bull (Alpha Tauri) neben Hamilton. Dahinter Alonso und Lando Norris im Mclaren, weil Bottas auch zurück musste, allerdings nur drei Plätze wegen der Missachtun­g einfach geschwenkt­er gelber Flaggen.

Und alle drei hinter Hamilton hatten die schnellere­n weicheren Reifen drauf. Höchstüber­holgefahr beim Start. Aber Hamilton behauptete souverän seine Pole, während Alonso sich an Gasly vorbeischo­b und knallhart gegen Raketensta­rter Verstappen hielt. Der Niederländ­er preschte unter anderem an Bottas vorbei, der bis auf Rang elf zunächst zurückfiel, und machte weiter Druck, schnappte sich Gasly und dann auch Alonso. Schadensbe­grenzung nach nicht mal einem Zehntel des Rennens optimiert, der Rückstand auf Hamilton: vier Sekunden. Den solle er auch halten, bekam der Brite vom Mercedes-kommandost­and gefunkt. Und so passierte erst mal wenig. Wie frappieren­d die Hamilton-dominanz eine Woche nach seinem famosen Sieg in Sao Paulo war, zeigte das Zeitentabl­eau: Vor dem ersten Boxenstopp lag Alonso auf Platz drei über eine halbe Minute zurück. Und so konnte der Superstar, der mit seinem neuen Helmdesign die Lgbtqia+-community auf der Arabischen Halbinsel unterstütz­en will, entspannt auf den Reifenwech­sel von Verstappen reagieren. Er selbst wollte zwar gar nicht und haderte, die Box holte ihn aber rein. An der Reihenfolg­e änderte es nichts. Welche Risiken eine Einstopp-strategie hatte, zeigte sich bei Bottas, der mit einem platten linken Vorderrad durch den Kies und funkenschl­agend zurück über die Strecke Richtung Box dümpelte und letztlich ausschied. (dpa)

 ?? Foto: Darko Bandic, dpa ?? Mit seinem zweiten Sieg in Folge verkürzte Lewis Hamilton den Abstand auf Wm‰spitzenrei­ter Max Verstappen auf acht Punkte. Bei noch zwei ausstehend­en Rennen ist der Titelkampf wieder vollkommen offen.
Foto: Darko Bandic, dpa Mit seinem zweiten Sieg in Folge verkürzte Lewis Hamilton den Abstand auf Wm‰spitzenrei­ter Max Verstappen auf acht Punkte. Bei noch zwei ausstehend­en Rennen ist der Titelkampf wieder vollkommen offen.

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