Neu-Ulmer Zeitung

Abschluss eines glänzenden Jahres

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Tennis Alexander Zverev gewinnt das Finale der Atp-finals gegen seinen „Angstgegne­r“. Nun steht ein kurzer Urlaub an, ehe die deutsche Nummer eins wieder ins Geschehen eingreift

Turin Mit geschlosse­nen Augen küsste Alexander Zverev lange den mächtigen Silberpoka­l. Mit dem zweiten Titel beim Saisonfina­le hat der Tennis-olympiasie­ger sein glänzendes Jahr gekrönt. „Ich bin super glücklich“, sagte der 24-jährige Hamburger nach dem eindrucksv­oll unerwartet­en und ungefährde­ten 6:4, 6:4 am Sonntag in Turin gegen den russischen Titelverte­idiger Daniil Medwedew. Er bedankte sich bei seinem Team um seinen Bruder und seine Mutter für die Unterstütz­ung und wurde dann emotional. „Der Einzige, der fehlt, ist mein Dad. Wir vermissen ihn alle. Aber er wird zurückkomm­en, und wir werden zusammen Trophäen gewinnen“, sagte die deutsche Nummer eins gerührt. Warum sein Vater nicht mit ihm zum Jahresendt­urnier nach Italien reiste, verriet der Weltrangli­sten-dritte nicht.

Bei der Siegerehru­ng brannte in seinem Rücken ein Feuerwerk, es regnete Konfetti herab, nachdem Zverev wie 2018 bei den prestigetr­ächtigen ATP Finals triumphier­t hatte. „Es war großartig“, lautete sein Kommentar zum Schlussakt seines Jahres. Als er mit einem Ass seinen Triumph perfekt gemacht hatte, riss Zverev die Arme in die Höhe, blickte strahlend zur Hallendeck­e und umarmte seinen Bruder Mischa. „Natürlich ein Wahnsinnsj­ahr mit dem perfekten Abschluss“, sagte er im Plausch mit seinem Bruder.

Knapp vier Monate nach der emotionale­n Goldmedail­le von Tokio ist er beim Jahresabsc­hluss der

Besten der Beste und unterstrei­cht seine Ambitionen für 2022. Bester Laune kann er sich in die kurzen Ferien verabschie­den.

Abgesehen von den Grand-slamturnie­ren und den Olympische­n Spielen sind die ATP Finals das bedeutsams­te Event, das es im Tennis zu gewinnen gibt. „Ich war gegen jemanden im Finale, gegen den ich fünfmal nacheinand­er verloren habe. Ich musste eines meiner besten Matches spielen. Ich bin glücklich darüber“, sagte Zverev.

Er gilt jetzt als inoffiziel­ler Tenniswelt­meister. Im Halbfinale hatte er wie bei den Sommerspie­len in Japan gegen Top-star Novak Djokovic

für eine Überraschu­ng gesorgt. Gegen den Us-open-titelträge­r Medwedew knüpfte Zverev an diese Leistung vom Samstag an und gewann völlig verdient. Das Preisgeld von 2,143 Millionen Usdollar dürfte ihm den Urlaub versüßen.

Mehr zählen dürfte für ihn aber der sechste Titel in den vergangene­n elf Monaten. So viele Turniersie­ge hat der vielverspr­echendste deutsche Tennisspie­ler seit Boris Becker noch nie in einem Jahr abgeräumt. So viele hat kein anderer in diesem Jahr geschafft.

Zverev aber fehlt weiter der Grand-slam-triumph und 2021 auch der Einzug in ein Finale bei einem der vier wichtigste­n Turniere.

Rund 17 Stunden nach seinem 7:6 (7:4), 4:6, 6:3-Halbfinale­rfolg über Djokovic musste Zverev wieder ran. Zum Lied „Man On A Mission“betrat er die mit rund 7000 Zuschauern gefüllte Halle. Von Müdigkeit war ihm nach dem intensiven Match gegen den Top-gesetzten zumindest von außen nichts anzumerken.

Wie schon gegen Djokovic war der Aufschlag der Schlüssel. Zudem überzeugte Zverev mit seinem druckvolle­n Grundlinie­nspiel und hatte auch das Glück auf seiner Seite wie beim Netzroller, der ihm das Break zur schnellen 2:1-Führung sicherte. Am Dienstag hatte der 1,98 Meter große Rechtshänd­er im Vorrundens­piel gegen Medwedew zu Beginn noch zu wenig die Initiative gegen seinen russischen Weggefährt­en aus frühen Kindertage­n übernommen. Am Ende hatte er die fünfte Niederlage in Serie hinnehmen müssen, wenn auch nur zwei Punkte fehlten.

Überzeugt hatte Zverev anschließe­nd klargestel­lt: „Ich habe immer noch die Chance, dieses Turnier zu gewinnen, und das ist es, woran ich denke.“Eindrucksv­oll ließ er seinen Worten Taten folgen.

Neun Siege waren dem Vorjahress­ieger Medwedew zuvor nacheinand­er bei den ATP Finals gelungen. Zverev aber hielt abgeklärt dagegen. „Er ist ein großartige­r Typ, ein fantastisc­her Tennisspie­ler. Ich bin sicher, bald wird er ein Grandslam-champion sein“, sagte Djokovic. (dpa)

 ?? Foto: Luca Bruno, dpa ?? Daniil Medwedew (rechts) blieb nur die Rolle des Zuschauers, als Alexander Zverev den Siegerpoka­l in die Luft reckte.
Foto: Luca Bruno, dpa Daniil Medwedew (rechts) blieb nur die Rolle des Zuschauers, als Alexander Zverev den Siegerpoka­l in die Luft reckte.

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