Eine Fundgrube für Schneiderinnen
Mode Beim zweiten Flohmarkt der Schneiderinnung in Weißenhorn fachsimpeln Ausstellerinnen und Besucherinnen. Ist Selbstgenähtes in der Pandemie stärker gefragt?
Weißenhorn Eine breite Vielfalt an Stoffen, Bändern, Borten, Knöpfen, Reißverschlüssen und Accessoires sowie Zeitschriften, Bücher und Schnittmuster haben am Samstagnachmittag das Herz zahlreicher Hobbyschneiderinnen ein wenig höher schlagen lassen. Beim zweiten Schneider-flohmarkt der Schneiderinnung Günzburg/krumbach/ Neu-ulm im Wirtschafts- und Bildungszentrum (Wibiz) in Weißenhorn wurden viele fündig. Nebenbei konnten sie mit anderen Besucherinnen und Besuchern fachsimpeln, die das gleiche Hobby pflegen oder auch berufsmäßig nähen.
Zu diesem Kreis gehört Hilde Eckel aus Christertshofen. „Wenn ich erst einmal einen schönen Stoff in Händen habe, kommen die Ideen von selbst und dann packt mich das Nähfieber“, erzählte sie. Gemeinsam mit ihrer Freundin Gabi Metz aus Unterroth stöberte sie an den gut bestückten Ausstellungstischen. Beide Frauen fertigen nahezu ihre gesamte Garderobe selber an, wie sie verrieten. „Das sind Unikate, die sonst niemand anderer trägt“, sagte Metz. Manchmal kämen auch ihre Männer in den Genuss maßgeschneiderter Kleidungsstücke.
In Begleitung ihrer Schwiegerließ sich eine Besucherin aus Weißenhorn vier Meter eines zart türkisfarbenen Jerseystoffs abmessen. „Damit nähe ich etwas Schönes für meine Enkel“, sagte sie. Früher habe sie für ihre Kinder sämtliche Kleidungsstücke geschneidert. Nach mehrjähriger Pause habe sie dieses Hobby wieder aufgegriffen und entdeckt, wie viel Spaß es mache. Mit einigen Kniffen habe sie vor Kurzem einige alte, aber gut erhaltene T-shirts zu stabilen Rutschhosen umfunktioniert, fügte sie hinzu. Die Kleinen hätten sich riesig über die Unikate gefreut. Eine Besucherin aus Burlafingen hielt an einem Stand mehrere Stoffbündel in kräftigen Farbtönen in Händen.
„Damit werde ich originelle Taschen nähen, die man einfach nicht übersehen kann“, verriet sie. Die seien bei ihren Freundinnen sehr begehrt.
„Mit viel Liebe gemacht“steht auf den Etiketten der bunten Stirnbänder, die Margarethe Weber aus Tiefenbach neben kunstvoll gefertigten Stoffblumen sowie fantasievoll gestalteten Accessoires anbietet. Vorwiegend fertige sie Puppen- und Kinderkleider an, berichtete die Hobbyschneiderin, die vor Kurzem in Illertissen ihren eigenen Laden eröffnet hat. Während der Pandemie hat Claudia Pommersberger-fischer aus Krumbach ihr Wäschehaus in Krumbach lange Zeit schlietochter ßen müssen. Als zweites Standbein habe sie deshalb einen Online-handel aufgebaut und die Zahl ihrer Mitarbeiter sogar erhöhen können, berichtete sie. Schneidermeisterin Johanna Ritter hat von den Lockdowns wenig gespürt, sagt sie. Sie setze vor allem auf Qualität und Nachhaltigkeit und fertige in ihrem Atelier in Günzburg seit mehr als 30 Jahren maßgeschneiderte Kleidung an. „Es gibt immer mehr Kunden, die das schätzen“, weiß sie.
„Während der Pandemie hat unser Beruf stark gelitten“, resümierte die Obermeisterin der Schneiderinnung, Bettina Schließer-stadtmüller aus Senden. Da Hochzeiten abgesagt sowie Kommunionen verschoben wurden, seien viele Aufträge storniert worden. „Anstatt Maßgeschneidertem waren während des Lockdowns Jogginghosen gefragt“, fasste sie zusammen. Der erste Hobbyschneider-flohmarkt im Jahr 2019 sei ein großer Erfolg gewesen. Aber zum aktuellen Zeitpunkt sei die Entscheidung für eine zweite Auflage nicht leicht gefallen, fügte sie hinzu. Unter strenger Einhaltung der Hygienevorschriften konnte er am Samstag doch noch stattfinden. Die Freude und Erleichterung war sowohl den acht Ausstellerinnen als auch den nach und nach eintreffenden Besucherinnen anzumerken.