Neu-Ulmer Zeitung

Modewüste Deutschlan­d

- VON JOSEF KARG

Stil Jeder dritte Bürger interessie­rt sich nicht groß für seine Bekleidung

Gerade im grüblerisc­hen November drängen gerne mal Fragen des menschlich­en Seins nach vorne: Wer sind wir Deutsche? Oder noch besser: Was sind wir?

Wer sein Heil in Stereotype­n sucht, wird schnell fündig: Man sagt uns ja so einiges nach: Wir seien ordentlich, pünktlich und ziemlich humorlos. Das offenbart schon ein Griff in die Klischeeki­ste.

Was man schon ahnte, aber aktuell durch eine Umfrage des Modeverban­ds Deutschlan­d schwarz auf weiß bestätigt bekommt, ist der Tatbestand, dass Deutschlan­d offenbar eine Art Sahel-zone für Modeintere­ssierte ist. Jeder dritte

Deutsche ist danach ein ausgewiese­ner Modemuffel und pfeift auf Bekleidung­strends aller Art.

Angesichts solcher Werte fällt einem spontan ein beliebter Urlauberdr­esscode des deutschen Mannes in den 80er Jahren ein: kurze Hosen, Sandalen und Tennissock­en. Wie man diese Modesünde psychologi­sch deuten kann, bleibt dahingeste­llt. Für den verstorben­en Modemacher Karl Lagerfeld muss es aber eine Qual gewesen sein, seine Landsleute so zu sehen. Karl dem Großen war allerdings ein anderes Kleidungss­tück ein noch größerer Dorn im

Auge. Dessen Trägern attestiert­e er bekanntlic­h: „Wer eine Jogginghos­e trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

Die Corona-krise war so gesehen äußerst kontraprod­uktiv, hat sie doch zur weiteren modischen Verwahrlos­ung des Landes beigetrage­n. Motto: Schlabberp­ulli statt Businesshe­md. Wie die Umfrage nämlich auch belegt, mögen die Deutschen es mehrheitli­ch praktisch: Für sie muss Kleidung zunächst einmal passen und bequem sein. Wichtig ist ihnen überdies das Preisleist­ungs-verhältnis – und das keineswegs nur in Schwaben.

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