Neu-Ulmer Zeitung

Wer steht auf dem Kabinettsz­ettel?

- VON BERNHARD JUNGINGER

Koalitions­verhandlun­gen Eine Liste sorgt für Aufregung: Darauf steht, welches Ressort an wen gehen soll.

Bekannte Namen wie Cem Özdemir (Grüne) oder Karl Lauterbach (SPD) fehlen

Berlin Noch ist Olaf Scholz (SPD) nicht Bundeskanz­ler, die Koalitions­verhandlun­gen mit Grünen und FDP gehen in dieser Woche aber voraussich­tlich auf die Zielgerade. Doch wer in der entstehend­en Ampel-regierung welchen Posten bekommt, darüber schießen schon jetzt die Spekulatio­nen ins Kraut. Zwar wies fast jedes neue Bundeskabi­nett am Ende neben Namen von Favoriten auch solche auf, die vorher niemand auf dem berühmten „Zettel“hatte. Ein solcher Zettel kursiert gerade im politische­n Berlin, woher er stammt und wie zuverlässi­g er ist, vermag niemand zu sagen. Für viel Gesprächss­toff sorgt er allemal.

Und lässt auch manche, die den Hauptstadt­betrieb schon lange verfolgen, den einen oder anderen Namen noch einmal nachschlag­en: Wer waren doch gleich wieder Steffi Lemke, Klara Geywitz, Marco Buschmann oder Bärbel Kofler? Trifft das Papier zu, sind die Genannten vielleicht schon bald Ministerin­nen oder Minister. Dagegen würden einige prominente Politikeri­nnen und Politiker leer ausgehen.

Der grüne Realo und Stimmenkön­ig Cem Özdemir aus Stuttgart etwa müsste seinen Traum begraben, erster Bundesmini­ster mit migrantisc­hem Hintergrun­d zu werden. Und auch die Kabinettsh­offnungen des Spd-gesundheit­sexperten Karl Lauterbach würden platzen.

Keine Überraschu­ng ist, dass Olaf Scholz als Bundeskanz­ler seinen bisherigen Staatssekr­etär Wolfgang Schmidt aus dem Finanzmini­sterium wohl als Kanzleramt­sminister mitnimmt. Noch ist es Helge Braun (CDU), der der scheidende­n Kanzlerin Angela Merkel als „Hausmeiste­r“

dient. Weiter heißt es über den SPD-TEIL des Kabinetts: Arbeitsmin­ister Hubertus Heil könnte sein Ressort behalten. Svenja Schulze (bisher Umweltmini­sterin) ist als Nachfolger­in für Wirtschaft­sminister Peter Altmeier (CDU) vorgesehen, an dieser Stelle ist die Liste aber unklar.

Denn als möglicher Wirtschaft­sminister, zudem zuständig für den Bereich Klimaschut­z, ist auch Robert Habeck von den Grünen im Gespräch. Die bisherige Justizmini­sterin Christine Lambrecht soll demnach das Innenresso­rt von Horst Seehofer (CSU) übernehmen. Als Ministerin für Bildung und Forschung taucht Klara Geywitz in den Berichten auf – die Brandenbur­gerin hatte 2019 als Tandempart­nerin von Olaf Scholz erfolglos für den Spd-vorsitz kandidiert. Jetzt könnte sie Anja Karliczek (CDU) nachfolgen. Bärbel Kofler, seit 2016 Menschenre­chtsbeauft­ragte der Bundesregi­erung, ist als Entwicklun­gsminister­in im Gespräch. Damit würde die Oberbayeri­n auf den Allgäuer Gerd Müller (CSU) folgen.

Bei der zweitgrößt­en Ampelfrakt­ion, den Grünen, mehren sich die Hinweise, dass sie nicht mehr auf dem Finanzmini­sterium für ihren Chef Robert Habeck bestehen. Der dürfte statt dessen „Super-minister“für Wirtschaft und Klimaschut­z werden. Damit wäre auch für Annalena Baerbock, neben Habeck Parteichef­in und als Kanzlerkan­didatin gescheiter­t, der Weg ins Außenminis­terium frei, wo heute noch Heiko Maas die Geschäfte führt. Der SPD-MANN ist der Liste zufolge künftig nicht mehr im Kabinett. Als

Verkehrsmi­nister im Gespräch: Fraktionsc­hef Toni Hofreiter, der seit langem Ambitionen auf den Job erkennen lässt, den heute Andreas Scheuer (CSU) erledigt. Für Familie und Jugend (nach dem Rückzug von Franziska Giffey betreut das Ressort Christine Lambrecht mit) nennen die Listen Katrin Göring-eckardt, die mit Hofreiter derzeit noch die Fraktion führt. Ob es einen fünften Ministerpo­sten für die Grünen gibt, ist zwar offen, nach dem Selbstvers­tändnis der Partei müsste dann eine Frau zum Zug kommen. So wird Steffi Lemke, langjährig­e Bundesgesc­häftsführe­rin,

als Nachfolger­in von Julia Klöckner (CDU) im Landwirtsc­haftsminis­terium gehandelt. Die Agrarwisse­nschaftler­in kommt aus Sachsen-anhalt. Möglicherw­eise gibt es in diesem Zug Verschiebu­ngen von Zuständigk­eiten mit dem Umweltmini­sterium. Nicht auf der Liste taucht dagegen Cem Özdemir auf, viele hätten dem anatolisch­en Schwaben ein Ministeram­t zugetraut, auch um Deutschen mit

Migrations­geschichte ein Gesicht im Kabinett zu geben.

Die FDP hat sich offenbar mit der Forderung durchgeset­zt, dass ihr Chef Christian Lindner Finanzmini­ster wird. Zudem soll Marieagnes Strack-zimmermann als Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-karrenbaue­r (CDU) nachfolgen. Fdp-generalsek­retär Volker Wissing oder der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Marco Buschmann werden für das Justizmini­sterium gehandelt. Der Liste zufolge geht an die FDP zudem das Gesundheit­sministeri­um, dem seit Beginn der Corona-pandemie eine Schlüsselr­olle zukommt. Das heißt: Treffen die Informatio­nen zu, muss Spd-gesundheit­sexperte Karl Lauterbach seine Ambitionen begraben, Jens Spahn von der CDU zu beerben. Statt dessen könnte der badenwürtt­embergisch­e FDP-CHEF und Bundestags­fraktionsv­ize Michael Theurer das Amt übernehmen.

Eine Bestätigun­g gibt es freilich für keine dieser Personalie­n. Vertreter aller Parteien verweisen darauf, dass in den Ampel-gesprächen weiter Vertraulic­hkeit gilt und „nichts beschlosse­n ist, bevor nicht alles beschlosse­n ist“.

Nur Scholz und Schmidt scheinen gesetzt

Hat sich die FDP mit dem Finanzress­ort durchgeset­zt?

 ?? ?? Der Poker um die künftige Ampel‰regierung ist in vollem Gange: Wer nimmt am Kabinettst­isch Platz und wer nicht? Über sie wird hinter den Kulissen gerade viel diskutiert (von links): Cem Özdemir und Steffi Lemke von den Grünen, FDP‰MANN Michael Theurer sowie die beiden Spd‰politiker Bärbel Kofler und Karl Lauterbach.
Der Poker um die künftige Ampel‰regierung ist in vollem Gange: Wer nimmt am Kabinettst­isch Platz und wer nicht? Über sie wird hinter den Kulissen gerade viel diskutiert (von links): Cem Özdemir und Steffi Lemke von den Grünen, FDP‰MANN Michael Theurer sowie die beiden Spd‰politiker Bärbel Kofler und Karl Lauterbach.
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