Osterkind und Weihnachtshase
Ja ist denn heut’ schon Weihnachten? Eine Frage, die sich nicht nur Franz Beckenbauer in der Fernsehwerbung gestellt hat, sondern vermutlich fast jeden schon einmal ereilt hat, der sich im Hochsommer plötzlich von Schokoweihnachtsmännern umzingelt sah. Nun haben wir uns mittlerweile ja daran gewöhnt, dass das Angebot im Supermarkt nur bedingt etwas mit der tatsächlichen Jahreszeit zu tun hat – in der Süßwarenabteilung können wir uns bislang aber immerhin noch auf folgende zwei Regeln verlassen: Gibt es viele Eier und Hasen, ist vor Ostern. Gibt es viele Lebkuchen und Weihnachtsmänner, ist nach Ostern.
Ein evangelischer Pfarrer am Tegernsee bringt diese scheinbare Ordnung der Dinge nun allerdings etwas durcheinander. Statt wie früher Lebkuchen, Weihnachtsschokolade oder Christbaumkugeln verschickt er an die Gläubigen in diesem Advent: Ostereier. 2500 Stück. Ja, richtig gelesen. Nein, er hat sich nicht im Regal vertan. Er will damit ausdrücken, dass Ostern zu Weihnachten gehört. Jesus’ Leben dürfe nicht vom Beginn, sondern müsse von seinem Ende her gedacht werden, sagt er.
Was theologisch gesehen richtig sein mag, ist außerhalb der Kirche mit Risiken behaftet. Schon jetzt können ja viele Menschen den Weihnachtsmann nicht mehr vom Nikolaus unterscheiden. Wo soll das nur hinführen, wenn plötzlich das Christkind die Eier ins Nest legt und der Osterhase im Coca-cola-weihnachtstruck vorfährt? Und wer stopft eigentlich wann die Süßigkeiten in die Stiefel vor der
Tür? Auf den Inhalt kam es da zum Glück noch nie so recht an: Christhasen, Weihnachtskinder, Ostermänner – Hauptsache Schokolade.