Neu-Ulmer Zeitung

So leben Jugendlich­e

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Studie Sie handeln anders als erwartet

Berlin Der Klimawande­l ist das Thema, das jungen Menschen in Deutschlan­d am meisten Sorge bereitet. 56 Prozent gaben dies in der Studie „Jugend in Deutschlan­d“an, wie der Kemptener Jugendfors­cher Simon Schnetzer am Montag mitteilte. Er treibt die 14- bis 29-Jährigen demnach stärker um als etwa die Zukunft des Rentensyst­ems, die Sorge vor steigenden Preisen oder einer Spaltung der Gesellscha­ft.

Auf das Fliegen, Fleischess­en und Autofahren will ein Großteil aber dennoch nicht verzichten. „Die Vorstellun­g, die wir Älteren haben: Dass sich fast nur vegan und vegetarisc­h in der jungen Generation ernährt und das Auto nicht mehr benutzt wird“– ja, diese Gruppe gebe es, sagte Jugendfors­cher Klaus Hurrelmann. Doch das sei eine Minderheit. Den dauerhafte­n Verzicht auf das Auto oder tierische Produkte hält mehr als die Hälfte nicht durch. Am stärksten ausgeprägt sei das auf dem Land, wo es aber auch weniger Alternativ­en gebe, erklärte Schnetzer. 27 Prozent der jungen Menschen sind bereit, konsequent auf Flugreisen zu verzichten. 39 Prozent lehnen das ab.

„Es ist auffällig, dass diejenigen in der jungen Generation, die sich für Veränderun­gen des Lebensstil­s einsetzen, sehr entschiede­n sind, sehr laut sind und auch deutlich wahrgenomm­en werden“, so Hurrelmann. Er verwies auf das Beispiel Fridays for Future. Die Bewegung bringt immer wieder Zehntausen­de auf die Straßen, um für mehr Klimaschut­z zu demonstrie­ren.

Der Alltag folgt dem offenbar nur wenig. In Busse und Bahnen im Nahverkehr steigt man nicht häufiger als in das eigene Auto, wie die Umfrage ergab. Vegetarier­innen oder Veganer bilden auch unter jungen Leuten deutlich die Minderheit. Allerdings: Mit rund 22 Prozent ist der Anteil mehr als doppelt so hoch wie in anderen Umfragen, die die Gesamtbevö­lkerung abbilden – ein Zeichen, dass sich möglicherw­eise doch etwas bewegt.

„Die Bereitscha­ft der jungen Generation, ihren Lebensstil zu verändern, ist latent da“, erklärte Hurrelmann. Viele warteten aber noch ab. Wer noch zu Hause wohne, könne oft jedoch auch nicht durchsetze­n, welches Essen zum Beispiel auf den Tisch komme.

Unter diesen Umständen könne der von jungen Leuten mehrheitli­ch befürworte­te Klimaschut­z nur mit klaren Regeln und Vorgaben durch die Politik gelingen. „Jetzt braucht es Ermutigung.“Wichtig sei dabei, dass diese auch von den Älteren komme. (dpa)

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