Neu-Ulmer Zeitung

Ein tierisch gutes Jahr

-

Tennis Alexander Zverev feiert mit dem Sieg bei den ATP Finals seinen zweiten großen Triumph der Saison.

Für das kommende Jahr hat er sich noch mehr vorgenomme­n. Zuerst steht aber ein Urlaub an

Turin Der perfekte Saisonabsc­hluss verstärkte Alexander Zverevs Sehnsucht nach dem ersten Grand-slamtitel. Urlaubsrei­f verabschie­dete sich der 24-Jährige nach dem größten Triumph in diesem Jahr neben der olympische­n Goldmedail­le auf die Malediven. Bevor er aber am Montag von Mailand aus in den Flieger stieg, ließ er keine Zweifel an seinen Zielen für 2022. Endlich soll die Zeit reif sein für einen der Turniersie­ge mit dem höchsten Wert. „Ich werde dafür alles tun“, stellte Zverev nach dem zweiten Sieg bei den ATP Finals der besten Profis des Jahres klar. Er werde so viel arbeiten wie möglich, sich „den Arsch aufreißen, dass es passiert“.

In der Turiner Mehrzweckh­alle Pala Alpitour hatte er an einem aus deutscher Sicht erinnerung­swürdigen Final-wochenende erst die Nummer eins der Welt, den 20-fachen Grand-slam-sieger Novak Djokovic, und dann im Endspiel am Sonntag überrasche­nd souverän mit 6:4, 6:4 die Nummer zwei der Welt, Daniil Medwedew, besiegt. Aufgewühlt sprach Zverev sogleich noch auf dem blauen Hartplatz davon, im nächsten Jahr die Spitze der Weltrangli­ste anzugreife­n. „Ich habe das Ziel natürlich auch“, sagte der Hamburger auch mit zwei Stunden Abstand, gab aber zu bedenken: „Man muss schon sagen, Novak war dominant.“Und der Rückstand zu Platz eins ist groß.

Überglückl­ich liebkoste Zverev nach seinem Triumph seine Hunde und alberte mit Bruder Mischa und dem Pokal herum. Noch am Abend fuhr der Pizza-fan nach Mailand. Boris Becker und Rod Laver, das Team um Djokovic und Bayernprof­i Thomas Müller übermittel­ten

Glückwünsc­he. Seine Freundin Sophia Thomalla, die nicht mit in der Halle war, schickte über die sozialen Medien eine Botschaft: „Ohne Pokal hätte ich ihn auch zu Hause gar nicht reingelass­en!“, witzelte die acht Jahre ältere Schauspiel­erin, Moderatori­n und Geschäftsf­rau mit einem Tränen lachenden Smiley. Die frische Liebe gehört genauso zu Zverevs Jahresrück­blick wie die sechs Titel, die keiner seiner Konkurrent­en erreicht hat.

März brachte Ex-freundin Brenda Patea Zverevs erste Tochter zur Welt. Das hat privat sein Jahr ebenso geprägt wie der Schritt, sich von seinem Bruder als Manager vertreten zu lassen. Weiterhin erschweren die heftigen Gewalt-anschuldig­ungen seiner Ex-freundin Olga Scharypova seine Karriere. Zverev hat die Vorwürfe vehement bestritten. Inzwischen ermittelt die Profiorgan­isation ATP. Ein Abschluss der Untersuchu­ngen steht aus.

Die Turbulenze­n abseits des Platzes haben ihn sportlich nicht von seinem Weg abgebracht. Noch mehr als der 21. November in Turin, sein zweiter Erfolg bei den ATP Finals nach 2018, wird der 1. August in Erinnerung bleiben, als sich Zverev zum ersten deutschen Olympiasie­ger im Herren-einzel kürte. Doch das zeigt auch, dass sich die Bilder, die von diesem zweifelsoh­ne erfolgreic­hen Jahr hängen bleiben, eben nicht bei den Grand-slam-turnieim ren abspielten. Was weiterhin fehlt, sind Erfolge wie in Turin und Tokio auch dann, wenn es über drei Gewinnsätz­e geht. Dann steht in den Statistike­n bei Zverev, was Siege gegen Top-ten-spieler anbelangt: noch immer eine Null.

Rafael Nadal ist nach seiner Verletzung­spause eine Unbekannte, das Comeback von Roger Federer wird lange auf sich warten lassen, doch der 34 Jahre alte Djokovic wird zunächst der Topfavorit auf große Titel bleiben. „Er kann definitiv einen Grand Slam gewinnen, weil es einfach offensicht­lich ist. Aber er ist nicht der Einzige. Das ist es, wo es schwierig wird“, sagte Medwedew über Zverev. Der Russe zählt selbst zu den Kandidaten.

Auf einen Einsatz im Davis Cup ab Ende der Woche in Innsbruck verzichtet Zverev zugunsten der Erholung. Im Kalender steht der 19. Dezember, an dem der erfolgreic­hste deutsche Titelsamml­er im Herren-tennis hinter Boris Becker in Baden-baden ein Kandidat für die Wahl zum Sportler des Jahres ist. Der erste Grand-slam-titel wird ab Mitte Januar bei den Australian Open vergeben.

Reicht die hinzugewon­nene Stärke durch die Goldmedail­le auch für die Grand-slam-titelpremi­ere? „Nächstes Jahr auf jeden Fall“, versprach Bruder Mischa Zverev bei Bild TV. Für dieses Ziel könnte der Tennis-star der Familie vielleicht schon am Mittwoch die nächste Fitnessein­heit absolviere­n, mutmaßte er. Erst einmal kündigte Alexander Zverev für den Urlaub aber an: „Wir werden viel Blödsinn machen, denke ich, in den nächsten paar Tagen. Nichts Gefährlich­es keine Sorge.“(dpa)

 ?? Foto: Luca Bruno, dpa ?? Alexander Zverev tollte nach dem Sieg gegen Daniil Medwedew mit seinen Hunden auf dem Court herum. Während die Tiere in Turin mit dabei waren, wartete Freundin Sophia Thomalla zu Hause.
Foto: Luca Bruno, dpa Alexander Zverev tollte nach dem Sieg gegen Daniil Medwedew mit seinen Hunden auf dem Court herum. Während die Tiere in Turin mit dabei waren, wartete Freundin Sophia Thomalla zu Hause.

Newspapers in German

Newspapers from Germany