Nachfrage an Coronatests steigt schlagartig an
Gesundheit Die Nachfrage an den kostenlosen Coronatests nimmt im Landkreis Neu-ulm rapide zu. Anbieterinnen und Anbieter haben neue Zentren und Stationen eingerichtet und geöffnet. Die Experten vor Ort haben aber auch Bedenken
Landkreis Der kostenlose Bürgertest ist zurück – doch wo kann ich mich testen lassen? Noch-bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vor gut zehn Tagen verkündet, dass das Testen im Kampf gegen die Corona-pandemie wieder kostenlos ist. War die Nachfrage über den Sommer quasi nahezu verschwunden, erlebt das Angebot nun aufgrund der derzeitigen Infektionszahlen auf Rekordniveau wieder einen zweiten Frühling: Die Nachfrage explodiere nahezu, heißt es. Im Kreis Neu-ulm haben bereits neue Testzentren wieder eröffnet. Das Neu-ulmer Landratsamt geht davon aus, dass im Laufe der Woche weitere folgen könnten. Doch Vertreter vor Ort haben auch Bedenken.
„Wir wurden inständig darum gebeten, wieder zu eröffnen“, berichtet Franziska Utzinger von der Besprechung der Führungsgruppe „Katastrophenschutz“im Landratsamt vor wenigen Tagen. Utzinger betreibt Apotheken in den Neu-ulmer Stadtteilen Pfuhl und Burlafingen, aber auch in Nersingen. In Letzterem gibt es nun auch seit vergangenen Freitag wieder ein Testzentrum. Allerdings nicht wie im Frühjahr in der Gemeindehalle. „Dort konnten wir nicht mehr hinein“, sagt sie. Eröffnet wurde im Feuerwehrhaus. Ansonsten habe sich am Ablauf nicht viel geändert. Termine müssen wieder vorab online gebucht werden. Das Ergebnis kommt per E-mail aufs Handy. Gleiches gilt für Finningen. Auch dort hat am Freitag beim Landgasthof Hirsch wieder eine Utzingerteststation den Betrieb aufgenommen.
Das Testzentrum in Pfuhl wird es jedoch nicht wieder geben. Nicht nur, weil die Räumlichkeiten nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch mit Blick auf das Personal sei das in der Kürze der Zeit nicht zu machen. Im Frühjahr hätten noch viele Menschen Kurzarbeit und deshalb mehr Zeit gehabt. „Jetzt müssen wir gucken, dass wir die Leute herkriegen. Das ist das größte Hindernis“, erzählt sie. „Das dauert ein paar Tage, bis die wiederkommen.“
Doch nicht nur das sei ein Grund, weshalb Utzinger davon ausgeht, dass nicht mehr so viele Test-station wie einst „aus dem Boden sprießen“werden. Gemäß der neuen Verordnung dürfen nämlich nur noch ausgewählte Personengruppen wie Ärzte, Apotheken, Rettungsoder Hilfsorganisationen, die vom Gesundheitsamt zugelassen sind, eine Abstrichstelle eröffnen. „Damit das nicht mehr jede Kfz-werkstatt machen kann. So soll verhindert werden, dass Missbrauch geschieht“, erklärt Utzinger, Sprecherin des Bayerischen Apothekerverbands in der Region Neu-ulm und Unterallgäu. Kontrollen, lässt das Neu-ulmer Landratsamt wissen, sollen vor allem anlassbezogen erfolgen. Zum Beispiel dann, wenn Beschwerden oder Hinweise eingegangen sind.
Wie der Bellenberger Apotheker Frank Henle erzählt, habe sich in Sachen Fälschungssicherheit aber noch etwas geändert: Hätten im Frühjahr noch einfache Strichlisten gereicht, um die Test mit der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen zu können, laufe das nun digital ab und es müssten auch jedes Mal – zwar anonymisiert – auch Personendaten hinterlegt werden. Auch wenn Betrug sicherlich weiterhin möglich wäre, sei das jetzt wesentlich komplizierter, so Henle, der neben der Brunnen-apotheke in Bellenberg auch noch drei Niederlassungen in Vöhringen betreibt.
Seine Corona-testzentren in Bellenberg und Illertissen waren auch über den Sommer hinweg ständig geöffnet. Seit vergangenen Mittwoch ist auch die Station wieder am Start. „Die Nachfrage ist aktuell explodierend. Und wir rechnen noch mit mehr“, sagt Henle. Unter anderem deshalb, weil sich Arbeitnehmer in Hochrisikogebieten – wie es der Landkreis Neu-ulm derzeit ist – künftig nicht mehr nur noch zweimal, sondern täglich testen lassen sollen. Vom Personal her mache er sich keine Sorgen. „Wir sind zum Glück gut vernetzt. Wir haben viele Leute, die gerne für uns arbeiten“, sagt er. Für einen Zwei-schicht-betrieb in Vöhringen benötigt er täglich neun Beschäftigte. Für den Apotheker ist das „Hauptproblem“aktuell die Verfügbarkeit der Tests: „Die sind auch noch abartig teuer geworden: Eine Verdreifachung vom Preis“, sagt Hendle. Er hofft, dass sich das zeitnah bessert, wenn sich die Lieferketten wieder einpendeln.
Eine weitere neue Teststation will am Dienstag eröffnen – und zwar in der Glacis-galerie in Neu-ulm. Mit der Glacis-apotheke sei zwar schon durchgehend eine Test-möglichkeit gegeben gewesen, erklärt Centermanager Torsten Keller. Nun wird es im ersten Obergeschoss über dem Café Milano eine weitere Anlaufstelle geben. Auch wenn anders als in Baden-württemberg in Bayern im Einzelhandel keine 3G-regel gilt – „zum Glück“, so Keller. „Das schreckt die Leute ab.“Sie würden dann nicht mehr zum Einkaufen kommen. Dabei würde es ja ein Hygienekonzept geben mit Abstandsregelungen, Desinfektionsmittelspendern sowie einer Belüftung. Mit den aktuellen Vorgaben lasse sich es arbeiten – zumindest für die Geschäfte. Er rechne mit einem „normalen Weihnachtsgeschäft“.
Hinweis: Eine Liste zahlreicher Coro nateststationen gibt es hier auf der In ternetseite des Landkreises Neuulm.