In Illertissen findet auch 2022 kein Kinderfest statt
Tradition Die Organisatoren ziehen wegen der Corona-situation die Reißleine. Doch es gibt neue Pläne für die Zukunft
Illertissen Die Entscheidung fiel einstimmig und schnell: In Illertissen wird auch im kommenden Jahr kein Historisches Kinderfest gefeiert. Diejenigen Kinder, die damit nicht in ihrer Grundschulzeit an der traditionellen Veranstaltung teilnehmen können, sollen jedoch nach dem Willen des Komitees trotzdem eine Chance erhalten, dabei zu sein.
Zumindest die personellen Voraussetzungen dafür, das Kinderfest wie in den vergangenen Jahren auch zu organisieren, wären gegeben gewesen. Susanne Schewetzky, die sich in Zusammenarbeit mit Schulamtsdirektor Ansgar Batzner seit vielen Jahren um das Historische Kinderfest gekümmert hat, ist nach ihrer Zeit als Bürgermeisterin der Gemeinde Bellenberg wieder zurück bei der Stadtverwaltung und wird auch in Zukunft die Fäden für das Fest in der Hand halten. Doch alle anderen Voraussetzungen für ein Fest, an dem nicht nur alle Kinder im Grundschulalter und ihre Familien traditionell teilnehmen, sind denkbar schlecht. „Es spricht eigentlich nichts für 2022“so Ansgar Batzner. „Wir wissen nicht, was im Mai und Juni nächstes Jahr ist.“
Derzeit sei die Corona-situation mehr als dramatisch, was sich auch im Schulbetrieb bemerkbar mache. „Es ist sinnvoll, dass wir 2024 ernsthaft in den Blick nehmen.“Das Jahr 2024 wäre nach dem bisher üblichen Turnus von vier Jahren der nächste reguläre Termin für das Historische Kinderfest.
Die Absage im vergangenen Jahr hatte bereits bei den damaligen Viertklässlern für Enttäuschung gesorgt – für sie wäre es das einzige Kinderfest in ihrer Grundschulzeit gewesen. Diesen Punkt sprach auch Andreas Lanwehr an. „Es ist schade, dass mit einer Verlegung auf 2024 eine komplette Grundschulgeneration
die Chance versagt bekommt, am Kinderfest teilzunehmen“, gab Lanwehr zu bedenken. Ein wichtiger Teil der Grundschulzeit würde dadurch verloren gehen. „Außer, man schafft es, beim nächsten Termin auch die älteren Kinder mit einzubeziehen.“
Wie schwierig die Vorbereitungen in der aktuell so unsicheren Lage wären, sprach Helga Sonntag an. Allein schon die Kostümverteilung für den Historischen Umzug dauert seine Zeit. „In der Bischofulrich-grundschule beginnen wir normalerweise im Oktober mit der ersten Einkleidung. Die Änderungen werden dann spätestens im Januar gemacht. Ich kann mir das in der momentanen Situation kaum vorstellen, wie das gehen soll.“Aktuell fehlten in allen Klassen immer wieder Kinder durch Corona-fälle. „Wir wissen nicht, wann wir anfangen können. Deshalb ist es rein von der Vorbereitung her nicht zu stemmen.“
Schulleiterinnen sprachen in der kurzen Sitzung ein weiteres Thema an: Durch die lange Zeit des Distanzunterrichts gebe es großen Nachholbedarf im Sozialleben innerhalb der Schule. „Wir müssen erst mal wieder richtig in die Spur kommen und den Kindern zeigen, wie Schule eigentlich ist“, schilderte eine der Lehrerinnen. Einen ganz normalen Schulalltag hätten vor allem die jüngeren Kinder noch nie erlebt. Stattdessen wollen die Schulen lieber versuchen, im kommenden Jahr mit schulinternen Festen den Zusammenhalt zu stärken. Bürgermeister Jürgen Eisen schlug vor, das im Haushaltsplan der Stadt für das Kinderfest 2022 vorgesehene Geld den Schulen zu geben, damit sie solche Feste veranstalten können.
Doch auch die Kinder, die durch die Verschiebung nicht in ihrer Grundschulzeit am Kinderfest teilnehmen können, sollen 2024 eine Chance bekommen: Das Komitee plant für sie ein eigenes, altersangemessenes Angebot. „Wir können keine Zwölfjährigen in Pagenkostüme stecken“, sagte Eisen. Vielmehr könnten die „Großen“beispielsweise einen Wagen für den Festumzug gestalten – und an die dann hoffentlich beendete Corona-zeit als Teil der Stadtgeschichte Illertissens erinnern, so einer der Vorschläge.
Gute Ideen sollen dafür in den nächsten Jahren noch gesammelt werden – damit dann 2024 ein Historisches Kinderfest für alle stattfinden kann.