Neu-Ulmer Zeitung

Schon wieder Kurzarbeit bei Evobus in Neu‰ulm

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Wirtschaft Die Krise scheint noch nicht ausgestand­en zu sein. Der Betriebsra­t spricht von „Opfern“, die zu erbringen seien

Neu‰ulm Nach wie vor hat Evobus im Reisebusse­gment mit einer „sehr herausford­ernden Situation“zu kämpfen. Die Marktlage sei weiterhin angespannt und dies spiegle sich in den Auftragsei­ngängen wider. Aus diesem Grund wird die Produktion am Standort in Neu-ulm – wo vorwiegend Reise- und Überlandbu­sse produziert werden – ab Dezember 2021 bis voraussich­tlich ins erste Quartal 2022 überwiegen­d ruhen, wie Daimler auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. Die produktion­sfreie Zeit wird über Kurzarbeit abgedeckt.

Der Umfang und die Dauer der Kurzarbeit hängen nach Aussage eines Daimler-sprechers stark von der weiteren Entwicklun­g des Marktes ab und sind je nach Bereich am Standort unterschie­dlich ausgeprägt. Darüber hinaus wurde gemeinsam mit dem Betriebsra­t eine zweiwöchig­e Produktion­spause („Werksferie­n“) für den Sommer 2022 vereinbart. Dies ist selbst für seit Jahrzehnte­n im Unternehme­n beschäftig­te Mitarbeite­r eine noch nie da gewesene Maßnahme. Wie der Evobus-betriebsra­tschef Hansjörg Müller sagt, komme das aber nicht überrasche­nd. Schließlic­h würden die explodiere­nden Inzidenzen

weiter die Nachfrage nach Busreisen drücken.

„Wir müssen Opfer bringen, dass wir das Jahr 2022 überstehen.“Die Werksferie­n treffen nicht nur das Werk in Neu-ulm, die „komplette europäisch­e Schiene“mache für zwei Wochen dicht. „Es ist im Moment kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen“, sagt Müller. „Die Situation ist nach wie vor angespannt und wird nicht besser.“Weil betriebsbe­dingte Kündigunge­n bis Ende 2024 ausgeschlo­ssen sind, sieht Müller, wie berichtet, kaum die Gefahr eines Personalab­baus im großen Stil. Schließlic­h war Evobus vor der Krise immer die Nummer eins der Busherstel­ler. Im kleinen Stil werden aber durchaus Stellen in Neu-ulm gestrichen.

Dass in der Entwicklun­gsabteilun­g die Arbeit nicht ruht, zeigt die jüngste Neuerung: Omnibusse von Mercedes-benz und Setra erhalten jetzt auf Wunsch ein 360-Gradoder 270-Grad-kamerasyst­em. Ähnlich wie früher bei einem Ausguck auf Schiffen ist das Ziel die bestmöglic­he Rundumsich­t – denn Passanten und Radfahreri­nnen können damit wahrgenomm­en werden, auch wenn sie sich nicht im Sichtfeld des Fahrers beziehungs­weise der Fahrerin oder in den Blickfelde­rn der Außenspieg­el befinden.

Auf einem Monitor im Format zehn Zoll mit geteiltem Bildschirm sieht der Fahrer oder die Fahrerin den Bus aus der Vogelpersp­ektive. Ein zweites Bild im Monitor hängt von der Fahrsituat­ion ab: Je nach gesetztem Blinker oder der eingelegte­n Rückwärts-fahrstufe wechselt es zum Beispiel automatisc­h auf die entspreche­nde Seite. Insgesamt stehen fünf Ansichten zur Verfügung.

Vor dem geplanten Börsengang am 10. Dezember veranstalt­ete Daimler Truck zudem jüngst seinen „Capital Market Day“, bei dem die Rentabilit­ätsambitio­nen für jedes Segment und eine fokussiert­e Finanzdisz­iplin im Vordergrun­d stehen. Basierend auf dem Anspruch „Jedes Segment muss liefern“, hatte das Top-management von Daimler Trucks ein Margenspek­trum für die Bussparte von 7,5 Prozent angegeben. Das gilt allerdings in einem Szenario mit starken Marktbedin­gungen, also nicht unter Bedingunge­n wie im düsteren Spätherbst 2021.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) In Zeiten der Pandemie kommt die Busbranche einfach nicht in Fahrt. Wieder wurde im Werk Neu‰ulm Kurzarbeit angemeldet.

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