Neu-Ulmer Zeitung

Packen für die Nationalma­nnschaft

- VON ROLAND FURTHMAIR

Handball Der Vöhringer Torhüter Andrei Mitrofan kämpft mit Moldawien um die Wm-qualifikat­ion – für einen Sechstliga-spieler ist das eine organisato­rische Herausford­erung

Vöhringen Als der erste Anruf einging, da konnte Andrei Mitrofan noch nicht so richtig daran glauben. Als schriftlic­h die Berufung für die moldawisch­e Nationalma­nnschaft kam, war die Freude bereits größer als das anfänglich­e Misstrauen. Werner Brugger, Abteilungs­leiter der Handballer des SC Vöhringen, recherchie­rte schließlic­h ausgiebig und zerstreute die letzten Zweifel: Andrei Mitrofan, der Torhüter der ersten Mannschaft, wurde für das Wm-qualifikat­ionsturnie­r vom 7. bis zum 9. Januar des kommenden Jahres im rumänische­n Cluj berufen. Als Spieler in der sechsten deutschen Liga.

Für die moldawisch­e Auswahl ist der Weg zur Weltmeiste­rschaft vom 12. bis zum 29. Januar 2023 in Schweden und Polen ein weiter. 16 Mannschaft­en, die sich nicht für die Europameis­terschaft 2022 qualifizie­ren konnten, treten nun zunächst in Rumänien in einer ersten Qualifikat­ionsrunde an, jeweils die ersten beiden Mannschaft­en jeder Gruppe kommen dabei weiter. Der 31-jährige Mitrofan freut sich über die Berufung und auf das Turnier: „Da gab es gar nichts zu überlegen. Weder die Entfernung noch der immense Aufwand wären ein Hindernis gewesen, da musste ich sofort zusagen. Wer für sein Land in der

Erste Quali‰runde im rumänische­n Cluj

Nationalma­nnschaft spielen darf, der denkt nicht an Geld. Für mich ist das eine einmalige Chance und große Ehre.“Dafür nimmt er auch die beinahe 3000 Kilometer im Auto in Kauf.

Mitrofan verweist darauf, dass Moldawien ein kleines Land mit nicht einmal drei Millionen Einwohnern und entspreche­nd wenigen Handballsp­ielern ist. Man kennt sich also untereinan­der: „Mit vielen aktuellen Nationalsp­ielern habe ich schon in der U18 und auch danach in der U21 zusammen gespielt.“In ihrer Quali-gruppe trifft die moldawisch­e Mannschaft im Januar auf Rumänien, Israel und Zypern. Mitrofan hofft: „Vielleicht glückt uns eine Überraschu­ng.“Einen hohen Favoriten hat der Vöhringer Torhüter aber bereits ausgemacht: „Rumänien ist ganz klarer Anwärter auf den Gruppensie­g, die beiden anderen Teams kann ich nicht einschätze­n.“Entscheide­nd für das Abder eigenen Mannschaft wird seiner Einschätzu­ng nach sein, ob alle moldawisch­en Topspieler etwa aus Finnland oder Spanien zum Turnier anreisen.

Nach sechs Jahren als Torhüter in der zweiten rumänische­n Liga wechselte Mitrofan 2014 zum SC Vöhringen – der ehemalige Scvtorjäge­r und spätere Trainer Vasile Stanciu hatte ihn bei einem Urlaub in Rumänien angeworben. Inzwischen hat sich der Torhüter bestens eingelebt im Illertal: „Ich kam ohne deutsche Sprachkenn­tnisse hier an. Jetzt habe ich eine neue Heimat gefunden mit einem festen Arbeitspla­tz und meine kleine Familie ist mit unserem fast einjährige­n Sohn komplett.“

Die Vöhringer Trainer André Möller und Johannes Stegmann haben zwar für Anfang Januar die Vorbereitu­ng auf die Rückrunde angesetzt, sie werden aber ihrem Stammtorhü­ter keine Steine in den Weg leschneide­n gen. Jetzt hofft der Berufskraf­tfahrer Mitrofan noch auf das Verständni­s seines Arbeitgebe­rs: „Es muss halt noch mit dem Urlaub klappen, der ja so nicht eingeplant war. Aber wenn mein Chef von der Berufung hört, werde ich die Genehmigun­g bestimmt bekommen ...“Wer Handball in der sechsten Liga und für ein kleines Land wie Moldawien spielt, der muss eben auch Probleme lösen, die sich einem Profi gar nicht stellen.

BEZIRKSLIG­A SÜD, MÄNNER

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Foto: Roland Furthmair Sporttasch­e packen für die Reise zur Nationalma­nnschaft: Für den Scv‰torhüter Andrei Mitrofan bedeutet die Berufung unter an‰ derem auch eine 3000 Kilometer lange Autofahrt.

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