Wo die Strompreise steigen – und wo sie fallen
Energie Auf viele Kundinnen und Kunden in der Region kommen im neuen Jahr höhere Kosten zu. Zwar sinkt die Eeg-umlage, doch das kann die höheren Einkaufspreise der Versorger nicht auffangen. Es gibt aber auch Anbieter, bei denen die Preise fallen
Augsburg Fahren mit E-autos, Heizen mit Wärmepumpen – Strom nimmt im Klimaschutz eine wichtige Stellung ein und soll zum Hauptenergieträger werden. Eine gute Nachricht schien da, dass zum Jahreswechsel die Ökostromumlage sinken wird. Doch die Hoffnung, dass damit auch die Strompreise stark nachgeben werden, erfüllt sich für viele Verbraucherinnen und Verbraucher in unserer Region nicht: Zahlreiche Anbieter heben die Tarife an. Der Grund ist, dass andere Entwicklungen der Senkung entgegenwirken und die Preise steigen lassen.
Die Eeg-umlage – ein Hauptbestandteil des Strompreises – geht zum 1. Januar von 6,5 Cent pro Kilowattstunde auf nur noch 3,7 Cent zurück. Doch gleich mehrere Faktoren machen diese Entlastung zunichte. Ein Problem ist, dass die Kosten der Stromerzeugung – gerade aus Erdgas – stark gestiegen sind. „Die weltweit gestiegene Nachfrage, insbesondere aufgrund der Konjunkturerholung nach der Pandemie, sorgte für einen erhöhten Bedarf an Kohle und Erdgas, wodurch die Preise nach oben getrieben wurden“, erklärt zum Beispiel Christian Eichberger, Leiter Vertrieb und Marketing bei den Stadtwerken Landsberg. Strom aus Gas- und Kohlekraftwerken wird damit teurer. Auch die neue Klimaschutzabgabe auf CO2 kostet Geld. Dazu kommt, dass auch die erneuerbaren Energien dieses Jahr weniger Ertrag lieferten: Der Wind in diesem Jahr verhielt sich eher flau, die Sonne schien auch nicht besonders viel, erklärt Jürgen Fergg, Sprecher der Stadtwerke Augsburg. „So wurde zusätzlich wenig Strom aus Erneuerbaren produziert.“Zeitgleich stieg die Nachfrage nach Strom. Auch höhere Kosten für das Strom
führen Energieanbieter aus unserer Region an.
Insgesamt ist damit der Preis, den Energieunternehmen selbst aktuell für Strom bezahlen müssen, massiv gestiegen. Eine Megawattstunde Strom kostete Mitte November an der Börse rund 163 Euro, berichtet das Vergleichsportal Check 24. Ein Jahr davor waren es nur rund 38,50 Euro. Energieanbieter kaufen den Strom aber zu verschiedenen Zeitpunkten ein, sodass die Explosion der Börsenstrompreise nicht unmittelbar auf die Privatkundinnen und -kunden durchschlägt. Trotzdem erhöhen viele Energieanbieter zum Jahreswechsel ihre Tarife.
Bundesweit haben zuletzt 192 Strom-grundversorger höhere Strompreise angekündigt oder die Tarife bereits erhöht, berichtet Check 24. Die Preiserhöhungen liegen im Schnitt bei 9 Prozent und betreffen rund 1,6 Millionen Haushalte in Deutschland, teilte das Portal mit. Ein Großteil der Haushalte ist nicht mehr in der Grundversorgung, sondern in andere, günstigere Tarife gewechselt. Der Strompreis hat der Auswertung zufolge allerdings im November ein neues Allzeithoch erreicht und und betrage 31,5 Cent pro Kilowattstunde.
Die Folgen der Strompreis-entwicklung spüren bestimmte Kundinnen und Kunden bei den Stadt werken Augsburg. Diese erhöhen zum 1. Januar den Tarif in der Grundversorgung um 5,7 Prozent. Betroffen ist nur der Arbeitspreis, der den tatsächlichen Verbrauch bestimmt. Der Grundpreis – praktisch die Gebühr für den Stromanschluss an sich – bleibt gleich. Das bedeute Mehrkosten von 4,17 Euro brutto monatlich – oder rund 50 Euro jährlich – für den Durchschnittsverbrauch eines Augsburger Haushalts von 2400 Kilowattstunden pro Jahr, berichten die Stadtwerke. Die Stadtwerke halten die Erhöhung für im Rahmen. „Durch unsere langfristige Einkaufsstrategie sind die Preissteigerungen zum Teil deutlich geringer als bei vielen anderen Anbietern“, sagt Sprecher Jürgen Fergg.
Erhöhungen kommen auch auf manche Kundinnen und Kunden des Allgäuer Überlandwerks zu. Das AÜW werde zum Jahreswechsel die Strompreise anpassen. Betroffen seien alle Kunden mit einem Jahresnetz stromprodukt – rund die Hälfte der Kundschaft. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr zahle dann 4,29 Prozent mehr, das entspreche 4,24 Euro brutto monatlich – macht 50,88 Euro im Jahr. Kunden mit langfristigem Vertrag und drei Jahren Preisgarantie seien nicht betroffen. Die Kosten für die Strombeschaffung und das Netz seien so stark gestiegen, „dass auch unsere langfristige und risikoarme Beschaffungsstrategie die Erhöhung nicht komplett kompensieren kann“, berichtete das AÜW.
Erhöhungen gibt es auch für Kundinnen und Kunden der Stadt werke Ulm/neuulm. In der Grundversorgung erhöhe sich der Arbeitspreis ab Januar um 2,35 Cent brutto pro Kilowattstunde, teilt das Unternehmen mit. Der Grundpreis bleibe unverändert. Ein Haushalt mit einem eher geringen Jahresverbrauch von 2000 Kilowattstunden müsse mit rund 4 Euro im Monat mehr rechnen – also 48 Euro im Jahr. Betroffen seien rund 29000 Kunden in der Strom-grundversorgung. Die Preise in den Strom-sonderverträgen würden ebenfalls angepasst, berichten die Stadtwerke. Diese variierten je nach Vertragsart. Kundinnen und Kunden mit einem Schwaben-strom-vertrag und einem Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden zahlten rund 5 Euro im Monat mehr – macht 60 Euro im Jahr.
Die Stadtwerke Landsberg planen Erhöhungen beim Öko-strom: „Die Senkung der Eeg-umlage um rund 2,7 Cent pro Kilowattstunde für das Jahr 2022 wirkt sich zwar dämpfend auf den Energiepreis aus, kann aber dessen Anstieg sowie die höheren Netzentgelte für die Durchleitung von Energie nicht kompensieren“, sagt Vertriebschef Christian Eichenberger. „Deswegen müssen auch wir unsere Tarife, bei denen wir zu 100 Prozent auf Ökostrom setzen, zum 1. Januar 2022 anpassen“, erklärt er. „Ein Drei-personen-haushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr sollte im kommenden Jahr im Tarif Komfort rund 65 Euro mehr einplanen.“
Einige regionale Kundinnen und Kunden könnten aber auch von Preissenkungen profitieren. Glück könnte man bei den Lechwerken haben: „Preissenkungen zum Jahreswechsel
gibt es bei beispielsweise der Grundversorgung, bei Angeboten wie LEW Strom Garant sowie bei weiteren Angeboten für Privatkunden“, heißt es. Zwar hebt das Unternehmen in der Grundversorgung und im Tarif LEW Garant den Grundpreis an, der Arbeitspreis sinke aber deutlicher. Das kann zu einer Entlastung führen. „Unterm Strich sinkt der Preis bei der Grundversorgung Strom für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden um 2,25 Euro brutto im Monat“, berichten die LEW. Das seien 2,2 Prozent weniger. Man spart sich 27 Euro im Jahr.
Im Tarif LEW Garant gingen die Kosten um 3,46 Euro pro Monat zurück, das seien 3,6 Prozent weniger. Auf das Jahr gesehen sinkt die Rechnung um rund 41,50 Euro. „Derzeit gehen wir davon aus, dass wir auch bei weiteren Stromangeboten von LEW in den kommenden Monaten den Preis leicht senken werden können“, sagt Sprecher Ingo Butters.
Zeichnet sich also bald eine Trendwende ab? Die meisten Unternehmen berichten, es sei schwer, Prognosen zu treffen, da die Energiemärkte derzeit besonders turbulent reagieren. Aber eine Besserung wird für möglich gehalten: „Für die Jahre 2023 und 2024 sehen wir eine leichte Entspannung der Beschaffungspreise“, sagt Stefan Nitschke vom AÜW. „Je nachdem, wie sich die staatlichen Umlagen und die Netzentgelte entwickeln, sehen wir für die Folgejahre eine leichte Entspannung beim Strompreis für unsere Kundinnen und Kunden.“
Wie kann Strom günstiger werden? „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist der Lösungsweg raus aus dem Preisdilemma“, sagt Jürgen Fergg bei den Stadtwerken Augsburg. „Denn je mehr Energie Wind und Sonne erzeugen, desto mehr machen wir uns unabhängig vom Gas- und Kohlepreis.“