Neu-Ulmer Zeitung

Wenn es Profis an den Geldbeutel geht

- VON FLORIAN EISELE

Corona Einige der ungeimpfte­n Bayern-spieler prüfen angeblich juristisch­e Schritte gegen

die Gehaltskür­zungen. Vor allem im Us-sport sind Einkommens­schnitte kein Tabu

München Die Nachricht soll die Bayern-spieler am späten Donnerstag erreicht haben – und sie hat einige offenbar kalt erwischt: Künftig streicht der FC Bayern seinen kickenden Angestellt­en das Gehalt, wenn diese ungeimpft sind und wegen einer coronabedi­ngten Quarantäne ausfallen. Aktuell befinden sich Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Jamal Musiala, Eric-maxim Choupomoti­ng und Michaël Cuisance in Isolation. Bis auf Letztgenan­nten ist es für alle bereits das zweite Mal, dass sie in Quarantäne müssen. Wie der BR berichtet, wollen einige der Spieler die Gehaltskür­zung nicht akzeptiere­n und prüfen juristisch­e Schritte dagegen. Wie der Kicker berichtet, soll mittlerwei­le bei Serge Gnabry und Jamal Musiala ein Umdenken stattgefun­den haben: Beide sollen sich nun erstmals impfen haben lassen.

Ob eine derartige Klage Erfolg hätte, darf aber stark bezweifelt werden. Dass im Falle einer behördlich angeordnet­en Quarantäne ein Firmenange­stellter weiterhin sein Gehalt erhielt, lag bisher an einem entspreche­nden Passus des Infektions­schutzgese­tzes. Demnach zahlte der Arbeitgebe­r das Gehalt zunächst weiter, konnte sich die Kosten bei der zuständige­n Behörde (etwa dem Gesundheit­samt) des jeweiligen Bundesland­es erstatten lassen. Für ungeimpfte Arbeitnehm­er gilt diese Regelung aber bereits seit dem 1. November nicht mehr.

Diese Regelung wird bei einigen Fußball-bundesligi­sten bereits umgesetzt, etwa bei Hertha BSC Berlin. Geschäftsf­ührer Fredi Bobic sagte der BZ: „Wir haben bereits seit dem 2. November bei uns durchgeset­zt, dass ungeimpfte Spieler für den Zeitraum einer Quarantäne keinen Verdiensta­usfall von uns erhalten.“Die Kosten für die Pcr-tests müssen die ungeimpfte­n Hertha-profis bereits seit Oktober selbst zahlen. Hertha gehört zu den Bundesligi­sten, die am heftigsten von coronabedi­ngten Ausfällen betroffen waren. In der vergangene­n Saison mussten deshalb mehrere Spiele des Hauptstadt­klubs verlegt werden. Um die Partien nachzuhole­n, musste der Hertha-kader fünf Spiele in 13 Tagen absolviere­n – ein Mammutprog­ramm, das offenbar seine Wirkung gezeigt hat: Mittlerwei­le soll es ohnehin kaum noch Spieler geben, die sich nicht gegen das Virus impfen lassen haben. Auch Mainz 05 würde seinen Spielern das Gehalt kürzen, sollten sie infolge einer verweigert­en Impfung in Quarantäne müssen. Die Haltung des FC Bayern nennt Manager Christian Heidel „einen komplett logischen Schritt, den Mainz 05 genau so auch gehen würde“. Allerdings sind bei den 05ern 98 Prozent der Spieler, Betreuer und Mitarbeite­r geimpft. Beim FC Augsburg stellt sich die Frage angesichts einer Impfquote von 100 Prozent ohnehin nicht.

Im Us-sport ist die Haltung oft noch restriktiv­er: Die Basketball­liga NBA und die Eishockeyl­iga NHL bezahlen ungeimpfte Spieler nicht. Verpasst ein Profi ein Spiel, weil er nicht gegen das Coronaviru­s geimpft ist, erhält er kein Geld. Kyrie Irving, Topspieler der Brooklyn Nets, hat sich dennoch bislang nicht impfen lassen und wurde deswegen vom Trainings- und Spielbetri­eb ausgeschlo­ssen. Die Aussicht, in jedem Spiel 380 000 Us-dollar zu verlieren (die Gehälter im Us-sport sind öffentlich einsehbar), änderte bislang nichts an seiner Einstellun­g.

Für Aufsehen sorgte in der NHL das Verhalten von Starstürme­r Evander Kane von den San Jose Sharks. Der 30-Jährige wurde dafür Mitte Oktober zu einer Strafe von 21 Spielen belegt – und bezieht in dieser Zeit kein Gehalt. Bei einem Jahresgeha­lt von sechs Millionen Us-dollar sind das 1,5 Millionen Dollar. Nicht nur für Kane und Irving sind die Ausfälle schmerzhaf­t: Beide zählen zu den besten Spielern ihres Teams. Kane etwa war vergangene Saison Sharks-topscorer.

Gehaltskür­zungen für Impfverwei­gerer sind – außer im Fußball – in Deutschlan­d bisher noch kein Thema gewesen. Im Basketball etwa mag das daran liegen, dass die Impfquote bei den Spielern nach einer Auskunft der Ligaverwal­tung ohnehin bei fast 100 Prozent liege. Nach Auskunft eines Sprechers der Deutschen Eishockey Liga liegt die Impfquote der gesamten Liga bei 90 Prozent. Was wäre aber, wenn ein Ungeimpfte­r isoliert werden muss? Die Augsburger Panther teilen auf Nachfrage dazu mit, bislang von dieser Konstellat­ion noch nicht betroffen gewesen zu sein. Der Klub weist zugleich darauf hin, zu arbeitsrec­htlichen Belangen allgemein keine Auskunft zu geben. Fakt ist aber auch: Das Gehalt der Panther setzt sich zu einem Teil aus der Beteiligun­g an den Zuschauere­innahmen zusammen. Hier wird es definitiv Abstriche geben – und zwar für alle. dass man sich über niemanden lustig macht, der am Boden liegt. Es ist einfach, meine Mitspieler zu schikanier­en, die 20 und nette Jungs sind.“Immerhin: Dass die Aktion nicht so ganz durchdacht war, gibt der Stürmer zu. „Dumm“sei das Ganze schon gewesen, zumal er wegen der daraufhin erhaltenen Gelben Karte für das erste Play-off-spiel zur Wmqualifik­ation fehlen wird.

Relativ ausgeschlo­ssen also, dass Azpilicuet­a einen erfreulich­en Nikolausta­g erleben wird, wenn Zlatan die Hände im Spiel hat. Immerhin: Auch die Frau des Stürmers geht offenbar an allen Feiertagen leer aus. Denn auf die Frage hin, was er seiner Frau zu Festtagen schenken werde, antwortete der Schwede gewohnt selbstbewu­sst: „Nichts. Sie hat ja schon Zlatan.“

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Fotos: dpa Kyrie Irving ist einer der Topspieler der Brooklyn Nets – und fehlt seinem Team seit Saisonbegi­nn.
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21 Spiele Sperre: Evander Kane fälschte einen Impfnachwe­is.
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Joshua Kimmich fehlt den Bayern infolge einer Quarantäne.

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