Impfung: Probleme bei Terminvergabe sorgen für Frust
Corona Im Kreis Neu-ulm läuft es nach wie vor nicht rund, viele Menschen beschweren sich. Was sagt das Landratsamt?
Weißenhorn Das Impfen sorgt im Kreis Neu-ulm wieder für Frust. Wie im Frühjahr, als der fehlende Impfstoff der Flaschenhals war, melden sich wieder Leser bei unserer Redaktion und klagen. Schlimm sei nicht nur, dass sie bei Kälte stundenlang auf ihre Spritze warten müssten. Ihnen stößt vor allem auf, dass die Angelegenheit wieder nicht ordentlich organisiert sei. So habe auch die am Montag gestartete Terminvergabe keineswegs reibungslos funktioniert.
Eine, die klagt, ist Dorit Buffelmann aus Weißenhorn. „Es ist eine Katastrophe“, sagt die 74-Jährige. Den ganzen Abend, gar die ganze Nacht habe das System nicht funktioniert. Zusammen mit ihrem Mann wollte sie sich einen Termin besorgen. „Es kam überhaupt nichts, nur komische Zeichen.“ Über die Rufnummer beim Landratsamt habe sie niemanden erreicht. „Deutschland macht sich lächerlich“, sagt sie. Eine Impfung über ihren Hausarzt sei nicht möglich. „Der macht das Hickhack nicht mehr mit.“Dass das Personal fehle, dafür habe sie Verständnis. Aber dass der Computer zur Terminvergabe ausfällt, das könne sie nicht verstehen. Sie habe nichts dagegen, wenn sie ihre dritte Spritze erst im Februar bekomme. Doch diese permanente Ungewissheit, obwohl man ja aufgefordert werde, sich boostern zu lassen, lasse sie wütend werden.
Ähnlich äußert sich auch Susanne Oertel aus Illertissen. Die 73-Jährige hat sich bereits mit einer E-mail an Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) gewandt. Aus der Stellungnahme, die sie vom Landratsamt erhalten hat, habe sie nicht wirklich Neues erfahren. Für sie steht fest: Um aktuell die Gesundheit der Bevölkerung
schützen zu können, müssten die Impfzentren in Neuulm und Illertissen wieder öffnen. „Das wurde verpennt“, sagt sie. „Jetzt muss notfalls die Bundeswehr helfen, wenn das Personal fehlt.“Sie wartet weiterhin auf ihre dritte Spritze. Ihre zweite Impfung sei fünf Monate her, ihre Antikörper aber so gut wie verschwunden.
Auch Kurt Sander aus Nersingen hatte nach Tagen der „Anstellerei“vor dem Impfzentrum Probleme mit dem Online-portal zur Terminvergabe. „Das mit der Personalisierung hat nicht geklappt“, so der 80-Jährige. Im Landratsamt habe er telefonisch erst niemanden, dann aber eine „sehr nette Frau“erreicht. Nun habe er kommende Woche einen Termin. Auch wenn sich das Problem gelöst habe, das „organisatorische Chaos“habe ihn gestört.
Das Landratsamt Neu-ulm bittet derweil weiterhin um Verständnis.
Die Nachfrage sei im Moment einfach immens hoch. Nachdem am Montag der Startschuss für die Wiedereinführung der Terminvergabe war, hätten hunderte Personen versucht, online oder telefonisch einen Termin zu erhalten. Insgesamt seien 4935 Anmeldungen eingegangen.
Von der verzögerten Zustellung der Bestätigungsmails seien vor allem web- oder gmx-adressen betroffen gewesen. Der Grund: Innerhalb kürzester Zeit seien hunderte dieser Mails mit denselben Adressen eingegangen. Der Provider habe darin einen mutmaßlichen Spam-angriff gesehen, den es erst einmal auszuschließen galt. Die Mails mussten erst noch mal geprüft werden.
Dass lediglich Termine bis Mitte Dezember gebucht werden konnten – inzwischen sind alle ausgebucht – habe mehrere Gründe. Dadurch solle unter anderem das Mail-problem verhindert werden. Außerdem sollen so Personen die Möglichkeit bekommen, sich für einen Termin anzumelden, die am Montag nicht sofort Zeit hatten, sich darum zu kümmern. Auch warte das Landratsamt noch auf Details zur kurzfristig erfolgten Ankündigung des Bundesgesundheitsministeriums, dass künftig verstärkt der Impfstoff Moderna eingesetzt werden soll. Erst dann könne abgeschätzt werden, welchen Einfluss das auf die Abläufe im Impfzentrum habe.
Die Wiederinbetriebnahme der Impfzentren in Neu-ulm und Illertissen sei weiterhin nicht vorgesehen. Die Forderung danach klinge zwar einfach und logisch, sei aber nicht umsetzbar. Vor allem fehle es an Personal. Aktuell werde an anderen flexiblen Lösungen gearbeitet, heißt es. Auch sei noch einmal eine Erweiterung der Öffnungszeiten im Impfzentrum in Weißenhorn angedacht.