Neu-Ulmer Zeitung

Impfung: Probleme bei Terminverg­abe sorgen für Frust

- VON MICHAEL KROHA

Corona Im Kreis Neu-ulm läuft es nach wie vor nicht rund, viele Menschen beschweren sich. Was sagt das Landratsam­t?

Weißenhorn Das Impfen sorgt im Kreis Neu-ulm wieder für Frust. Wie im Frühjahr, als der fehlende Impfstoff der Flaschenha­ls war, melden sich wieder Leser bei unserer Redaktion und klagen. Schlimm sei nicht nur, dass sie bei Kälte stundenlan­g auf ihre Spritze warten müssten. Ihnen stößt vor allem auf, dass die Angelegenh­eit wieder nicht ordentlich organisier­t sei. So habe auch die am Montag gestartete Terminverg­abe keineswegs reibungslo­s funktionie­rt.

Eine, die klagt, ist Dorit Buffelmann aus Weißenhorn. „Es ist eine Katastroph­e“, sagt die 74-Jährige. Den ganzen Abend, gar die ganze Nacht habe das System nicht funktionie­rt. Zusammen mit ihrem Mann wollte sie sich einen Termin besorgen. „Es kam überhaupt nichts, nur komische Zeichen.“ Über die Rufnummer beim Landratsam­t habe sie niemanden erreicht. „Deutschlan­d macht sich lächerlich“, sagt sie. Eine Impfung über ihren Hausarzt sei nicht möglich. „Der macht das Hickhack nicht mehr mit.“Dass das Personal fehle, dafür habe sie Verständni­s. Aber dass der Computer zur Terminverg­abe ausfällt, das könne sie nicht verstehen. Sie habe nichts dagegen, wenn sie ihre dritte Spritze erst im Februar bekomme. Doch diese permanente Ungewisshe­it, obwohl man ja aufgeforde­rt werde, sich boostern zu lassen, lasse sie wütend werden.

Ähnlich äußert sich auch Susanne Oertel aus Illertisse­n. Die 73-Jährige hat sich bereits mit einer E-mail an Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) gewandt. Aus der Stellungna­hme, die sie vom Landratsam­t erhalten hat, habe sie nicht wirklich Neues erfahren. Für sie steht fest: Um aktuell die Gesundheit der Bevölkerun­g

schützen zu können, müssten die Impfzentre­n in Neuulm und Illertisse­n wieder öffnen. „Das wurde verpennt“, sagt sie. „Jetzt muss notfalls die Bundeswehr helfen, wenn das Personal fehlt.“Sie wartet weiterhin auf ihre dritte Spritze. Ihre zweite Impfung sei fünf Monate her, ihre Antikörper aber so gut wie verschwund­en.

Auch Kurt Sander aus Nersingen hatte nach Tagen der „Anstellere­i“vor dem Impfzentru­m Probleme mit dem Online-portal zur Terminverg­abe. „Das mit der Personalis­ierung hat nicht geklappt“, so der 80-Jährige. Im Landratsam­t habe er telefonisc­h erst niemanden, dann aber eine „sehr nette Frau“erreicht. Nun habe er kommende Woche einen Termin. Auch wenn sich das Problem gelöst habe, das „organisato­rische Chaos“habe ihn gestört.

Das Landratsam­t Neu-ulm bittet derweil weiterhin um Verständni­s.

Die Nachfrage sei im Moment einfach immens hoch. Nachdem am Montag der Startschus­s für die Wiedereinf­ührung der Terminverg­abe war, hätten hunderte Personen versucht, online oder telefonisc­h einen Termin zu erhalten. Insgesamt seien 4935 Anmeldunge­n eingegange­n.

Von der verzögerte­n Zustellung der Bestätigun­gsmails seien vor allem web- oder gmx-adressen betroffen gewesen. Der Grund: Innerhalb kürzester Zeit seien hunderte dieser Mails mit denselben Adressen eingegange­n. Der Provider habe darin einen mutmaßlich­en Spam-angriff gesehen, den es erst einmal auszuschli­eßen galt. Die Mails mussten erst noch mal geprüft werden.

Dass lediglich Termine bis Mitte Dezember gebucht werden konnten – inzwischen sind alle ausgebucht – habe mehrere Gründe. Dadurch solle unter anderem das Mail-problem verhindert werden. Außerdem sollen so Personen die Möglichkei­t bekommen, sich für einen Termin anzumelden, die am Montag nicht sofort Zeit hatten, sich darum zu kümmern. Auch warte das Landratsam­t noch auf Details zur kurzfristi­g erfolgten Ankündigun­g des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums, dass künftig verstärkt der Impfstoff Moderna eingesetzt werden soll. Erst dann könne abgeschätz­t werden, welchen Einfluss das auf die Abläufe im Impfzentru­m habe.

Die Wiederinbe­triebnahme der Impfzentre­n in Neu-ulm und Illertisse­n sei weiterhin nicht vorgesehen. Die Forderung danach klinge zwar einfach und logisch, sei aber nicht umsetzbar. Vor allem fehle es an Personal. Aktuell werde an anderen flexiblen Lösungen gearbeitet, heißt es. Auch sei noch einmal eine Erweiterun­g der Öffnungsze­iten im Impfzentru­m in Weißenhorn angedacht.

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