Razzia sorgt für Aufsehen in Pfuhl
Blaulicht Ein Großaufgebot der Polizei durchsuchte am Dienstag ein Anwesen in Pfuhl.
Es war nicht das erste Mal, dass dieses Haus in Verbindung zu Polizeiaktionen steht
Neuulm Die Faktenlage ist dünn, nur so viel ist klar: Gut zehn Polizeiautos parkten zeitweise beim NTK Neu-ulm, doch Ziel der Durchsuchungen war ein Haus, das unweit des Golfplatzes liegt. Der Einsatz scheint gut vorbereitet gewesen zu sein. Ein konkreter Verdacht liegt offenbar vor.
Wie Michael Bischofberger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt, wurde das auffällige Haus in Pfuhl durchsucht, um Beweismittel aufzufinden und sicherzustellen. Gegen wen sich dieses Verfahren der Staatsanwaltschaft Ulm richtet, könne er nicht sagen. Die Ulmer Polizei habe auf bayerischem Bereich die Untersuchungen durchgeführt. Festnahmen habe es keine gegeben. Es gehe um den Verdacht der Insolvenzverschleppung einer Firma, die ihren Sitz in Ulm habe. Dadurch ergebe sich auch die Zuständigkeit der Ulmer Behörden, auf bayerischem Gebiet zu ermitteln.
Anwohner bestätigten unserer Redaktion, dass das Anwesen nicht das erste Mal in den Fokus von Ermittlern kam. Auch in der Vergangenheit habe es in dem villa-ähnlichen Haus Durchsuchungen der Polizei gegeben, damals seien jedoch Ermittler der bayerischen Behörden vor Ort gewesen.
Anwohner berichten unserer Redaktion auch, dass hin und wieder Männer vor Ort aus einem Taxi aussteigen würden – und nach jener Hausnummer fragen, wo nun der Polizeieinsatz stattfand. Sie vermuten, in dem Haus würden im oberen Stockwerk ohnehin Männer quasi „ein- und ausgehen“.
Wem das Gelände aktuell gehört, wüssten sie nicht. Ein vorheriger Besitzer sei mit internationalem
Haftbefehl gesucht worden. Wie unserer Redaktion geschildert wurde, bezogen vor dem Gebäude zwei als Verkehrszähler getarnte Zivilbeamte Position.
Bei Sonnenaufgang fuhren demnach große Transporter mit Kennzeichen aus Ulm, Göppingen und Stuttgart vor. Außerdem parkten einige PKW vor dem Anwesen – sowohl in zivil als auch mit Polizeiaufschrift. Hotelbetreiber, Wohnungsvermittlung, Vermögensverwaltung und Bauunternehmen: Zumindest eine der zahlreichen im Anwesen sitzenden Firmen, hat oder hatte laut Handelsregisterauszügen Verbindungen zu einem Fall, der dem Haus – unter den Anwohnern – den Spitznamen „Russen Villa“einbrachte.
Jahrelange Ermittlungsarbeit führte vor sechs Jahren zum Erfolg: In einem länderübergreifenden Großeinsatz wurden 2015 damals 20 Objekte durchsucht – unter anderem dieses – und vier Personen aufgrund bestehender Haftbefehle festgenommen, die teilweise aus Russland stammten.
Es entstand laut Augsburger Staatsanwaltschaft ein Gesamtschaden von 30 Millionen Euro. Doch ob es einen Zusammenhang mit der jüngsten Razzia gibt, ist reine Spekulation.