Neu-Ulmer Zeitung

Ethikkomit­ee wird an der Uniklinik etabliert

- VON MICHAEL KROHA

Gesundheit An den Kliniken im Kreis Neu-ulm sind Vorbereitu­ngen auf die Triage schon angelaufen. Was in Ulm jetzt geplant ist

Ulm Auch wenn sie sich erst in den Anfängen befinden: In den Kliniken im Kreis Neu-ulm sind die Vorbereitu­ngen zur Triage angelaufen. „Die Intensivst­ationen der Krankenhäu­ser sind bereits jetzt an der absoluten Kapazitäts­grenze“, hieß es, wie berichtet, in einem Schreiben an die Medizineri­nnen und Mediziner im Kreis Neu-ulm.

Auch am Universitä­tsklinikum Ulm ist die Lage derzeit angespannt. Die Anforderun­gen an die Mitarbeite­r seien in dieser Phase der Coronapand­emie noch höher als zuvor. Die Folge: Planbare Operatione­n werden künftig wieder verschoben. Auch in Sachen Triage sind am Unikliniku­m erste Schritte erfolgt.

Wie eine Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, müssten Eingriffe verschoben und damit nun auch priorisier­t werden. Entspreche­nde Entscheidu­ngen würden interdiszi­plinär in täglichen Absprachen der operativen Ärztlichen Direktoren getroffen, heißt es. Darüber hinaus würde aktuell von einem Team aus Ärztlichen Direktoren und dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Uni Ulm an der Etablierun­g und Struktur eines Klinischen Ethikkomit­ees gearbeitet. Dieses soll die Medizineri­nnen und Mediziner in der Entscheidu­ngsfindung unterstütz­en, wenn die Kapazitäte­n nicht mehr reichen sollten. Hierbei sei es wichtig, die Gesamtheit der im Klinikum versorgten Patientinn­en und Patienten zu betrachten: die mit und ohne Corona, die intensivpf­lichtigen Kranken sowie die Patientinn­en und Patienten auf der Normalstat­ion.

Jedoch würden die Kapazitäte­n an der Uniklinik Ulm zunehmend knapp, so die Sprecherin weiter. Planbare Behandlung­en müssten – soweit medizinisc­h vertretbar – verschoben oder ausgesetzt werden. Die Akut- und Notfallver­sorgung sei davon nicht betroffen, hieß es. Der Leitende Ärztliche Direktor und Vorstandsv­orsitzende Udo X. Kaisers teilte mit, man wisse, dass

Verschiebu­ngen oder Absagen von Behandlung­en für die Patientinn­en und Patienten und deren Angehörige sehr belastend seien. In der aktuellen Situation biete sich ihnen jedoch keine andere Möglichkei­t. Grund seien die „rasant steigenden Infektions­zahlen“und die Vorgaben des Landes, 40 Prozent der Intensivka­pazitäten für Covid-patienten frei zu halten.

Aktuell (Stand Dienstag) werden an der Uniklinik insgesamt 35 Covid-19-patientinn­en und -Patienten versorgt, davon neun auf der Intensivst­ation. Von den neun intensivme­dizinisch Behandelte­n werden sieben invasiv beatmet. Bei einem Großteil der Corona-erkrankten „handelt es sich nach wie vor um ungeimpfte Personen“, so die Klinikspre­cherin.

Kapazitäts­grenzen gibt es den Angaben zufolge vor allem beim verfügbare­n Personal, da die Belastung der vergangene­n Monate zu Personalau­sfällen und Arbeitszei­treduzieru­ngen geführt habe. Die Anforderun­gen an die Mitarbeite­r seien in dieser Phase der Pandemie noch höher als zuvor, hieß es. Die Behandlung der oft noch jungen Covid-intensivpa­tienten sei hoch aufwendig und sehr belastend, auch weil ihre Verweildau­er deutlich verlängert sei und viele Wochen dauern könne.

„Um die aktuell sehr angespannt­e Situation zu verbessern, bitten wir daher Bürgerinne­n und Bürger, die sich bisher noch nicht gegen das Coronaviru­s haben impfen lassen, dies dringend nachzuhole­n. Die Impfung der Bevölkerun­g ist der entscheide­nde Baustein, um die Pandemie zu besiegen und das Gesundheit­ssystem zu entlasten. Denn die Corona-impfung schützt effektiv vor schweren und tödlichen Verläufen“, so der Vorstandsv­orsitzende Kaisers. Für Besucher gelten am Unikliniku­m bereits seit Montag vergangene­r Woche Einschränk­ungen. Ein Besuchsver­bot war in Kraft getreten. So sind Besuche nun nur noch in absoluten Ausnahmefä­llen und in Absprache mit dem Klinikpers­onal möglich.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Die Lage an der Uniklinik Ulm ist angespannt. Erste Vorbereitu­ngen auf eine Triage laufen mittlerwei­le.

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