Ethikkomitee wird an der Uniklinik etabliert
Gesundheit An den Kliniken im Kreis Neu-ulm sind Vorbereitungen auf die Triage schon angelaufen. Was in Ulm jetzt geplant ist
Ulm Auch wenn sie sich erst in den Anfängen befinden: In den Kliniken im Kreis Neu-ulm sind die Vorbereitungen zur Triage angelaufen. „Die Intensivstationen der Krankenhäuser sind bereits jetzt an der absoluten Kapazitätsgrenze“, hieß es, wie berichtet, in einem Schreiben an die Medizinerinnen und Mediziner im Kreis Neu-ulm.
Auch am Universitätsklinikum Ulm ist die Lage derzeit angespannt. Die Anforderungen an die Mitarbeiter seien in dieser Phase der Coronapandemie noch höher als zuvor. Die Folge: Planbare Operationen werden künftig wieder verschoben. Auch in Sachen Triage sind am Uniklinikum erste Schritte erfolgt.
Wie eine Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, müssten Eingriffe verschoben und damit nun auch priorisiert werden. Entsprechende Entscheidungen würden interdisziplinär in täglichen Absprachen der operativen Ärztlichen Direktoren getroffen, heißt es. Darüber hinaus würde aktuell von einem Team aus Ärztlichen Direktoren und dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Uni Ulm an der Etablierung und Struktur eines Klinischen Ethikkomitees gearbeitet. Dieses soll die Medizinerinnen und Mediziner in der Entscheidungsfindung unterstützen, wenn die Kapazitäten nicht mehr reichen sollten. Hierbei sei es wichtig, die Gesamtheit der im Klinikum versorgten Patientinnen und Patienten zu betrachten: die mit und ohne Corona, die intensivpflichtigen Kranken sowie die Patientinnen und Patienten auf der Normalstation.
Jedoch würden die Kapazitäten an der Uniklinik Ulm zunehmend knapp, so die Sprecherin weiter. Planbare Behandlungen müssten – soweit medizinisch vertretbar – verschoben oder ausgesetzt werden. Die Akut- und Notfallversorgung sei davon nicht betroffen, hieß es. Der Leitende Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende Udo X. Kaisers teilte mit, man wisse, dass
Verschiebungen oder Absagen von Behandlungen für die Patientinnen und Patienten und deren Angehörige sehr belastend seien. In der aktuellen Situation biete sich ihnen jedoch keine andere Möglichkeit. Grund seien die „rasant steigenden Infektionszahlen“und die Vorgaben des Landes, 40 Prozent der Intensivkapazitäten für Covid-patienten frei zu halten.
Aktuell (Stand Dienstag) werden an der Uniklinik insgesamt 35 Covid-19-patientinnen und -Patienten versorgt, davon neun auf der Intensivstation. Von den neun intensivmedizinisch Behandelten werden sieben invasiv beatmet. Bei einem Großteil der Corona-erkrankten „handelt es sich nach wie vor um ungeimpfte Personen“, so die Kliniksprecherin.
Kapazitätsgrenzen gibt es den Angaben zufolge vor allem beim verfügbaren Personal, da die Belastung der vergangenen Monate zu Personalausfällen und Arbeitszeitreduzierungen geführt habe. Die Anforderungen an die Mitarbeiter seien in dieser Phase der Pandemie noch höher als zuvor, hieß es. Die Behandlung der oft noch jungen Covid-intensivpatienten sei hoch aufwendig und sehr belastend, auch weil ihre Verweildauer deutlich verlängert sei und viele Wochen dauern könne.
„Um die aktuell sehr angespannte Situation zu verbessern, bitten wir daher Bürgerinnen und Bürger, die sich bisher noch nicht gegen das Coronavirus haben impfen lassen, dies dringend nachzuholen. Die Impfung der Bevölkerung ist der entscheidende Baustein, um die Pandemie zu besiegen und das Gesundheitssystem zu entlasten. Denn die Corona-impfung schützt effektiv vor schweren und tödlichen Verläufen“, so der Vorstandsvorsitzende Kaisers. Für Besucher gelten am Uniklinikum bereits seit Montag vergangener Woche Einschränkungen. Ein Besuchsverbot war in Kraft getreten. So sind Besuche nun nur noch in absoluten Ausnahmefällen und in Absprache mit dem Klinikpersonal möglich.