Neu-Ulmer Zeitung

Die Welt wartet nicht

- VON GREGOR PETER SCHMITZ

Man wagt es kaum hinzuschre­iben, inmitten der Nabelschau, die sich Deutschlan­d rund um die Regierungs­bildung und natürlich die Corona-krise leistet: Aber es gibt eine Welt da draußen.

Im Wahlkampf und danach haben unsere Politikeri­nnen und Politiker diesen Umstand weitgehend auszublend­en versucht. In den Tv-debatten zur Wahl ließen sich außen- und sicherheit­spolitisch­e Beiträge höchstens per Sekundenze­iger erfassen. Das Auswärtige Amt war in den Koalitions­verhandlun­gen früh als Trostpreis für eine pannenreic­he Wahlkämpfe­rin verplant. Um die Außenpolit­ik rangen die neuen Partner zwar – aber auch darum, ob Deutschlan­d wirklich mehr globale Verantwort­ung übernehmen soll und will.

Diese seltsame Selbstbezo­genheit fällt in eine Phase, da die Welt anders auf Deutschlan­d blickt. Man muss nicht die Rolle von Angela Merkel verklären. Doch 16 Jahre lang galt Deutschlan­d als ziemlich effiziente Problemlös­ungsinstan­z. Nun blickt das Ausland fassungslo­s auf das (auch von Merkel verantwort­ete) deutsche Corona-chaos. Es wird höchste Zeit, dass wir uns der Welt wieder anders präsentier­en – und wieder auf sie schauen.

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