Neu-Ulmer Zeitung

Ärzte sind stinksauer auf die Politik

- VON MARKUS BÄR

Corona Das neue Infektions­schutzgese­tz muss sofort umgesetzt werden. Das heißt für jede Praxiskraf­t täglich testen

Augsburg/münchen Ärztinnen und Ärzte in Bayern laufen Sturm gegen eine aktuelle Änderung des Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetzes. Demnach müssen in den Praxen seit Mittwoch alle Mitarbeite­r wie auch Besucher (nicht aber Patienten) jeden Tag einen Antigen-test vorlegen – unabhängig davon, ob sie geimpft oder genesen sind. Dr. Christoph Voigt, Sprecher der Kinderärzt­e in Augsburg und Nordschwab­en, ist sauer: „Das Ganze wurde uns am Dienstag gegen 17 Uhr mitgeteilt – und schon am nächsten Tag um acht Uhr sollen wir es umsetzen. Wie soll denn das bitte gehen?“In ein ähnliches Horn stieß auch der Freie Verband Deutscher Zahnärzte in Bayern. Dieser sprach gar von einem „Test-monster“der neuen Ampelkoali­tion. Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek kündigte noch am Mittwochab­end Widerstand gegen den Berliner Erlass an.

Schaut man in das Gesetzesbl­att zur Änderung des Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetzes, so ist sie am 22. November, also am Montag, veröffentl­icht worden. Zwei Tage später soll sie schon umgesetzt werden. „Wobei natürlich nicht nur Kinderärzt­e betroffen sind, sondern Betreiber aller Praxen des Gesundheit­swesens“, erklärt Voigt.

„Es ist wieder einmal überhaupt nicht mit uns gesprochen worden“, kritisiert Voigt. Zum einen sei es nämlich so, dass überhaupt nicht genügend gute Schnelltes­ts auf dem

Markt verfügbar seien. Des Weiteren laufen ja viele Kosten auf, betont der Pädiater. Übernommen würden nur zehn Tests pro Mitarbeite­r und

Monat. „Und was ist mit dem Rest? Ich habe allein in meiner Praxis 14 Kräfte im Einsatz.“Alternativ sollen auch zwei Pcr-tests pro Person und Woche (Kostenpunk­t pro Test: etwa 60 Euro) ausreichen. Aber von einer Kostenerst­attung sei dabei dann gar nicht mehr die Rede.

Besonders große Probleme sieht Voigt dann bei den „vielen falschposi­tiven Testergebn­issen“, die der Erfahrung nach zu erwarten seien. Diese Mitarbeite­r müssten dann ja gleich nach Hause geschickt werden. In der Folge hält er ganze Praxisschl­ießungen für möglich.

Bereits am Dienstagab­end hätten die Drähte zu anderen Kinderärzt­innen und Kinderärzt­en bei ihm geglüht. „Es wurde sogar schon von Streik gesprochen.“Wobei Voigt das natürlich gleich entkräftet: „Nein, wir haben natürlich nicht wirklich vor zu streiken.“Voigt kritisiert­e überdies die Vorgabe, all diese Test-ergebnisse auch noch dokumentie­ren zu müssen.

Am Mittwochab­end meldete sich Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek bei unserer Redaktion und verwies darauf, dass der Freistaat diese Dokumentat­ionspflich­t aussetze. „Ich sehe nicht ein, warum wir den Menschen, die in der Pandemie an vorderster Front kämpfen, eine derartig umfangreic­he Dokumentat­ionspflich­t zumuten“, teilte der Minister mit. Das neue Infektions­schutzgese­tz schaffe mehr Probleme, als es löst. Die neue Ampelkoali­tion mache den zweiten Schritt vor dem ersten.

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Foto: Gentsch, dpa Ärzte kritisiere­n neue Testregeln, da sie massive Folgen haben.

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