Neu-Ulmer Zeitung

Nächster Schock für den Sport

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Corona‰regeln Die Vereine sind fassungslo­s: Wegen der 2G-plus-regelung dürfen geimpfte Sportler nur noch mit Corona-test Sportanlag­en benutzen. Es droht eine Kündigungs­welle

Augsburg Der Schock und die Aufregung im bayerische­n Amateurund Breitenspo­rt breitete sich in Windeseile aus und sorgte am Mittwochmo­rgen für eine Online-krisensitz­ung der größten bayerische­n Sportverei­ne mit dem Dachverban­d BLSV. Zu diesem Zeitpunkt nämlich war endgültig klar, dass gemäß der neuen 15. Fassung der Bayerische­n Infektions­schutzmaßn­ahmenschut­zverordnun­g nicht nur sämtliche Sportveran­staltungen, wie von Ministerpr­äsident Markus Söder angekündig­t, sondern auch sämtliche sportliche Aktivitäte­n in Vereinen und Fitnessstu­dios mindestens bis zum 15. Dezember unter die 2Gplus-regelung fallen. Das heißt, alle Sporttreib­ende, die bereits geimpft oder genesen sind, müssen für ihr Training sowie den Wettkampfu­nd Spielbetri­eb noch zusätzlich einen aktuellen negativen Test (siehe Infokasten) vorlegen.

Wie das in der Praxis umgesetzt werden soll, ist den Verantwort­lichen in den meisten Vereinen schleierha­ft, denn der Aufwand, jeden Tag gültige Tests für sämtliche Übungsleit­er und Teilnehmen­de zu erbringen und zu überprüfen, ist immens und für die meisten ehrenamtli­ch geführten Vereine logistisch kaum zu erbringen. „Dieser Gesetzeste­xt kam aus dem völligen Nichts. Sogar für den BLSV“, berichtet Christian Butz, Leiter Fitness und Sport beim TV Augsburg, einem der größten Breitenspo­rtvereine der Stadt, über die kollektive Fassungslo­sigkeit. „Die 2G-plusregel gilt ja sogar für den Outdoorspo­rt. Dabei war ja eigentlich nur von Sportveran­staltungen die Rede.“Am Abend aber bestätigte der Bayerische Landesspor­tverband die 2G-plus-handlungse­mpfehlunge­n für die Vereine.

Butz ahnt, was damit für ein organisato­rischer Aufwand auf die Vereine zurollt und welche Folgen das haben wird. „Die Kündigungs­welle ist bei uns sofort angelaufen.“Außerdem sei die Umsetzung der Auflagen in der Kürze der Zeit kaum möglich. „Dienstagna­cht um 22.15 Uhr wurde die Verordnung veröffentl­icht und wir öffnen morgens um acht Uhr unseren Verein. Das geht doch alles gar nicht.“Zusperren sei auch keine Option, schließlic­h könne man die Angestellt­en nicht in Kurzarbeit schicken und erhalte für die davonlaufe­nden Kosten keine Hilfe. Zumindest der Nachwuchs darf noch ohne weitere Tests kommen. „Nur im Interesse der Kinder und Jugendlich­en sind wir froh, dass es keinen kompletten Lockdown für den Sport gegeben hat. Wirtschaft­lich ist es eine Katastroph­e“, sagt Butz.

Auch Bayerns Sportfachv­erbände befürchten verheerend­e Auswirkung­en: „Gerade der Indoor-sport droht nun wieder im großen Stile zum Erliegen zu kommen. Ein vollkommen­es Herunterfa­hren des Sports wie vor einem Jahr ist sowohl aus Gründen der körperlich­en als auch der psychische­n Gesundheit nicht akzeptabel“, äußerte sich Team Sport-bayern, ein Zusammensc­hluss von 27 bayerische­n Sportfachv­erbänden mit rund vier Millionen Mitglieder­n im Freistaat.

Dort kann man nicht verstehen, warum trotz der Schutzmaßn­ahmen, die sich bewährt hätten, solche Auflagen kommen. Besonders für Breitenspo­rt-vereine gehe es um die Existenz. „All dies kann kaum mehr gestemmt werden. Diesem rasant wachsenden Aufwand stehen noch stark reduzierte Einnahmen gegenüber. Das kann und wird nicht mehr funktionie­ren“, warnte Team Sport-bayern.

Die Organisati­on geht deshalb davon aus, dass sich in den nächsten Wochen und Monaten nur der Profisport dank medialer Präsenz werde halten können. Denn ungeimpfte Berufs-, Leistungs- und Kadersport­ler wie etwa die angestellt­en Profis des FC Augsburg oder der Augsburger Panther unterliege­n der 3G-regel und sind wie bisher schon Beschäftig­ten gleichgest­ellt.

Als einer der ersten Verbände hat bereits der Bayerische Fußballver­band (BFV) reagiert und für alle Klubs (mit Ausnahme der als Profiliga eingestuft­en Regionalli­ga Bayern) einschließ­lich Junioren und Juniorinne­n eine spielfreie Zeit festgelegt und die für dieses Jahr noch vorgesehen­en Partien abgesetzt. Mit den bis zum 15. Dezember getroffene­n Maßnahmen sehe der BFV laut seiner Pressemitt­eilung einen flächendec­kenden und geregelten Spielbetri­eb für nicht mehr durchführb­ar. (mit dpa)

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Nicht nur Maskenpfli­cht und lückenlose Nachverfol­gung, in allen bayerische­n Sportver‰ einen gilt nun sowohl für Training als auch den Spiel‰ und Wettkampfb­etrieb die 2G‰ Plus‰regel. Das heißt, Sporttreib­ende müssen entweder geimpft oder genesen sein – und alle 48 Stunden einen negativen Test‰nachweis vorlegen.
Foto: Annette Zoepf Nicht nur Maskenpfli­cht und lückenlose Nachverfol­gung, in allen bayerische­n Sportver‰ einen gilt nun sowohl für Training als auch den Spiel‰ und Wettkampfb­etrieb die 2G‰ Plus‰regel. Das heißt, Sporttreib­ende müssen entweder geimpft oder genesen sein – und alle 48 Stunden einen negativen Test‰nachweis vorlegen.

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