Härter als erwartet
Fußball Karim Benzema wird schuldig gesprochen, weil er einen Mannschaftskameraden erpresst hat.
Das Gericht verhängt eine Strafe, die über der Forderung der Staatsanwaltschaft liegt
Paris Ein Jahr Haft auf Bewährung und 75 000 Euro Geldbuße – ein Gericht in Versailles hat gestern eine Strafe für Karim Benzema verkündet, die noch über den von der Staatsanwaltschaft geforderten zehn Monaten Gefängnis lag. Der 33-jährige Stürmer-star wurde in der sogenannten „Sexvideo-affäre“für schuldig befunden, sich an einem Erpressungsversuch an seinem früheren Teamkollegen, dem Mittelfeldspieler Mathieu Valbuena, beteiligt zu haben. Dem Richter zufolge handelte Benzema dabei nicht aus finanziellem Interesse, sondern hatte seinem Kindheitsfreund Karim Zenati einen Freundschaftsdienst erweisen wollen. Zenati sowie drei weitere Männer wurden zu Strafen zwischen 18 Monaten auf Bewährung bis zweieinhalb Jahre Haft verurteilt.
Sie hatten im Jahr 2015 Geld von Valbuena verlangt, um im Gegenzug zu verhindern, dass ein intimes Video, das in ihrem Besitz war und ihn beim Liebesspiel mit einer Frau zeigte, an die Öffentlichkeit gelangt. Wie ein von den Ermittlern abgehörtes Telefongespräch bestätigte, übte Benzema dabei Druck auf Valbuena aus, Hilfe von einem vermeintlichen Mittelsmann einzuholen, der in Wahrheit zum Erpresserteam gehörte. Diese „Vertrauensperson“sollte dafür sorgen, dass das kompromittierende Video verschwindet, so wurde es Valbuena versprochen. Um konkrete Summen sei es bei dem Gespräch zwischen den beiden damaligen Kollegen des Nationalteams nicht gegangen, hatte Benzemas Verteidigung betont.
Valbuena hingegen, der heute bei Olympiakus Piräus spielt, sagte aus, es sei klar gewesen, dass es sich nicht um einen netten Freundschaftsdienst handeln sollte, bei dem es im Austausch Gratis-eintrittskarten für Fußballspiele gebe: „Wir leben nicht in einer Welt der Glücksbärchen.“
Er habe damals weder ein besonders enges noch ein schlechtes Verhältnis zu Benzema gehabt, dessen Abwesenheit beim Prozess er bedauerte. In der Folge des Skandals waren beide Spieler aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen worden. Zur Strafe Benzemas gehört auch eine Entschädigungszahlung in Höhe von 80000 Euro an Valbuena. Der Angeklagte habe sich persönlich und unter Rückgriff auf Lügen dafür eingesetzt, dass das Opfer den Erpressern nachgebe, argumentierte das Gericht.
Benzema, der derzeit bei Real Madrid verpflichtet ist, war weder zum Prozess im Oktober noch zur gestrigen Verkündigung des Urteils erschienen – am Abend spielte sein Klub gegen Sheriff Tiraspol. Seine Anwälte zeigten sich „fassungslos“über den Richterspruch: „Das Gericht hatte klar zum Ausdruck gebracht, dass Karim Benzema nicht über die vorherigen Manöver auf dem Laufenden war“, sagten sie, die einen Freispruch gefordert hatten. Benzema werde Berufung einlegen.