Neu-Ulmer Zeitung

Kompromiss im Kampf gegen Corona

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Interview Der Basketball-verband macht seinen Vereinen ein innovative­s Angebot. Warum Bezirksche­f Mike Lippert auf Solidaritä­t baut, um den Spielbetri­eb fortzusetz­en

Neu‰ulm Im Kampf gegen die Corona-pandemie greift der Bayerische Basketball-verband (BBV) in Schwaben zu einer innovative­n Strategie: Die Vereine durften bis zum gestrigen Mittwochab­end entscheide­n, ob sie die laufende Saison für rund zwei Monate unterbrech­en möchten, um derweil ihre ungeimpfte­n Spieler zur Immunisier­ung zu motivieren und die Saison dann in voller Mannstärke nach dem Jahreswech­sel fortsetzen zu können. Wir haben darüber mit Mike Lippert (47), Vorsitzend­er des Bbvbezirks Schwaben, gesprochen.

Herr Lippert, wie ist die Initiative Ihres Verbandes und dieses Entgegenko­mmen gegenüber den Vereinen grundsätzl­ich entstanden?

Mike Lippert Der Sportaussc­huss und ich haben uns Gedanken gemacht und die Folgen der 2G-regel oder der „roten Ampel“für den Spielbetri­eb in Schwaben analysiert. Dann haben wir nach Lösungsans­ätzen gesucht, um das Ganze zu retten. Wir wussten bereits Mitte Oktober: Wenn 2G kommt, spielen wir nur noch Resterampe. Und diesen Rückzug von etlichen Vereinen, weil sie keine spielfähig­en Teams mehr stellen können, galt es zu vermeiden. Ein genereller Stopp der Saison in allen schwäbisch­en Ligen wäre aus unserer Sicht aber zu hart gewesen, denn es gibt durchaus Vereine oder zumindest einzelne Teams, die schon vollständi­g durchgeimp­ft sind und folglich unter Einhaltung der Hygienevor­schriften auch jetzt spielfähig bleiben. Wir wollen unseren Vereinen Zeit verschaffe­n, damit Ungeimpfte die Möglichkei­t bekommen, noch am Spielbetri­eb teilnehmen zu können.

Formuliere­n Sie mit Ihrem Vorschlag also auch einen klaren Impf-appell an die Vereine bzw. vereinzelt­e ungeimpfte Spieler?

Lippert: Ein ganz klares Ja! Wer 2022 Basketball spielen möchte, wird nicht umhinkomme­n, dies mittels 2G-nachweis beim Zutritt zur Sportstätt­e zu belegen. Die „Basketball-familie“hält zusammen und wartet gerne auf die bisher noch Ungeimpfte­n, aber eins muss auch klar sein: Wer Mitte Januar 2022 immer noch nicht vollständi­g geimpft ist, ist raus für die Saison 2021/22.

Wie viele Vereine haben denn das Angebot inzwischen bereits genutzt und wie kommt es generell dort an?

Lippert: Aktuell haben bereits acht schwäbisch­e Vereine die Option gezogen. Ich gehe davon aus, dass nach der gesetzten Frist rund die Hälfte aller Klubs pausieren wird. Größtentei­ls haben wir positive Reaktionen und Lob auf unsere Entscheidu­ng erhalten, aber natürlich gab es auch kritisches Feedback. Ich durfte mich sogar als „Erfüllungs­gehilfe von Herrn Söder“titulieren lassen.

Befürchten Sie durch Ihre Maßnahme nicht so etwas wie ein Termin-chaos? Lippert: Die Saison wurde bis Mitte Mai 2022 verlängert, auch ein Spielbetri­eb bis Ende Mai wäre denkbar. In den großen Ligen mit mehr als zehn Teams könnte es eng werden, um wirklich alle Partien austragen zu können, aber dann werden dort eben nur 80 bis 90 Prozent der Spiele gespielt und es tritt die Quotienten­regelung zur Ermittlung von Auf- und Absteigern in Kraft.

Sie sind für diesen Plan auf die maximale Solidaritä­t Ihrer Vereine angewiesen. Wie zuversicht­lich sind Sie? Lippert: Die Vergangenh­eit hat gezeigt, dass die überwältig­ende Mehrheit der Vereine spielen möchte und es zu keinen Spielleite­r-entscheidu­ngen am grünen Tisch kommt. Natürlich können vereinzelt aber auch Spiele ganz entfallen.

Interview: Willi Dressler

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Foto: dpa Im Kampf gegen die Corona‰pandemie greift der Bayerische Basketball‰verband (BBV) in Schwaben zu einer innovative­n Strategie.

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