Neu-Ulmer Zeitung

Minister Lauterbach?

- VON MICHAEL POHL

Koalition Das Gesundheit­sministeri­um fällt an die SPD. Ihr Experte hat nicht die besten Karten

Berlin Karl Lauterbach machte noch nie ein Geheimnis daraus, dass er sich das Amt des Bundesgesu­ndheitsmin­isters zutraut. „Ich bin seit langer Zeit in diesem Bereich tätig, also wäre es eine Überraschu­ng, wenn ich das grundsätzl­ich nicht machen wollte“, sagte er gerade bei RTL. „Aber es gibt andere, die das können, es geht hier nicht um mich“, schob er seinem Werben gleich nach, wohlwissen­d, dass ein Ministeram­t in der Regel zur Person kommt und nicht umgekehrt.

Eigentlich hatte Lauterbach den Traum vom Ministerpo­sten aufgegeben. „Ich war in den vergangene­n 20 Jahren an über 80 Gesetzen beteiligt“, sagte er vor einem Jahr, als die SPD bei 15 Prozent in Umfragen fern der Regierungs­macht herumdümpe­lte. „Vermutlich hatte ich damit mehr Einfluss, als wenn ich für eine kurze Zeit Bundesgesu­ndheitsmin­ister geworden wäre.“

Möglicherw­eise ist dies einer der Gründe, warum Lauterbach nicht die allerbeste­n Karten im Postenpoke­r hat. Der Gesundheit­sökonom steht nicht wirklich für einen Aufbruch in der Gesundheit­spolitik. Schon in der Ära Gerhard Schröder war der damals junge Kölner Professor als Regierungs­berater einer der maßgeblich­en Väter des heute umstritten­en Fallpausch­alensystem­s, das Kliniken in Augen von Kritikern zu profitorie­ntierten Gesundheit­sfabriken machte und ihr Pflegepers­onal lange Zeit zum teuren Kostenfakt­or degradiert­e. An all dem krankt das Gesundheit­ssystem mehr denn je.

Lauterbach erkannte später viele dieser Fehlentwic­klungen und versuchte, sie zu korrigiere­n. In Zeiten der Großen Koalition arbeitete er dabei eng mit Jens Spahn zusammen, als dieser CDU-Gesundheit­sexperte und später Minister wurde. Lauterbach wird zwar qua Fachkompet­enz stets als SPD-Gesundheit­sexperte tituliert. Offiziell gab er diesen Posten aber im September 2019 auf, ebenso seinen noch wichtigere­n Posten als SPD-Fraktionsv­ize. Lauterbach wollte damals zusammen mit der Umweltpoli­tikerin Nina Scheer SPD-Vorsitzend­er werden. Die beiden landeten nur auf Platz vier. Corona machte dann den studierten Epidemiolo­gen wieder mehr denn je zum gefragten Experten, der auch von vielen anderen Wissenscha­ftlern geschätzt wird.

Corona bleibt zwar Hauptaufga­be für Spahns Nachfolge. Doch BaldKanzle­r Olaf Scholz wird nachgesagt, nicht gut mit Lauterbach zu können. Und dann sind da Quote und Regionalpr­oporz, die gegen den Nordrhein-Westfalen aus Köln sprechen: Derzeit werden für den Posten vor allem Namen von SPD-Politikeri­nnen gehandelt. Allen voran die regierungs­erfahrene sächsische Sozialmini­sterin Petra Köpping.

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Foto: dpa Kommt Karl Lauterbach wieder nicht als Minister zum Zug?

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