Klinikmitarbeiter streiken in ganz Bayern
Gesundheit Die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst wollen mehr Geld. Trotz ernster Corona-Lage gehen sie auf die Straße
Augsburg Die Corona-Lage in Augsburg wird immer ernster, auch die Situation am Uniklinikum spitzt sich weiter zu – und trotzdem sind Beschäftigte vor Ort in einen Warnstreik getreten. Hintergrund waren die aktuell laufenden Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst. Auch die Universität, das Studentenwerk, das Staatliche Bauamt sowie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hatten sich in der Fuggerstadt am Donnerstag an den Streiks beteiligt.
Um neun Uhr fand eine zentrale Kundgebung vor der Uniklinik statt, danach zogen die rund 150 Teilnehmer zur Ulmer Straße. Die Beschäftigten fordern mit Unterstützung der Gewerkschaften Verdi und IG Bau in den aktuellen Tarifverhandlungen mehr Geld. Es soll Einkommenserhöhungen von fünf
Prozent geben, mindestens aber 150 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Beschäftigte im Gesundheitswesen sollen monatlich 300 Euro mehr bekommen.
Dass ausgerechnet jetzt auch an Unikliniken gestreikt wird, ist für Augsburgs Verdi-Chef Erdem Altinisik trotz Kritik unumgänglich. „Vom Klatschen und Dankesagen haben die Beschäftigten nicht mehr Geld in der Tasche, und der Fachkräftemangel löst sich auch nicht“, begründet er den Ausstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Versorgung der Patientinnen und Patienten sei zu keiner Zeit gefährdet gewesen. Intensiv- und CovidStationen seien nicht bestreikt worden. „Wir fühlen uns sehr wohl moralisch verpflichtet, niemanden zu gefährden“, so Altinisik. Würde aber der Druck auf die Arbeitgeber nicht weiter erhöht, sehe man auch wenig Chancen auf Verbesserung.
Auch in anderen bayerischen Städten sind Aktionen durchgeführt worden. In München haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehrerer Krankenhäuser für Warnstreiks ihre Arbeit niedergelegt. Zudem streikten Beschäftigte an den Unikliniken Erlangen und Würzburg, teilte ein Sprecher mit. Wie viele Beschäftigte beteiligt sind, war zunächst unbekannt. Verdi bezifferte am Abend die Zahl der Teilnehmer bundesweit auf mehrere Tausend. Allein Düsseldorf gab es eine Demonstration mit 4000 Streikenden.
Mit den Warnstreiks im Öffentlichen Dienst wollen die Beschäftigten in den seit Wochen dauernden, aber festgefahrenen Tarifverhandlungen Druck auf die Arbeitgeber machen. Die Finanzminister der Länder als Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite hätten noch keinerlei Angebot vorgelegt, beklagt Verdi. Stattdessen würden sie die Inflation kleinrechnen und so Arbeitskämpfe provozieren. Vor der dritten Verhandlungsrunde am Wochenende in Potsdam stellte VerdiChef Frank Werneke deshalb klar: „Wir werden keinen Corona-Notabschluss akzeptieren.“Es könne keinen Vertrag geben, in dem die besondere Leistung und das Engagement der Beschäftigten vor allem im Gesundheitswesen nicht gewürdigt werde. (mit dpa)