Mitstreiter im Kampf gegen Corona gesucht
Pandemie Die Vorbereitungen für die Triage-Teams im Landkreis Neu-Ulm laufen weiter. Wie in der ersten Corona-Phase sind jetzt außerdem freiwillige Helferinnen und Helfer gefragt
Landkreis Der Landkreis Neu-Ulm wappnet sich für den Umgang mit der vierten Corona-Welle. Neben der Etablierung von Triage-Teams, die über die Behandlung der Patienten entscheiden sollen, beginnt nun auch wieder die Suche nach zusätzlichem Pflegepersonal.
Die Nachricht, dass der Landkreis sich mit dem Aufbau eines Triage-Teams beschäftigt, hatte für Unruhe gesorgt. Zwar hoffen alle Beteiligten, dass es nicht zu TriageMaßnahmen kommen muss, so Edeltraud Braunwarth, die Sprecherin der Kliniken der Kreisspitalstiftung. Doch die Vorsichtsmaßnahme ist notwendig. „Die prognostizierte Entwicklung des Bedarfs an Intensivbetten wird – sollte sie so eintreten – die Krankenhäuser und Intensivstationen in der Region an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringen“, schreiben die Kreiskliniken in einer Pressemitteilung. Sollten die vorhandenen lokalen, regionalen und überregionalen Ressourcen nicht mehr für die Versorgung aller Patienten auf Intensivstationen mit Beatmungsplätzen ausreichen, sehen die Katastrophenpläne die Bildung von Triage-Teams in jedem Krankenhaus mit Intensivstation vor. Aktuell befanden sich am Mittwoch 34 Corona-Patienten in den Kliniken im Kreis Neu-Ulm, fünf von ihnen wurden im Intensivbereich behandelt.
Die Triage-Teams haben nach Braunwarths Worten die Aufgabe, sicherzustellen, dass möglichst vielen Patienten eine adäquate Therapie zur Verfügung gestellt werden kann. Wichtigstes Auswahlkriterium sei dabei die Einschätzung, welche Patienten von den angebotenen Therapien unter Berücksichtigung ihres Krankheitszustands am meisten profitieren. „Die dafür notwendigen Einschätzungen und Entscheidungen können nicht von einem behandelnden Arzt alleine getroffen werden, sondern müssen im Behandlungsteam entschieden werden“, heißt es seitens der Kliniken.
Aktuell seien die Teams noch nicht etabliert, es werden aber gerade die Vorbereitungen dafür getroffen. Ein Triage-Team könnte beispielsweise aus zwei Ärzten mit Intensiverfahrung, einer Intensivpflegekraft und einem Vertreter eines Ethikgremiums oder einem Palliativmediziner zusammengesetzt sein. Der Gedanke dahinter: Unterschiedliche Blickwinkel sollen in die Entscheidungen des Teams einfließen.
Gleichzeitig sucht der Landkreis Neu-Ulm wieder medizinisches Personal sowie ehrenamtliche Helferinnen und Helfer als Unterstützungskräfte. Sie sollen das Gesundheitssystem und die Kräfte, die bereits im Einsatz sind, verstärken sowie die Kliniken, Alten- und Pflegeheime bei Bedarf schnell unterstützen. Bereits im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle hatte der Landkreis auf diesem Weg nach Personal gesucht.
Der Aufruf des Landratsamtes richtet sich auch diesmal vor allem an alle Bürgerinnen und Bürger, die über medizinische oder pflegerische Sachkenntnisse verfügen. Gesucht werden Personen, die eine Ausbildung im Pflege- oder Gesundheitsbereich absolviert haben, die sich bereits in Altersteilzeit oder im Ruhestand, in Elternzeit, im Studium oder in Ausbildung befinden oder die momentan aus anderen Gründen eine „Auszeit“genommen haben.
Gesucht werden laut einer Mitteilung konkret:
● Altenpflegerinnen und Altenpfleger
● Altenpflegehelferinnen und Altenpflegehelfer
● Krankenpfleger und Krankenschwestern, sehr gerne auch mit Erfahrung in der Versorgung beatmeter Patienten
● Pflegehelferinnen und Pflegehelfer
● Kinderkrankenpfleger und Kinderkrankenschwestern
● Fachkräfte zur Pflegeassistenz
● Andere im Bereich der häuslichen Unterstützung
Die Freiwilligen sollen nach Angaben des Landratsamts sowohl im ambulanten als auch im stationären Pflegebereich eingesetzt werden. Dabei gehe es um Pflege im klassischen Sinn und auch um die Beschäftigung von Pflegebedürftigen im häuslichen wie stationären Bereich, Einkaufshilfen oder Durchführung von Antigentests (Schnelltests). Die Rückmeldungen werden in einem Pflegepool gesammelt und an die entsprechenden Stellen weitervermittelt.
Jede Anfrage und freiwillige Meldung werde auf geeignete Einsatzmöglichkeiten geprüft. Dabei soll auch darauf geachtet werden, dass ältere Unterstützungskräfte nicht einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt werden. Personen, die nicht aus dem medizinischen oder pflegerischen Bereich stammen, aber trotzdem helfen möchten, können sich ebenfalls gerne melden. Der Einsatz ist freiwillig. Nach der Vermittlung können die Helferinnen und Helfer Fragen zur Vergütung oder Aufwandsentschädigung mit dem Träger klären, bei dem sie eingesetzt sind.
Freiwillige für den Pflegepool können sich über ein Online-Formular auf der Corona-Website des Landkreises Neu-Ulm unter der Adresse https://corona.landkreisnu.de/de/aufruf-an-medizinischespersonal-sich-zu-melden.html melden. Für weitere Fragen steht Hella Lindner unter E-Mail pflegepool@lra.neu-ulm.de oder telefonisch unter 0731/7040-52520 zur Verfügung.