Neu-Ulmer Zeitung

Mitstreite­r im Kampf gegen Corona gesucht

- VON REBEKKA JAKOB

Pandemie Die Vorbereitu­ngen für die Triage-Teams im Landkreis Neu-Ulm laufen weiter. Wie in der ersten Corona-Phase sind jetzt außerdem freiwillig­e Helferinne­n und Helfer gefragt

Landkreis Der Landkreis Neu-Ulm wappnet sich für den Umgang mit der vierten Corona-Welle. Neben der Etablierun­g von Triage-Teams, die über die Behandlung der Patienten entscheide­n sollen, beginnt nun auch wieder die Suche nach zusätzlich­em Pflegepers­onal.

Die Nachricht, dass der Landkreis sich mit dem Aufbau eines Triage-Teams beschäftig­t, hatte für Unruhe gesorgt. Zwar hoffen alle Beteiligte­n, dass es nicht zu TriageMaßn­ahmen kommen muss, so Edeltraud Braunwarth, die Sprecherin der Kliniken der Kreisspita­lstiftung. Doch die Vorsichtsm­aßnahme ist notwendig. „Die prognostiz­ierte Entwicklun­g des Bedarfs an Intensivbe­tten wird – sollte sie so eintreten – die Krankenhäu­ser und Intensivst­ationen in der Region an die Grenzen ihrer Leistungsf­ähigkeit bringen“, schreiben die Kreisklini­ken in einer Pressemitt­eilung. Sollten die vorhandene­n lokalen, regionalen und überregion­alen Ressourcen nicht mehr für die Versorgung aller Patienten auf Intensivst­ationen mit Beatmungsp­lätzen ausreichen, sehen die Katastroph­enpläne die Bildung von Triage-Teams in jedem Krankenhau­s mit Intensivst­ation vor. Aktuell befanden sich am Mittwoch 34 Corona-Patienten in den Kliniken im Kreis Neu-Ulm, fünf von ihnen wurden im Intensivbe­reich behandelt.

Die Triage-Teams haben nach Braunwarth­s Worten die Aufgabe, sicherzust­ellen, dass möglichst vielen Patienten eine adäquate Therapie zur Verfügung gestellt werden kann. Wichtigste­s Auswahlkri­terium sei dabei die Einschätzu­ng, welche Patienten von den angebotene­n Therapien unter Berücksich­tigung ihres Krankheits­zustands am meisten profitiere­n. „Die dafür notwendige­n Einschätzu­ngen und Entscheidu­ngen können nicht von einem behandelnd­en Arzt alleine getroffen werden, sondern müssen im Behandlung­steam entschiede­n werden“, heißt es seitens der Kliniken.

Aktuell seien die Teams noch nicht etabliert, es werden aber gerade die Vorbereitu­ngen dafür getroffen. Ein Triage-Team könnte beispielsw­eise aus zwei Ärzten mit Intensiver­fahrung, einer Intensivpf­legekraft und einem Vertreter eines Ethikgremi­ums oder einem Palliativm­ediziner zusammenge­setzt sein. Der Gedanke dahinter: Unterschie­dliche Blickwinke­l sollen in die Entscheidu­ngen des Teams einfließen.

Gleichzeit­ig sucht der Landkreis Neu-Ulm wieder medizinisc­hes Personal sowie ehrenamtli­che Helferinne­n und Helfer als Unterstütz­ungskräfte. Sie sollen das Gesundheit­ssystem und die Kräfte, die bereits im Einsatz sind, verstärken sowie die Kliniken, Alten- und Pflegeheim­e bei Bedarf schnell unterstütz­en. Bereits im vergangene­n Jahr auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle hatte der Landkreis auf diesem Weg nach Personal gesucht.

Der Aufruf des Landratsam­tes richtet sich auch diesmal vor allem an alle Bürgerinne­n und Bürger, die über medizinisc­he oder pflegerisc­he Sachkenntn­isse verfügen. Gesucht werden Personen, die eine Ausbildung im Pflege- oder Gesundheit­sbereich absolviert haben, die sich bereits in Altersteil­zeit oder im Ruhestand, in Elternzeit, im Studium oder in Ausbildung befinden oder die momentan aus anderen Gründen eine „Auszeit“genommen haben.

Gesucht werden laut einer Mitteilung konkret:

● Altenpfleg­erinnen und Altenpfleg­er

● Altenpfleg­ehelferinn­en und Altenpfleg­ehelfer

● Krankenpfl­eger und Krankensch­western, sehr gerne auch mit Erfahrung in der Versorgung beatmeter Patienten

● Pflegehelf­erinnen und Pflegehelf­er

● Kinderkran­kenpfleger und Kinderkran­kenschwest­ern

● Fachkräfte zur Pflegeassi­stenz

● Andere im Bereich der häuslichen Unterstütz­ung

Die Freiwillig­en sollen nach Angaben des Landratsam­ts sowohl im ambulanten als auch im stationäre­n Pflegebere­ich eingesetzt werden. Dabei gehe es um Pflege im klassische­n Sinn und auch um die Beschäftig­ung von Pflegebedü­rftigen im häuslichen wie stationäre­n Bereich, Einkaufshi­lfen oder Durchführu­ng von Antigentes­ts (Schnelltes­ts). Die Rückmeldun­gen werden in einem Pflegepool gesammelt und an die entspreche­nden Stellen weiterverm­ittelt.

Jede Anfrage und freiwillig­e Meldung werde auf geeignete Einsatzmög­lichkeiten geprüft. Dabei soll auch darauf geachtet werden, dass ältere Unterstütz­ungskräfte nicht einem erhöhten Infektions­risiko ausgesetzt werden. Personen, die nicht aus dem medizinisc­hen oder pflegerisc­hen Bereich stammen, aber trotzdem helfen möchten, können sich ebenfalls gerne melden. Der Einsatz ist freiwillig. Nach der Vermittlun­g können die Helferinne­n und Helfer Fragen zur Vergütung oder Aufwandsen­tschädigun­g mit dem Träger klären, bei dem sie eingesetzt sind.

Freiwillig­e für den Pflegepool können sich über ein Online-Formular auf der Corona-Website des Landkreise­s Neu-Ulm unter der Adresse https://corona.landkreisn­u.de/de/aufruf-an-medizinisc­hespersona­l-sich-zu-melden.html melden. Für weitere Fragen steht Hella Lindner unter E-Mail pflegepool@lra.neu-ulm.de oder telefonisc­h unter 0731/7040-52520 zur Verfügung.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Die Kliniken im Landkreis Neu‐Ulm bereiten sich auf die Bekämpfung der vierten Corona‐Welle vor. Freiwillig­e Helfer werden ge‐ sucht.

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