Neu-Ulmer Zeitung

AfD‐Mann Bayerbach ist wohl seinen Posten los

- VON SARAH RITSCHEL

Politik Der Bildungsau­sschuss-Vorsitzend­e gibt an, nicht Teil einer radikalen Chatgruppe zu sein – war es aber offenbar.

München Nach dem Eklat um eine teils radikale Chatgruppe aus AfDKreisen haben die Mitglieder des Bildungsau­sschusses im Landtag nahezu geschlosse­n für die Abberufung des Vorsitzend­en ihres Ausschusse­s gestimmt. Es handelt sich um den Augsburger AfD-Abgeordnet­en Markus Bayerbach.

Außerdem fordern die Ausschussm­itglieder der Parteien CSU, Freie Wähler, Grüne, SPD und FDP, dass die AfD-Politikeri­n Anne Cyron das Gremium verlässt. Letztlich darüber entscheide­n kann nur die AfD selbst.

Nach einer Recherche des Bayerische­n Rundfunks hatte Cyron in der geschlosse­nen Telegram-Gruppe namens „Alternativ­e Nachrichte­ngruppe Bayern“geschriebe­n: „Denke, dass wir ohne Bürgerkrie­g aus dieser Nummer nicht mehr rauskommen werden.“Die promoviert­e Politikwis­senschaftl­erin aus Oberbayern bezieht sich dabei offenbar auf das politische System. Cyron – obwohl zur Sitzung am Donnerstag zugeschalt­et – wollte sich zu ihrem Beitrag nicht äußern.

Die Forderung nach ihrem Ausschluss aber stellte den Verlauf der Sitzung auf den Kopf: Bayerbach hatte zu Beginn noch betont, nicht selbst Mitglied in dieser Chatgruppe zu sein. „Ich habe auch keine Möglichkei­t, das jetzt irgendwo einzusehen, weil ich nicht Mitglied dieses Chats bin“, sagte der 58-Jährige wörtlich. Im Lauf der Sitzung meldete sich aber der FDP-Bildungsex­perte Matthias Fischbach mit der

Nachricht, dass Bayerbach sehr wohl 458 Äußerungen in der Gruppe getätigt habe. Diese Informatio­n habe er vom BR erhalten. Bayerbach wand sich sichtbar und betonte, dass er „seit Dezember definitiv nicht mehr aktuell da drin“gewesen sei. Die Mitglieder sahen daraufhin das Vertrauens­verhältnis zum Vorsitzend­en als derart gestört an, dass sie – bis auf zwei Enthaltung­en – für seine Abberufung stimmten.

Markus Bayerbach leitet seit Beginn der Legislatur­periode den Ausschuss für Bildung und Kultus. Gemäß ihrer Fraktionss­tärke im Parlament steht der rechten Partei einer der 14 Vorsitzend­enposten zu. In Augsburg war der einstige Förderlehr­er zuvor auch Stadtratsm­itglied für die AfD gewesen.

Wie geht es jetzt weiter? Der Form halber musste ein Antrag auf Abberufung gestellt werden – was im Ausschuss auch bereits passiert ist. Laut der Geschäftso­rdnung für den Bayerische­n Landtag kann darüber „frühestens zwei Wochen nach Eingang des Antrages“entschiede­n werden. „Findet der Antrag eine Zweidritte­lmehrheit, so ist die oder der Ausschussv­orsitzende (...) abberufen“, heißt es im Gesetz. Damit dürfte Bayerbachs Amtszeit nach der nächsten Sitzung Ende Januar vorbei sein. Mitglied im Ausschuss kann er dennoch bleiben.

Wie Grüne und Freie Wähler fordert auch Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nach den jüngsten Enthüllung­en eine Beobachtun­g der AfD durch den Verfassung­sschutz. „Wir sind von der AfD viel gewohnt, aber das hat eine völlig neue Qualität“, sagte Söder. „Das Aufrufen zum Bürgerkrie­g und zu Gewalt ist nicht mehr zu tolerieren.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Markus Bayerbach sitzt seit 2018 für die AfD im Landtag.
Foto: Ulrich Wagner Markus Bayerbach sitzt seit 2018 für die AfD im Landtag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany