Neu-Ulmer Zeitung

China als heimliche Kinomacht

- VON RICHARD MAYR

Leinwand Wenn die Propaganda­abteilung einen Film in Auftrag gibt.

Ist das möglich? Der Film, der lange die Liste der erfolgreic­hsten Filme des Kinojahres angeführt hat, war in Deutschlan­d nie zu sehen. Dabei war „The Battle at Lake Changjin“der chinesisch­e Film mit dem höchsten Produktion­sbudget bisher. Aber die 200 Millionen Dollar waren gut investiert: Denn nie war ein chinesisch­er Spielfilm bisher erfolgreic­her als dieser Kriegsfilm. Bis jetzt stehen mehr als 900 Millionen Dollar auf der Habenseite.

Fast alles spielte der Film in China selbst ein. Schaut man auf die Troika, die den Kriegsfilm in Auftrag gegeben hat, erklärt sich einiges: Neben der Nationalen Radio- und Fernsehbeh­örde Chinas findet sich die Zentrale Militärkom­mission Chinas sowie die Propaganda­abteilung der Kommunisti­schen Partei Chinas.

Geschilder­t wird im Film die Schlacht am Changjin-See, auf der einen Seite kämpften UN-Truppen und amerikanis­che Verbände, auf der anderen Seite die neu in den KoreaKrieg eingetrete­ne Armee der Volksrepub­lik China. Da alle gegnerisch­en Verbände zurückgedr­ängt wurden, betrachtet China und natürlich auch der Film dieses Ereignis als ersten großen militärisc­hen Sieg über eine westliche Armee. Um das in Szene zu setzen, wirkten 70.000 Soldaten der chinesisch­en Volksbefre­iungsarmee mit (zum Vergleich: Die Bundeswehr kommt auf 183.000 Soldatinne­n und Soldaten).

Mit dem Erfolg verstetigt sich der Trend, dass in Chinas riesigem Kinomarkt vor allem chinesisch­e Produktion­en den Ton angeben und damit weltweite Spitzenerg­ebnisse erzielen. Einzig „Spider-Man“konnte die Hollywood-Flagge noch ein Stückchen höher hissen. Dem Superhelde­n gelang es, innerhalb von zwei Wochen weltweit eine Milliarde Dollar einzuspiel­en. Aber Achtung: Spider-Man-Darsteller Tom Holland denkt schon laut darüber nach, jetzt erst einmal keine Kinofilme mehr zu drehen…

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M co e. ob ad k. oc st : to Fo

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