Silvester im Wandel
Millionen Menschen feiern am kommenden Freitag wieder Silvester. Aber selbst im weitgehend christlichen Abendland Bayern werden nicht alle wissen, dass sie das einem Heiligen zu verdanken haben. Am 31. Januar 314 jedenfalls wurde ein gewisser Silvester zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Das und ein paar legendäre Sagen haben ausgereicht, ihn auf dem Kalender unsterblich zu machen.
Allerdings ist auch kaum ein anderer kirchlicher Gedenktag stärker säkularisiert worden als dieser. Auf kaum eine Feier im Jahreslauf werden mehr weltliche Wünsche, Vorsätze und Sehnsüchte projiziert als an Silvester. Das gibt den Feiern oft eine unnötige Schwere.
Dieses Jahr könnte alles noch schwerer werden. Denn an vielen Orten Bayerns fällt das SilvesterFeuerwerk klein oder gar komplett aus. „Innerhalb des Mittleren Rings ist das Zünden von pyrotechnischen Gegenständen mit ausschließlicher Knallwirkung untersagt“, hört man beispielsweise aus München. Von dort also, wo Jahreswechsel früher an bürgerkriegsähnliche Zustände erinnerten.
Das liegt einerseits an Corona, andererseits aber auch daran, dass die alten Silvesterbräuche wie Karpfen futtern, Bleigießen oder eben auch Böllern nicht mehr so im Trend liegen. Von daher ist es nur logisch, auf archaische Spektakel zu verzichten. Stattdessen kann man sich über Youtube ja umweltfreundlich die besonderen FeuerwerksJahrgänge 1989 oder 2000 zur inneren Erbauung reinziehen. Sie waren funkelnd, ausdrucksstark und hatten eine herrlich rauchige Note im Abgang. Da reicht es dann auch, mit Aqua naturale statt Sekt anzustoßen. Silvester abzusagen, wie es auch manche Spaßbremsen fordern, wäre jedenfalls übertrieben.