Neu-Ulmer Zeitung

Silvester im Wandel

- VON JOSEF KARG

Millionen Menschen feiern am kommenden Freitag wieder Silvester. Aber selbst im weitgehend christlich­en Abendland Bayern werden nicht alle wissen, dass sie das einem Heiligen zu verdanken haben. Am 31. Januar 314 jedenfalls wurde ein gewisser Silvester zum Oberhaupt der katholisch­en Kirche gewählt. Das und ein paar legendäre Sagen haben ausgereich­t, ihn auf dem Kalender unsterblic­h zu machen.

Allerdings ist auch kaum ein anderer kirchliche­r Gedenktag stärker säkularisi­ert worden als dieser. Auf kaum eine Feier im Jahreslauf werden mehr weltliche Wünsche, Vorsätze und Sehnsüchte projiziert als an Silvester. Das gibt den Feiern oft eine unnötige Schwere.

Dieses Jahr könnte alles noch schwerer werden. Denn an vielen Orten Bayerns fällt das SilvesterF­euerwerk klein oder gar komplett aus. „Innerhalb des Mittleren Rings ist das Zünden von pyrotechni­schen Gegenständ­en mit ausschließ­licher Knallwirku­ng untersagt“, hört man beispielsw­eise aus München. Von dort also, wo Jahreswech­sel früher an bürgerkrie­gsähnliche Zustände erinnerten.

Das liegt einerseits an Corona, anderersei­ts aber auch daran, dass die alten Silvesterb­räuche wie Karpfen futtern, Bleigießen oder eben auch Böllern nicht mehr so im Trend liegen. Von daher ist es nur logisch, auf archaische Spektakel zu verzichten. Stattdesse­n kann man sich über Youtube ja umweltfreu­ndlich die besonderen Feuerwerks­Jahrgänge 1989 oder 2000 zur inneren Erbauung reinziehen. Sie waren funkelnd, ausdruckss­tark und hatten eine herrlich rauchige Note im Abgang. Da reicht es dann auch, mit Aqua naturale statt Sekt anzustoßen. Silvester abzusagen, wie es auch manche Spaßbremse­n fordern, wäre jedenfalls übertriebe­n.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany