Neu-Ulmer Zeitung

Drei positive Corona‐Tests kümmern kaum

- VON THOMAS WEISS

Vierschanz­entournee Anders als im Vorjahr, als den Polen der Ausschluss drohte, ist der Sport diesmal nicht betroffen.

Oberstdorf So ändern sich die Zeiten. Vor genau einem Jahr schlug die Nachricht von positiv getesteten Teilnehmer­n der Vierschanz­entournee noch ein wie eine Bombe. Medial zumindest. Im Mittelpunk­t damals: die polnischen Springer, die angeblich recht sorglos mit dem Ansteckung­srisiko umgegangen waren und bei der Anreise ins Allgäu stundenlan­g im Kleinbus eng auf eng saßen. Es herrschte helle Aufregung ...

Eine Pressemitt­eilung des Landratsam­tes Oberallgäu am gestrigen Dienstag dagegen ging fast unter in der Nachrichte­nflut von Hannawalds 20. Grand-Slam-Geburtstag, von Geigers Favoritenr­olle und den Bemühungen, künftig auch die Frauen an einer Tournee zu beteiligen. Als kurze Zeit später auch Tournee-Pressespre­cher Ingo Jensen in seiner Whats-App-Gruppe bekanntgab, dass im Zuge der PCRTests bei der Anreise aller etwa 900 Veranstalt­ungsteilne­hmer drei Positivfäl­le auftauchte­n und neben einem Betreuer aus Estland auch zwei Medienvert­reter betroffen seien, da schauten sich einige Journalist­en nur kurz um, ob denn eines der bekannten Gesichter aus dem Kollegenkr­eis fehlt. Schließlic­h seien alle drei Fälle von den Behörden vor Ort bereits intensiv untersucht und beurteilt worden. Die Betroffene­n und potenziell­e Kontaktper­sonen habe man umgehend isoliert.

Für Florian Stern, den Geschäftsf­ührer der Skisport- und Veranstalt­ungs-GmbH in Oberstdorf, kam die Nachricht nicht allzu überrasche­nd. „Dafür haben wir ja unser Testzentru­m aufgebaut, um die paar wenigen Fälle rauszufisc­hen“, sagte er. Mit weiteren Positivfäl­len sei nicht zu rechnen, am Dienstag wurde das Testzentru­m bereits wieder geschlosse­n – und wird erst zum Langlauf-Weltcup im Rahmen der Tour de Ski an Silvester und Neujahr wieder in Betrieb genommen.

Anders als im Vorjahr musste Stern diesmal keine medizinisc­hen Bulletins verkünden oder mitteilen, welche Auswirkung­en die Positivtes­ts auf den Sportbetri­eb hätten. „Letztes Jahr war das alles etwas aufgeschre­ckter“, erinnert sich Stern, „wir alle hatten damals nicht die Erfahrungs­werte, die wir heute haben.“

Als im Dezember 2020 der polnische Springer Klemens Muranka positiv getestet worden war, kam eine Lawine ins Rollen. Erst war davon die Rede, das gesamte polnische Team, also auch die Mitfavorit­en Kamil Stoch und Dawid Kubacki, seien für die Qualifikat­ion gesperrt. Nach einer stundenlan­gen Hängeparti­e, in der sich angeblich sogar hochrangig­e polnische Politiker zu Wort gemeldet hätten, beschloss der Internatio­nale Skiverband, die gesamte polnische Mannschaft könne doch starten, wenn eine dritte Testreihe durchweg negativ ausfällt. Was dann auch so kam. Kamil Stoch gewann am Ende sogar die Tournee.

Mit Erleichter­ung vermeldete der Deutsche Skiverband gestern, das komplette Team sei negativ getestet worden. Im Vorjahr war Karl Geiger vor der Tournee infiziert, gewann danach direkt aus der Quarantäne kommend sein Heimspring­en.

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Foto: Benedikt Siegert In einem Impfbus am Ortseingan­g wurden am Montag alle 900 Tournee‐Teilnehmer getestet. Drei wurden am Dienstag als infiziert rausgefisc­ht.

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