Neu-Ulmer Zeitung

„Die Hände sind wie Flügel“

- VON PATRICK REICHARDT

Sport Es kommt auf den Absprung an. Passt der, können Skispringe­r sich kurz wie ein Vogel fühlen. Was bei der Sportart noch wichtig ist, erklärt der frühere Profi Sven Hannawald.

‐Team

In die Hocke gehen, losfahren und abspringen! So einfach sieht Skispringe­n aus. Doch wer die Sportart betreibt, muss viel üben. Mut braucht es auch! Bewundern kann man die besten Springer in den Tagen rund um Silvester. Bei der Vierschanz­entournee treten sie mehrmals gegeneinan­der an. Der frühere Skispringe­r Sven Hannawald hat diese Tournee vor einigen Jahren schon gewonnen. Er erklärt dir heute, worauf es dabei ankommt.

Worauf müssen Skispringe­r achten, wenn sie die Schanze hinuntergl­eiten?

Dass sie sich nicht ablenken lassen und sich darauf konzentrie­ren, was man gewohnt ist. Es kommt dann auf den Absprung an. Man muss das zeigen, was man gelernt hat.

Was kann schiefgehe­n?

Im Anlauf geht wenig schief. Früher gab es noch keine gefrästen oder geführten Spuren, das ist jetzt anders. Nach dem Absprung darf man nicht mit dem Körper zu sehr in Richtung Ski gehen. Da geht es viel um Gefühl.

Worauf muss man beim Absprung achten?

Beim Absprung kommt es auf den perfekten Zeitpunkt an. Es geht aber auch da um die Haltung des Oberkörper­s. Auch der Winkel von Schanzenti­sch zur Hüfte ist entscheide­nd. Als Vergleich: Auf einem Stuhl richtet man sich normalerwe­ise nach oben auf, wir dagegen stürzen uns nach vorn.

Merkt man schon beim Absprung, ob es ein guter oder schlechter Sprung ist?

Ja, das merkt man. Wenn man den richtigen

Zeitpunkt erwischt hat, merkt man, wie die Kräfte übergehen. Man hat dann eine automatisc­he Drehung und kann schön fliegen.

Was kann man in der Luft noch verändern?

Man könnte es stark beeinfluss­en, wenn man den Körper nach oben zieht. Dann würde man aber Geschwindi­gkeit und Weite verlieren und früher landen.

Woran denkt man als Skispringe­r, während man fliegt?

Wenn man nach dem Absprung Höhe gewinnt, ist das ein besonderer Zustand. Den kann man unheimlich genießen. Das kommt dem Fliegen sehr nahe. Man ist wie ein Flugzeug, die Hände sind wie die Flügel, mit denen man etwas korrigiere­n kann. Man denkt aber auch schon an die Landung.

Worauf kommt es beim Landen an?

Wichtig ist, dass man sich vom Schwerpunk­t immer mittig hält. Wenn man zu weit nach vorne springt, ist die Gefahr, dass man nach vorne überkippt. Nach hinten ist es nicht so wild, weil wir bei der Landung einen gewissen Halt haben.

Warum ist es schwierig, nach weiten Sprüngen vernünftig zu landen?

Der Hang wird immer flacher. Dann wird es immer schwierige­r, einzuschät­zen, wie schnell ich nach der Landung weiterfahr­en kann. Das einschätze­n zu können, ist für erfahrene Skispringe­r besser und einfacher. Wenn jemand immer normal mitspringt und plötzlich ganz weit springt, hat er vielleicht mehr Schwierigk­eiten. Da braucht man ein gewisses Gefühl, das ist eine Art Übungssach­e. (dpa)

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